Bewertung: 4.5 / 5
Meine Bewertung für Episoden 1-3 nach der Erstsichtung ist 8/8,5/9. Ich werde aber auf jede Folge kurz im Detail eingehen. (je nachdem wann ich dazukomme)
Episode 1 - Abschied:
(ACHTUNG SPOILER !)
Trailer zu Das Rad der Zeit
Ich kann das Problem das viele mit der ersten Folge haben ganz klar verstehen. Das Tempo ist für eine Einführungsfolge sehr hoch und was noch wichtiger ist, es wird nicht besonders viel erklärt. Für mich als Buchleser, war dies alles kein Problem zu verstehen und ich empfand das Tempo zumindest in Ordnung. Wenn man nicht weiß was eine Aes Sedai oder ein Warder ist, wer ist der Dunkle König und was will er vom Wiedergeborenen Drachen und was will mir überhaupt diese Eröffnungssequenz sagen ?. sehr schwierig. Ich verstehe aber auch das sie das Tempo angezogen haben, weil sie die Handlung weiterbringen wollen. Denn eine beschauliche Dorf-Folge, hätte am Ende auch niemand so richtig gepasst. Vielleicht wäre eine richtige Pilotfolge mit ca. 90 Minuten die bessere Wahl gewesen.
Die erste Episode zeigt bereits, was man im Vorfeld von Rafe Judkins und Brandon Sanderson gehört hat. Es gibt gravierende Änderungen zur Buchvorlage, aber man bleibt dabei dem Herzen des Ausgangsmaterials immer treu. So bekommen Charaktere wie Perrin, Mat und auch Nynaeve nun andere bzw. erweiterte Backgrounds verpasst.
Nynaeve wird in den Büchern als adoptierte Waise beschrieben und dieser Hintergrund wird nun erweitert, indem man erklärt das die Dorfheilerin welche sie aufgezogen hat, die Macht lenken konnte, aber von der Weißen Burg abgewiesen wurde. Das gefällt mir außerordentlich gut, da es den Blickwinkel von Nynaeve gegenüber den Aes Sedai auf lange Sicht hin deutlich macht und hier schon gut vorgebaut wird.
Die Eltern von Mat Cauthon werden nun als etwas schäbige und verarmte Dorfbewohner dargestellt. Vor allem sein Vater Abell Cauthon scheint hier ein Trinker zu sein, der den Frauen nachstellt und seine Frau Natti wirkt recht verzweifelt. So scheint es mehr an Mat zu liegen sich um seine Schwestern Bodewhin und Eldrin zu kümmern. In den Büchern sind die Eltern ein ganz normaler Bestandteil der Dorfgemeinschaft und sein Vater eben der hiesige Pferdehändler. (was wohl immer noch so ist) Ich denke das dieser Hintergrund auf lange Sicht der Figur durchaus mehr Tiefe in seinen Handlungen bringen wird. Mat ist in den Büchern zwar immer der Charakter, welcher eben sein "Mat-Ding" durchzieht, aber mit dieser Ausgangssituation erklärt es viel besser das Mat "die falschen Dinge, aus den richtigen Gründen" tut.
Perrins Änderung ist schwierig. Grundsätzlich ist Perrin in den Büchern der Charakter, welcher meistens mit seinen inneren Monologen konfrontiert wird, weshalb er auch als der schweigsame Riese gilt. Nun bekommt er in der Serie eine Ehefrau verpasst, welche er während des Angriffs der Trollocs aus Versehen selbst tötet. Persönlich empfinde ich diesen neuen Storyarc als etwas zu traumatisch. Ich verstehe aber das sie hier bereits das "innere Biest" von Perrin aufzeigen wollen und im Umkehrschluss schon darauf vorbauen, (was man in Episode 3 bereits sieht) die Rolle von Perrin als den Beschützer besser und tiefliegender zu etablieren. Ob die Figur dadurch zukünftig zu zerrissen sein wird, das wird die Zukunft zeigen.
Egwene und Rand sind sich in den Büchern zwar seit Kindheitstagen versprochen, aber hier wird das Ganze nun noch als wirkliche Liebesbeziehung ausgerollt. Kann man erst mal so stehen lassen und ich denke das man sich hier für später noch etwas dabei gedacht hat.
Insgesamt kann man sagen, das die Darsteller für ihre jeweiligen Rollen wirklich "spot-on" sind. Jede der Figuren hätte man kaum besser casten können, was mich überaus glücklich macht, aber leider auch etwas wehmütig, wenn ich daran denke das Barney Harris als Mat nur in dieser Staffel mit dabei sein wird. Barney ist der perfekte Mat und Mat ist halt eben mein absoluter Favorit in den Büchern... das tut weh. Aber ich werde Finn natürlich ebenso seine gerechte Chance geben. Josha Stradowski als Rand ist genau der ruhige und ehrliche Charakter wie man ihn sich aus den Büchern vorstellt. Perrin als der Fels in der Brandung ist mit Marcus Rutherford ein Traum. Barney Harris spielt den etwas verschmitzten Mat genau wie er sein soll. Zoe Robins hat mich überaus überrascht, da Nynaeve neben Perrin eben eine weitere schwer darstellbare Figur ist, aber sie hat dies bisher mit Bravour gelöst. Bitte mehr davon. Egwene ist der am wenigsten veränderte Charakter aber bisher für mich der emotional stärkste Charakter der Serie. Wieder bravourös. Rosamund Pike war im Vorfeld bereits klar, das sie als Moiraine absolut glänzen wird und Daniel Henney steht ihr hierbei nicht nur bei, sondern in nichts nach.
Michael McElhatton als Tam alThor bleibt unverändert (bisher) wie man ihn aus den Büchern kennt. Die Szenen mit ihm und Rand waren ein echter Genuss und er strahlt richtig die Weiheit des älteren Mannes und Vaters aus.
Johann Meyers will ich noch besonders erwähnen, weil mich mein Dauergrinsen, als Padan Fain auftaucht, einfach nicht mehr verlassen wollte. Auch wenn er hier erstmal nur einen kleinen Auftritt hat, sind diese wenige Minuten der schiere Geniestreich. Ein unglaublich charismatischer Schauspieler.
Das Setdesign ist der Hammer. Eine so lebendige Darstellung von Emondsfeld/Two Rivers hätte ich mir nur in meinen Träumen vorstellen können. Wenn man noch bedenkt, das sie das Set dann wirklich abgefackelt haben... Wow. Auch jedes kleinste Detail im Hintergrund, also auch die Requisiten und sowas wie die Waffen der Trollocs, sind mit soviel Liebe zum Detail arrangiert und plaziert worden. Die Kostüme sind enorm detailverliebt und sehen einfach atemberaubend aus... echter "eye-candy". Auch der Blick auf Emondsfeld und die Verschleierten Berge ist unglaublich und erfreut mein Herz als Buchleser.
Als Kind der 80er bin ich schlichtweg ein Freund des praktischen Effekts und kann meistens mit zuviel CGI nichts anfangen. Besonders wenn es zu ersichtlich ist und es mich aus der Immersion holt. Hier geht man den Weg mit soviel echten Requisiten und praktischen Effekten zu arbeiten wie möglich und diese dann noch mit CGI nachzubearbeiten. Das sieht dann auch beinahe immer entsprechend stark aus. Die Trollocs sind bahnbrechend genial in ihrem Design und das gilt auch für die verschiedenen Ausrichtungen und das diese nicht alle gleich aussehen. Zumindest... und hier kommt das aber... solange sie sich nicht bewegen. Der Laufmodus der Kreaturen erinnert mich dann doch eher an schlechte B-Movies aus den Tiefen der 80er. Gegen die Darstellung des Myrddraals habe ich so ziemlich nichts einzuwenden. Das sieht sehr cool und creepy aus. Nicht so wie ich es mir aus den Büchern vorgestellt habe, aber eine Umsetzung mit der ich mehr als leben kann.
Am meisten CGI kommt natürlich zum Einsatz, wenn Moiraine anfängt die Macht zu lenken. Das sieht in seinen besten Momenten richtig gut aus wenn sie z.B. Luft webt, aber auch recht billig wenn z.B. der Blitz einschlägt. Grundsätzlich finde ich das man auf dem besten Weg ist, aber noch einiges Luft nach oben ist. Das Moiraine das Lenken der Macht wie einen "Tanz" aufführt, empfinde ich als cleveren Schachzug. Guter Einfall der von Pike selbst kam. Aber hinsichtlich späterer Folgen sei darauf hingewiesen, das jede Aes Sedai ihre eigene Art hat die Macht zu lenken. Hier hat Rafe den Darstellern quasi etwas Spielraum gelassen, damit sie sich besser einfinden und damit wohlfühlen.
Das letzte Drittel der Folge behandelt dann den Angriff der Trollocs auf das Dorf. Hier geht man auch nicht gerade zimperlich um und es fließt auch das eine oder andere Blut. Überhaupt hat man hier genau die richtige Mitte gefunden, wie man Gewalt sehr anschaulich darstellen kann, ohne zu arg in ewig langen Nahaufnahmen zu verweilen. Eigentlich bin ich kein Freund von harten und schnellen Schnitten oder gar wackligen Kameraaufnahmen, aber bei diesem Angriff unterstreicht es grandios das Chaos, welches diese Kreaturen im Dorf auslösen. Dadurch das es in den Szenen mit den einzelnen Charakteren immer wieder zu ruhigeren Bildern kommt, funktioniert das für mich perfekt. Defintiv ein absolutes Highlight der ganzen Episode.
Die anschließende Nachlese wenn Rand in das Dorf kommt und Moiraine der Gruppe die Hintergründe "offenbart" (Aes Sedai halt) und der anschließende schnelle Aufbruch, durch die drohende Trolloc Armee führt zu einem Voiceover von Moiraine, welches der Folge eine absolute Gänsehaut-Szene als Abschluss bietet.
Für mich war dies eine sehr emotionale Folge, weil ich die Charaktere das erste mal in lebendig, bewegten Bildern sehen konnte. Gerade weil die Figuren hier noch so unbedarft sind und man das Ausmaß ihrer monumentalen Reise nicht mal im Ansatz erahnen kann.
Nochmal zurück zur Eröffnungsszene und den roten Aes Sedia, welche zwei Männern verfolgen. Toller Fanservice, geschickt umgesetzt und ich hoffe das man darauf noch in den weiteren Episoden zurückkommt, denn ansonsten würde das für Nicht-Buchleser keinen Sinn ergeben. Jetzt Spoiler im Spoiler (gab es sowas schon mal?): Im Prinzip sehen wir hier schon wie der Wahnsinn eines männlichen Machtlenkers später noch dargestellt wird. Es wird also keine Stimme aus dem OFF, sondern eine Figur, welche nur der Machtlenker sieht. So macht es Sinn, das Lews Therin bereits gecastet wurde. Find ich klasse.
Wie anfangs erwähnt, ein guter Anfang wenn man die Bücher kennt, aber ein recht holpriger Start wenn dem nicht so ist. Die Folgen 2 und 3 nehmen sieh definitv mehr Zeit und ich lehne mich aus dem Fenster und sage, das die offenen Fragen im Laufe der ersten Staffel, alle zufriedenstellend beantwortet werden. "Das Rad der Zeit" ist eben ein schwieriger Stoff um ihn zu verfilmen und es verdient meinen allergrößten Respekt mit welch großartiger Qualität man hier die ersten Folgen bereits angepackt hat.
So bleibt mir einfach keine andere Wahl als 8 von 10 Punkten für die erste Folge zu vergeben, aber kann verstehen wenn mancheiner etwas niedriger ansetzen wird.
Wie ich schon an anderer Stelle schrieb.. wer dran bleibt, wird belohnt. Solch ein Epos kann seine ganze Pracht einfach nicht nach einer oder ein paar Folgen ausbreiten.
Bewertung / Episode 1: 8/10