Bewertung: 4 / 5
Endlich ist es soweit, nach neun Jahren geht es endlich wieder nach Mittelerde. Hat es sich gelohnt, so lange zu warten und die Story eines Kinderbuches auf drei Filme aufzuteilen, oder hätte man die „Herr der Ringe“-Trilogie alleine stehen lassen sollen? [u][b]!Achtung, diese Kritik enthält viele Spoiler, wer nichts von der Handlung erfahren möchte, sollte nicht weiterlesen![/b][/u] Es ist ein ganz normaler Tag für Bilbo Beutlin, er möchte es sich in seinem Garten bequem machen, als plötzlich der sagenhafte Zauberer Gandalf ankommt, und versucht, den Hobbit zu einem Abenteuer überreden, doch dieser ist äußerst abgeneigt, und möchte nichts mit der Sache zu tun haben. Als die Dämmerung einbricht, kommen nach und nach mehrere Zwerge in die Hobbithöhle, ohne dass Bilbo überhaupt eine Ahnung haben könnte, wer diese Zwerge sind. Nun diese Zwerge wohnten einst im letzten großen Zwergenreich „Erebor“, welches allerdings vom Drachen Smaug eingenommen wurde. Doch die elf Zwerge sind fest davon überzeugt, ihre Heimat zurückzuerobern und ein großes Abenteuer beginnt für den kleinen Hobbit, Gandalf und die Zwerge. Soviel zur Handlung des Films und erst einmal zur Besetzung. Mit Martin Freeman hat man den perfekten Hobbit Bilbo, er macht seine Arbeit wirklich gut und zeigt viele der besten schauspielerischen Leistungen im Film. Sir Ian McKellen gibt wieder den Zauberer Gandalf der Graue, und zeigt einmal mehr, warum er einer der Top-Schauspieler Hollywoods ist. Die Rolle des Gandalfs ist einfach seine Paraderolle und jeder wird an Gandalf denken, wenn er McKellen sieht. Zudem gibt es einige Wiedersehen mit alten, aus der HdR Trilogie bekannten Darsteller wie zB Elijah Wood (Frodo Beutlin), Cate Blanchet (Galadriel) oder Sir Christopher Lee als Saruman. Der Zwergenanführer Thorin Eichenschild wurde mit Richard Armitage besetzt, den manche aus einem kurzen Auftritt im ersten Captain America Film kennen, und beschert uns die besten Actionmomente des Films, denn er ist ein guter Kämpfer und immer im Mittelpunkt. Zum Rest der Zwerge kann man leider nur wenig sagen, denn hier sticht keiner weiter heraus, sondern sie sind nur Teil der Reisegruppe und es gibt nicht die Szenen, in denen einer besonders hervorstechen kann. Regisseur Peter Jackson, der auch die „Herr der Ringe“-Trilogie inszenierte, zeigt uns wieder wirklich schöne Landschaftsaufnahmen von Mittelerde, die die durchgehende Wanderung der Truppe auflockert und vor allem in 3D begeistert. Auch dass diese Szenen wirklich mit den Schauspielern in Neuseeland gedreht wurden und nicht vor einem Greenscreen, zeigt noch einmal, wie aufwendig der Dreh war, aber das war es Wert, wenn man diese Szenen sieht. Gelungen sind auch die Special Effects, die es in diesem Film reichlich, fast in jeder Szene gibt, auch wenn sich der ein oder andere daran stören wird, dass zB die Goblins im Nebelgebirge nur animiert bzw. per Motion Capturing-Verfahren entstanden, und nicht, im Gegensatz zu den „Herr der Ringe“ Filme, mit echten Schauspielern und Make-up gespielt wurden. Aber das ist meiner Meinung nach Ansichtssache, denn die Motion Capture Darstellungen sind extrem gut, und die Produktionsfirma WETA Digital hat zB bei Gollum, den drei etwas tölpelhaften Bergtrollen und eben bei den Goblins prima Arbeit geleistet. Aber auch hier gibt es leider Negativbeispiele, denn die Wargs, die oft im Film vorkommen sind einfach schlecht animiert und wirken extrem unecht. Ein weiterer Pluspunkt für den ersten Hobbit sind die Sets und die Kulissen, die zB in Hobbingen oder die Nahaufnahmen von Thal, sehr detailreich und aufwendig gebaut wurden, und nicht aus dem Computer stammen. Wobei wir hier auch schon zu den negativen Aspekten kommen. Denn auch bei diesem Film wurde der Greenscreen zu oft eingesetzt und man erkennt ihn deutlich, zB als Balin die Geschichte Thorins erzählt. Wer sich einen Mittelerde-Film ansieht, muss mit einer langen Laufzeit rechen, und das ist auch hier wieder der Fall, denn „Eine unerwartete Reise“ dauert 2:45 Stunden, auch wenn ich nach dem Kino nicht das Gefühl hatte, dass es so viel war, sondern eher weniger. Aber gerade in der Exposition, also der Erzählung, wie die Zwerge ihr Reich verloren, ist eindeutig zu lange geraten, da hätte man gleich nach dem Angriff von Smaug einen Schnitt machen müssen, und nicht noch weitere Szenen nachliefern, die Thorin beim schmieden zeigen! Auch die Szenen in der Hobbithöhle sind deutlich zu lange, es dauert zwei Lieder, eine lange Diskussion am Esstisch und ein kleines Schläfchen Bilbos, bevor es endlich mal weiter geht in der Story. Und sobald die Reisegruppe Hobbingen verlassen hat, geht es weiter mit einem Flashback, der zwar gut ist, aber ich hätte ihn ein wenig später im Film eingebaut, damit der Zuschauer ein wenig mehr Gegenwartsstory bekommt. Ein weiteres Problem des Films ist der Humor, der einfach zu häufig und teilweise lächerlich vorkommt. Klar, es ist ein Kinderbuch und keiner kann eine so düstere Stimmung wie bei den „Herr der Ringe“ Filmen erwarten, aber der Witz ist teilweise auch extrem unnötig, ich denke da zum Beispiel an das Rülpsen von Nori, welches zwar im Kino viele Lacher als Folge hatte, ich aber nur den Kopf schütteln kann, warum das jetzt in den Film rein musste. Die Actionszenen sind zwar rar in ihrer Häufigkeit, aber wenn es welche gibt, dann sind sie gut choreographiert und lockern die teilweise fade Story deutlich auf. Eine Szene, die ich allerdings absolut unnötig finde, ist der Kampf der Steinriesen im Nebelgebirge, die zwar nett animiert sind, aber ich verstehe den Sinn dahinter einfach nicht. Warum kämpfen diese Kreaturen erst, als die Zwerge auf ihnen klettern, und nicht schon Jahre zuvor, denn es sieht ja so aus, als wären sie schon länger dort. Absolut unnötige Storydehnung, hier hätte man deutlich Zeit sparen können. Die Musik stammt wieder vom Komponisten Howard Shore, der viele Elemente einfach nur aus seinem „Herr der Ringe“- Soundtrack kopiert, allerdings auch sehr tolle neue Stücke schafft. Es wurde oft diskutiert, wie man ein 200seitiges Kinderbuch auf drei Filme straffen kann. Nun ja, eigentlich sollte Teil eins bis zur Fässerfahrt der Zwerge andauern und einiges mehr von von der Festung Dol Guldur zeigen, aber der Film endet „schon“ bei der Adlerrettung. Ich finde es absolut gerechtfertigt, den Film auf drei Teile zu splitten, denn sonst wäre einiges viel zu kurz im Film gekommen, oder es hätte eine wahnsinnige Laufzeit von 3,5 Stunden oder so etwas in der Größenortnung gegeben. Klar hätte man an einigen Stellen die Story straffen können, aber so viel, dass fast der halbe zweite Film noch im ersten vorkommt, wäre unmöglich gewesen, auch wenn vieles von den Drehbuchautoren Jackson, del Toro und Walsh deutlich ausgeschmückt wurde, was angesichts der teilweise unbeschriebenen Details der Vorlage von JRR Tolkien aber vollkommen gerechtfertigt sind. Oder um es mit den Worten von Gandalf zu sagen:"Jede gute Geschichte verdient es, ausgeschmückt zu werden!" Für mich ist „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ einer besten Filme der letzten Jahre, er kommt zwar längst nicht an die „Herr der Ringe“ - Trilogie ran, aber er ist ein guter Start in eine neue Mittelerdetrilogie, die zwar noch ausbaufähig, aber dennoch schön anzusehend beginnt. Ich freue mich auf die nächsten zwei Filme und hoffentlich mehr Charakterzeichnung, was die Zwerge betrifft. Bewertung: 8.5/10 Punkten
Der Hobbit - Eine unerwartete Reise Bewertung