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Der Junge muss an die frische Luft

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Prädikat: besonders wertvoll

Der Junge muss an die frische Luft Kritik

Der Junge muss an die frische Luft Kritik
0 Kommentare - 23.12.2018 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).
Der Junge muss an die frische Luft

Bewertung: 4 / 5

Hans-Peter wächst im Ruhrpott der 1970er Jahre auf. Die Familie ist groß, laut, lustig und immer in Feierlaune. Die einen Großeltern leben auf dem Land, die anderen in der Stadt. Der Vater ist oft unterwegs auf Montage, aber die Mutter, die Hans-Peter abgöttisch liebt, ist ja da. Und es ist das Allerschönste für den 9-Jährigen, wenn er die Mutter mit seinen Witzen und Parodien von Verwandten und Bekannten zum Lachen bringen kann. Doch im Laufe der Jahre lacht seine Mutter immer weniger. Sie wirkt abwesend und schaut stundenlang aus dem Fenster. Fast so, als ob sie sich Stück für Stück aus dem Leben verabschiedet. Und kein Scherz dieser Welt kann sie wieder zurückholen.

Im Jahr 2014 erschien mit "Der Junge muss an die frische Luft" das Buch von Hape Kerkeling, in dem der Entertainer und Komiker von seiner Kindheit und dem Verlust seiner Mutter erzählt. Caroline Link hat nun die tragikomischen Geschichten ganz im Stil der Vorlage verfilmt. Denn in allen Gewerken - ob die detailgetreue und authentische Ausstattung, die sonnigen Bilder von Judith Kaufmann oder die hemdsärmelig rotzigen Ruhrpott-Dialoge innerhalb der Kerkeling-Familie, die Ruth Toma umgesetzt hat - zeigt sich die große Wärme und Herzlichkeit, die schon das Buch auszeichnet.

Trailer zu Der Junge muss an die frische Luft

Doch Der Junge muss an die frische Luft steht und fällt natürlich mit der Besetzung von Hape Kerkeling als Kind. Und Julius Weckauf ist ein absoluter Glücksgriff. Jeder Blick, jedes Hochziehen der Augenbrauen, jeder noch so kleine Auftritt - all das ist eine perfekte Verkörperung des Künstlers. Gerade auch im Zusammenspiel mit Luise Heyer, die Hapes Mutter mit einem genauen Gespür für die fröhlichen und auch die tieftraurigen Momente verkörpert, entsteht zwischen den beiden eine ganz großartige Chemie als Grundlage für eine tief berührende Geschichte, die bis zum hoffnungsvollen Schluss das Leben und die Familie feiert.

Mit der Verpflichtung von Julius Weckauf gelang Caroline Link der Besetzungscoup des Jahres. Unter mehr als 5000 Bewerbern setzte sich der Junge aus einem Dorf in NRW beim Casting durch, nachdem er von Kunden im Laden seiner Eltern auf die Suche nach einem jungen Hape Kerkeling aufmerksam gemacht worden war. Er stammt nicht nur aus einem ähnlichen Milieu und hat große Ähnlichkeit mit dem Entertainer. Er hat auch das verschmitzte Lächeln und jenen Schalk im Blick, der dazu führt, dass auch dem kleinen Hape keiner böse sein kann.

Caroline Link führt den Jungen zu einer großartigen schauspielerischen Leistung, nicht nur damit knüpft sie an ihr grandioses Debüt mit Jenseits der Stille an, wo sie ebenfalls ein Händchen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bewies. Weckauf fügt sich nahtlos in ein grandioses Ensemble ein.

Zugleich macht der Film klar, warum Kerkeling auf dem Höhepunkt des Ruhms dem Bildschirm adé sagte. Er ist nun mal ein Kind der 70er, das sich selbst oft in Szene setzte, aber nie seine Person ins Zentrum seiner Auftritte stellte. Und genau das reflektiert der Film auf wunderbare Weise.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Der Junge muss an die frische Luft Bewertung
Bewertung des Films
810

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