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Der Polarexpress

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Der Polarexpress Kritik

Der Polarexpress Kritik

Der Polarexpress Kritik
0 Kommentare - 03.12.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Polarexpress" ist.

Bewertung: 3 / 5

Ein kleiner Junge (Daryk Sabara) will nicht so recht an den Weihnachtsmann glauben. Als eines Tages eine Dampflokomotive mit einem exzentrischen Schaffner (Tom Hanks) vor seiner Tür steht, nimmt der Junge an einer Reise zum Nordpol teil. Im sogenannten Polarexpress lernt er andere Kinder kennen, die ebenfalls den Weihnachtsmann kennenlernen wollen.

In den 2000er Jahren hat sich Regielegende Robert Zemeckis vor allem damit einen Ruf gemacht, Animationsfilme zu drehen. Mit dem technischen Aufwind und einer hierzulande zumindest relativ unbekannten Vorlage nach Chris Van Allsburg drehte Zemeckis einen Film über einen Jungen, der den Glauben verloren hat. Gleichzeitig drehte er damit den ersten komplett in CGI, beziehungsweise modernen Motion-Capture-Film der Filmgeschichte. Um den Zuschauern einen leichten Einstiegspunkt zur Verbindung mit der Hauptfigur zu schaffen, ließ der Film auch gleich schiwerig zu lernende Namen von Charakteren weg und listete seine Figuren vor allem innerhalb der Geschichte gleichsam, mit der Funktion, die sie im Skript erfüllen. Aus gängigen Heldennamen, wird "Hero Boy", der Schaffner bleibt der Schaffner, der Besserwisser bleibt der Besserwisser und überhaupt fungieren die Figuren diesem Werk als Abziehbilder von tatsächlichen Charakteren. Nun ist das vermutlich gar nicht der Anspruch von Der Polarexpress und es ging Zemeckis vielleicht auch mehr darum, zu zeigen, wie großartig die Animationstechnik ist.

Schließlich lässt sich diese Affinität auch keinesfalls abstreiten, folgten doch auf Der Polarexpress auch weitere Animationsfilme wie Die Legende von Beowulf (2007) und Disneys Eine Weihnachtsgeschichte (2009). Nun muss man deutlich sagen, daß dieser Film aber auch daran krankt, daß er ähnlich wie Zemeckiss Charles Dickens-Adaption eben ein Kind seiner Zeit ist. So sehen Texturen und Konturen in der Welt des Filmes ziemlich unscharf aus. Auch die fehlende Liebe zum Detail wird hier deutlich, weil Zemeckis einen Faible dafür hat, seine Animationsfiguren möglichst realistisch zu zeichnen. Doch dadurch brennt auch immer die Frage auf, warum man dann überhaupt einen Animationsfilm inszenieren möchte, wenn doch alle Charaktere aussehen sollen, wie im realen Leben. Zwar kann man einen deutlichen Unterschied zu den ersten Computeranimationsfilmen wie Toy Story (1995) oder Antz (1998) erkennen.

Unterdessen darf man Zemeckis durchaus als eher Konservativ-Neoliberalen Geist verstehen. So stellt Zemeckis in seinen Werken das System über das Individuum, was sich vor allem daran zeigt, daß die Figuren in seinen Filmen immer auch durch übergeordnete Instanzen auf den "richtigen Weg" geführt werden, oder eine "Mission" über ihr Leben stellen würden. So lässt sich auch Der Polarexpress in die Kategorie Pädagogikfilm einteilen, weil seine Subtexte voller Anpassung und Benimmreglungen in der Masse stecken. So bekommen nur artige Kinder etwas vom Weihnachtsmann und auch strikter Gehorsam wird von allen Beteiligten – Den Kindern, aber auch den Mitarbeitern – eingefordert. So arbeiten vor allem auch Elfenwesen, oder andere Fabelwesen für den Weihnachtsmann. Dieser Umstand ist natürlich nicht exklusiv für diesen Film erfunden worden und so findet sich die Hierarchie der Arbeit auch in anderen Werken über die Geschenkeproduktion wieder. Doch Zemeckis zeigt sich nicht das erste Mal als perfider Kapitalist. Er verleiht der Arbeiterklasse immer etwas Lustiges und gleichzeitig naives, daß wiederum durch eine gewisse Liebe zur Arbeit nach außen getragen wird. Schließlich handelt auch Cast Away – Verschollen (2000) von nichts anderem, als einem Mann der seine "Mission" über sein Wohlergehen stellt. Doch spannend ist diese Aussage auch hier, weil sich konservative Werte im Zusammenspiel mit dem Kapitalismus oft beißen. So stellt der Konservatismus die Familie über alles, während der Kapitalismus eben das Kapital über alles stellt. In diesem Sinne wird auch Der Polarexpress vor die Frage gestellt, ob nun das Kapital das Wichtigste an Weihnachten ist, oder das Miteinander. Schließlich gelangt diese Art von Belehrungsfilm dann zu der Erkenntnis, daß es tatsächlich noch etwas gibt, was wichtiger als das Kapital ist. Sicherlich hätte der Kontrast beider Seiten im Film noch deutlicher hervorgehoben werden können.

Aber so ganz verschroben ist die Aussage dieses Zemeckis-Werkes tatsächlich eben auch nicht, weil die Figuren durch ein starkes Band der Solidarität, aber auch der naiven Achtsamkeit von Kindern, im Hinblick auf andere Kinder getragen werden. So werden die Mysterien des Zuges, aber auch die möglichen Konflikte innerhalb der Besatzung durch die Kinder, so wie das Miteinander von den unterschiedlichen Parteien explizit eingefordert. Indes nimmt der Film viel aus seinem Charme vor allem durch den großartigen Tom Hanks, der hier einen undurchsichtigen Schaffner, einen exzentrischen Bettler und viele weitere Figuren auf einmal mimt. Gerade Hanks Spielfreude überträgt sich sofort auf den Zuschauer, sodass der Film viel seiner Qualität darauß bezieht. Daß ist im übrigen auch eine Qualität, die nicht im mindesten in der deutschen Synchro verloren geht, die hier perfekt von dem großartigen Arne Elsholtz getragen wird. Gleichzeitig überträgt der Film sorgsam auch die Kinderaugen und die recht naive Herangehensweise seiner Hauptfiguren auf den Zuschauer. So sind Konflikte, aber auch das gesamte Dasein der Figuren auf eine sehr kindliche Weise umgesetzt. „Wie wirkt der Schaffner auf mich?“, „Was verbirgt sich hinter der Tür?“, oder „Wie heißt dieser neue Junge?" all das mündet in einem klassischen Trieb, ausgedrückt in Form des Explorationsverhaltens, welches natürlich bei den Jungen Charakteren extrem ausgeprägt ist.

Überdies ist die gesamte Geschichte recht charmant und intim erzählt, weil sich die gesamte Geschichte auf engstem Raum in einer Art Kammerspiel offenbart. Hinzu kommen recht surreale Momente, aber auch rasante Kamerafahrten, die latenter Actioninszenierung nahekommen. Doch gerade, weil der Film so viele Dinge mit seinem Publikum entdecken will, ist es eigentlich schade, daß die Animation nicht so recht hinterherkommt. Es wirkt zu Teilen recht glatt und Detailarm, wodurch sich der Zuschauer eben auch nicht komplett in dieser Welt verlieren kann.

Eine Fahrt mit Der Polarexpress ist sicherlich nicht die schlechteste aller Ideen. Zwar wirkt der Film wie ein klares Produkt seiner Zeit, kann aber durch die charmante und recht infantile Figurenzeichnung punkten. Sein Hauptdarsteller ist eine Klasse für sich und viele Momente strotzen vor Kreativität.

Der Polarexpress Bewertung
Bewertung des Films
610

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