Bewertung: 2 / 5
Ein Relikt aus den 80er Jahren, damals anscheinend ein VHS-Kultklassiker auf den Schulhöfen, heutzutage ist "Die Klasse von 1984" mehr in Vergessenheit geraten. Mit dieser Highschool-Dystopie reagiert Mark L. Lester ("Firestarter", "Das Phantom-Kommando") als Sozialkritik auf die anwachsende Verwahrlosung, Gewalttätigkeit und Kriminalisierung von Schülern und den Autoritätsverlust der Lehrer, schießt mir seiner Exploitationausrichtung und seiner klar gesteckten Gut-Böse-Einteilung allerdings über das Ziel hinaus.
Auf der Antagnistenseite befindet sich eine Schülergruppe Nazipunks, welche die Lehrer und die anderen Schüler tyrannisiert und weiterhin für Drogenhandel, Zuhälterei und Vergewaltigung bekannt ist. Auf der Protagonistenseite stehen zwei Lehrer, der eine erscheint ohnehin nur noch mit Pistole in der Schule und ist im labilen Zustand gewillt, diese gegen die Nazipunks einzusetzen. Der andere Lehrer möchte das Problem zu Beginn noch auf friedlichem, rechtlichem und normalpädagogischem Weg lösen, driftet irgendwann aber ebenfalls in die Selbstjustiz gegenüber den Nazipunks ab.
An ernsthaften Lösungsansätzen oder einer Beschäftigung mit größeren Gesellschaftszusammenhängen und Ursachen für diese schülerische Entwicklung ist der Film nicht interessiert, muss es aber ja auch nicht. Es könnte sich auch ganz einfach um eine aufrüttelnde Bestandsaufnahme handeln, in dieser Hinsicht halte ich einen solchen Exploitationfilm allerdings für einen falschen Ansatz.
Traurigerweise hat sich die Situation an Schulen mittlerweile verschärft, "Die Klasse von 1984" wurde von seiner Zukunft eingeholt. Amokläufe haben sich in den letzten 25 Jahren gehäuft, Lehrer an Hauptschulen oder in sozial benachteiligten Stadtvierteln haben einen schweren Stand. Niemand würde jedoch auf die Idee kommen - gut, mit Ausnahme von Uwe Boll -, einen Amoklauf oder einen Konflikt zwischen Lehrern und sozial benachteiligten Schülern auf solch ausbeuterische Weise in Szene setzen. Und in Zeiten, in denen Donald Trump die Bewaffnung von Lehrern im Kampf gegen Amokläufe und Terrorismus fordert, wirkt das Szenario im Film geradezu gruselig.
Nichtsdestotrotz beherrscht Mark L. Lester das Exploitationhandwerk und kreiert so einige effektive, schockierende Szenen, das muss ich dem Film lassen. Ansonsten sieht man in "Die Klasse von 1984" einen Michael J. Fox vor seiner Zeit als Marty McFly, als netter und unschuldiger Schüler eine Koryphäe im Film, mit 21 Jahren war er zudem so ein Milchbubi, dass er auch als 12 hätte durchgehen können^^ Tim Van Patten, den Schauspieler des Nazipunk-Hauptantagonisten, kennt man heutzutage erstaunlicherweise als Regisseur renommierter HBO-Serien ("Die Sopranos", "The Wire", "Boardwalk Empire", "Game of Thrones").