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Dirty Harry

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Dirty Harry Kritik

Dirty Harry Kritik

Dirty Harry Kritik
0 Kommentare - 31.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Dirty Harry" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Ein Scharfschütze tötet ein Mädchen und kündigt an, jeden Tag weitere Menschen zu ermorden, wenn die Stadt nicht seiner Forderung nachkommt, ihm 100.000 Dollar zu übergeben. Der ernüchterte Polizist Harry Callahan (Clint Eastwood) wird auf den Fall angesetzt und operiert nun als radikaler Einzelgänger am Rande der Legalität. Sein Kollege ist der junge Inspektor Chico Gonzales (Reni Santon), was Callahan zunächst nicht erfreut. Zusammen gehen sie Spuren nach und neben die Verfolgung des sogenannten Scorpio-Killers (Andrew Robinson) auf.

Selbstjustiz ist ja nicht erst seit gestern ein Thema, daß sich über Filme erstreckt und damit eben im Populär-Diskurs, sofern es sich denn um einen „großen“ Film handelt, stattfindet. Ob Ein Mann sieht rot (1974) oder eben auch Dirty Harry, daß Thema scheint sich so ein wenig zum Selbstläufer entwickelt zu haben und ja, es ist immer wieder erstaunlich, wie viel man doch gegen das Konservative Amerika ankämpfen musste, um heute kaum noch Probleme damit zu haben, solch einen Film über Vigilantismus zu machen. Gut, es gab und gibt auch immer wieder Negativbeispiele für eine solche Ideologie, wie etwa im Falle von Saw (2004) und da0 sich auch dieser Film eben als reine ideologische Fallstudie entpuppt, ist sicherlich anhand der Thematik als Rachefilm klar. Man stelle sich mal vor, wie ein Film Kill Bill – Volume 1 (2003) ohne das Zutun dieses Werkes zustande gekommen wäre. Nun darf man aber nicht falsch herangehen und in diesem Film so etwas wie eine geniale Analogie auf irgendwas hineinzudeuten. Dirty Harry ist in erster Linie ein sehr einfacher Film, mit einfachen Antworten auf einfache viel zu schwere Fragen und im Prinzip muss man sagen, daß es nur logisch war, daß Eastwood als Marke so einen Film drehen musste. Schließlich wurde er durch ähnlich a-moralische Werke wie Eine Handvoll Dollar (1964) erst berühmt.

Nun können einem Filme wie Dirty Harry immer dann leidtut, wenn man sie besonders mit dem Wissen um das Genre, in dem er verankert ist, aber auch den Subgenre betrachtet. Denn dieser Film hat eben das Problem, daß er sehr in die Jahre gekommen ist. Woran das liegt? Nun, klar, hier und da sieht man extreme Gewalt, Nacktheit und die Darstellung einer sehr einfachen Auge-um-Auge-Mentalität. Dennoch ist das nie überraschend. Eastwood als recht entnervter und abgeklärter Polizist, der vor einiger Zeit seine Frau verloren hat, bildet damit einen der Prototypen heutiger Klischees. Klar, Eastwood ist auf seine ganz eigene Weise irgendwie charmant, wenngleich man ihm auch nicht unbedingt abkauft, daß er wirklich eine komplexe Figur darstellt. Denn das ist Harry Callahan sicherlich auch nicht. Interessant ist aber, daß sich genau diese Figur auch auf die Weltanschauung von Clint Eastwood übertragen lässt. Wer sich ein bisschen mit der Vita von Eastwood auskennt, der wird auch einen roten Faden in der Figurenwahl seines Œuvres finden. Denn seine Figuren hegen, wie auch hier, einem grundsätzlichen Misstrauen in den Staat als Konstrukt, lieben Freiheit in jedweder Form und haben den Glauben an das System verloren, was wiederum dazu führt, daß sie diese Freiheit eben selber erkämpfen müssen.

Und interessant ist dabei, daß Harry Callahan eben jener Mann ist, der zwar eben Teil des Systems kennt, aber durch die demokratischen und gesetzlichen Hürden daran gehindert wird, daß zu tun, oder daß in dem System, welchem er angehört, zu tun, was er für richtig hält. Daher verscherzt er es sich auch mit seinen Vorgesetzten und geht auf eine blutige Jagd, die der Film in gewisser Weise dadurch legitimiert, daß das System jenen Menschen, die wissen, wer der Mörder so vieler anderer ist, an eine Grenze stößt. Nun ist es auch grundsätzlich eine spannende Frage, die der Film aufmacht. Denn da wird vor allem mit Emotionen und einem Gewissen argumentiert. Eine tickende Zeitbombe, die aber auch dahingehend Probleme hat, daß sie selbst frei entscheidet, was recht ist, oder vor allem, was auf unrecht folgen muss. Einfache Kost ist Dirty Harry damit auf jeden Fall nicht, auch wenn er sicherlich auch als reiner Actionthriller so ein wenig in die Jahre gekommen scheint. Man weiß gar nicht so recht, wie man Harry Callahan aus heutiger Sicht einzuordnen hätte. Das ist in der Tat sehr spannend, weil man natürlich heute und lange nach New Hollywood vor allem an Charaktere gewöhnt wurde, die einfache Werte vertreten und einfache Wahrheiten. Ausnahmen gibt es da schon, wenngleich sie zugunsten von Massentauglichkeit stark entschärft wurden. Die Rede ist hier natürlich vom Superheldenkino um Iron Man oder Captain America in Werken wie Iron Man (2008), Captain America: The First Avenger (2011) oder Marvel’s The Avengers (2012).

Im Kontrast steht Dirty Harry natürlich für eine Welt, die eigentlich einfach bleiben will und damit konträr zu dem, was die aufkommende und bereits treibende Jugendbewegung der 1960er und 1970er Jahre in den USA bewegen wollte. Ob sich all das nun maßgeblich zum besseren, zum schlechteren oder gar nicht verändert hat, daß ist tatsächlich eine Frage für Historiker. Interessant ist heute ja, daß vor allem konservative Werke sich bibbernd an Familienmodelle klammern, wie etwa Fast & Furious 7 (2015) oder Avengers: Endgame (2019) unter Beweis stellen. Man kann schlecht sagen, ob es also noch eine Daseinsberechtigung außerhalb dessen für den Konservatismus gibt. Klar ist aber, daß man die Komplexität dessen, was Dirty Harry ausmacht, politisch nicht versimpeln sollte. Denn daß der Film ein reines Politikum ist, erklärt sich ja schon durch den Skandal und die Manierismen der Charaktere. Es sind aber Fragen, die über das einzelne Individuum hinausgehen und sowieso kaum grundsätzlich beantwortet werden können. Und daher bleibt auch grundsätzlich die Frage, ob Dirty Harry ein Film ist, bei dem man zu irgendeiner Form von Erkenntnis gelangen kann, oder ob er nicht einfach bloße Unterhaltung bleibt.

Was haben sie sich aufgeregt über diesen Film. Und man versteht auch heute noch, warum Dirty Harry so gespalten diskutiert wurde. Im Prinzip leidet der Film aber weniger auf inhaltlicher, als auf anderen Ebenen. Damit ist vor allem gemeint, daß er sich mitunter schon recht schlecht und erwartbar wegschaut, während natürlich die reine Idee nur dann kontrovers anmutet, wenn man auch davon betroffen ist und Dinge ebenso schlicht sieht, wie es die Hauptfigur ist. Letzten Endes gibt es für beides Argumente und es kann nicht nur die eine Antwort geben.

Dirty Harry Bewertung
Bewertung des Films
710

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