Bewertung: 4 / 5
Der junge und vereinehemende Dramaturg Rainer Werner Fassbinder (Oliver Masucci) betritt 1967 die Bühne des Anittheaters in München. In einer extrem bewegten Zeit, die von der Verarbeitung des 2. Weltkrieges, wie auch dem aufkeimen linker Revolutionen geprägt ist, mausert sich Fassbinder zu einem der bedeutensten Filmemacher des Landes. Doch auf seinem Weg zum Erfolg, schreckt der Exzentriker, der schnell eine Gruppe talentierter Schauspieler um sich sammelt, nicht davor zurück seine Mitmenschen mit seinen Eskapaden zu terrorisieren.
Wie schade es ist, daß sich nur noch sehr wenige Leute an die große Zeit des Neuen Deutschen Films zurückerinnern, muss ich hier vermutlich nicht erläutern. Mit Rainer Werner Fassbinder hat man sich neben Herzog, Wenders, oder Petersen einen der bedeutensten Filmemacher dieser Epoche herausgesucht und vermutlich neben der Herzog. Kinski-Dynamik auch die spannendste Persönlichkeit. Dabei ist aber Enfant Terrible nicht einfach nur ein Abklappern von A nach B in Fassbinders Lebenslauf. Nein, der Film beschränkt sich - vielleicht auch unter Druck der einholenden Realiät - auf wesentliche Momente in Fassbinders Leben. Diese liegen auch alle recht nah beeinander und sind daher so reich gefüllt.
Trailer zu Enfant Terrible
Dabei ist der Film zwar zu jedem Zeitpunkt etwas für Insider, die auch von Fassbinder selber fasziniert sind und damit eindeutig eher Zugang finden können. Das mag in dem ein oder anderem Moment für Verwirrung sorgen, und ist vermutlich auch nicht so wichtig, wie uns der Regiiseur hier weismachen will. Aber für Insider ist es auf jeden Fall einen Blick wert.
Was ein wenig seltsam wirkt, ist auf jeden Fall das Casting. Denn wenngleich Olivber Masucci großartig als diese tragische Persönlichkeit ist, wirkt es schon ein wneig seltsam, daß eigentlich alle Charaktere wesentlich älter sind als ihre Vorbilder. Das erinnert an Hollywood und das Casting flippiger Jugendlicher für Filme wie Spider-Man.
Doch das ist eigentlich schon alles, was man negativ über diesen Film zu sagen hat. Denn alles andere macht Regiiseur Oskar Roehler großartig. Sei es die Bildsprache, die bewusst so experimentell und nieschig gehalten wird, wie es auch in Fassbinders Filmen der Fall war. Es fühlt sich so klein und gewagt an, wie in Filmen wie Katzelmacher, oder Angst essen Seele auf.
Dazu gesellen sich die harten Exzesse der Charaktere. Ob Drogen, Sex, oder Alkohol. Alles was Spaß macht und gesellschaftlich schockierend wirkte/wirkt, findet hier statt. Dabei ist vor allem wieder Masucci zu loben, dessen Schauspiel eben alle Nuacen des Menschseins abdeckt. Über Höhenflüge, bishin zu Verlustängsten, totaler Freude oder purem Wahnsinn ist alles vertreten und bedeutet für den Schauspieler an der Stelle auch das alles abdecken zu können. Und Masucci kann das.
Ja, Fassbinders Leben ist auf jeden Fall einen Verfilmung wert gewesen und man kann froh sein, daß man ähnliches auch über diesen Film sagen kann. Viel zu unkonventionell wie auch Fasbinder selber war, ist dieser Film geworden und brilliert vor allem durch seine Ausdrucksstarke Regie, wie auch seinen ebenso ausdruckstarken Hauptdarsteller. Vereinnahmend und gebrochen, verfolgt von Komplexen begleiten wir Fassbinder auf seinen wenigen Höhen bis hin zum unerbittlichen Ende. Und das macht große Freude.