Bewertung: 3.5 / 5
Nachdem die Prostituierte Delilah (Anna Leine) verprügelt und das Gesicht zerschnitten bekommt, bitten zwei ihrer Kolleginnen daraum, daß die Täter bestraft werden. Doch der Sheriff Little Bill Daggett (Gene Hackman) bringt sie nur dazu dem Sallonbesitzer Skinny (Anthony) im Frühjahr fünf Ponys zur Verfügung zu stellen, um den Verlust auszugleichen. Daraufhin beschließend die anderen Prostituierten eine Belohung für den Tod der beiden Cowboys auszusetzen. Davon erfährt der Revolverheld Elroy Tate (Jaimz Woolvett), der sich aber nicht traut die beiden alleine zu erledigen und so heuert er dazu noch den in Ruhestand verweilenden William Munny (Clint Eastwood), der zwar wenig Lust hat, aber die Belohung gut gebruachen könnte. Zudem heuern sie den Alten Freund von Munny Ned Logan (Morgan Freeman) an.
Nehme man sich dem Sammelsurium der Stars in diesem Film an, so fällt auf, daß der Film mit Clint Eastwood, Gene Hackman, Morgan Freeman und Richard Harris primär durch alteingediente Schauspieler auftrumpht. Das ist in sofern metaphorisch zu verstehen, als das Erbarmungslos eben auch ein Abgesang auf das alte Hollywood-Kino und deren Anti-Helden sein soll. Dabei entlarvt der Film eben auch wie wenig heroisches, aber auch grausames letztlich in diesen Knochen steckt. Denn betrachte man den Film genau, fällt auf, daß so viel Gewalt nicht von diesen Legenden ausgeht. Grundsätzlich wird hier erstmal gredet.
Das Eastwood diese Schiene auch immer und immer wieder aufgreifen sollte, wirkt fast schon nostalgisch. Immerhin bemühte er sich auch in seinen Spätwerken Gran Torino oder The Mule immer und immer wieder zu verlautbaren, wie sehr er doch den alten Zeiten nachtrauert. Das mag in Erbarmungslos vielleicht noch frisch gewesen sein, stößt aber dennoch sauer auf.
Natürlich ist es ein zentrales Thema des Italo-Western, daß die Helden eigentlich keine wahren Helden sind. Eastwood weiß das, so machte ihn der große Sergio Leone doch zur Galionsfigur dieser Ideologie. Wortkarg, grimmig, moralisch ambivalent ect. Die Liste ist endlos. Und genau an diesen Charakterzügen orientiert sich auch der von Eastwood verkörperte William Munny. Das macht Eastwood gut und zeigt einfach, daß er ein Präsnenz-Schauspieler im Besten Sinne ist. In seinem Gesicht liegt so viel Leid und so viele grausame Erfahrungen, wenngleich sein zynisch, sarkastischer Humor auch nicht auf der Strecke bleibt.
Es ist dahingehend vielleicht albern sich an der Moral zu stoßen, dennoch ist die Geschichte hier mal wieder sehr wenig originell. Wie gesagt: Wir kennen die Rachstory. Der beste Western aller Zeiten hat sie uns erzählt. Und Erbarmungslos ist eben kein Spiel mir das Lied vom Tod, wie auch Eastwood kein Leone ist. Dabei ist auch die Selbstjustiz immer wiecder etwas, was es in diese Filme und auch Erbarmungslos schafft. Man muss sich nicht fragen ob sie in Ordnung ist, man kann aber.
Dennoch ist der Cast so gut gewählt. Es wundert nicht, daß Gene Hackman hierfür den Oscar als Bester Nebendarstller mit nach Hause nehmen konnte. Und auch Richard Harris Auftritte, die zwar klein ausfallen, sind großartig. Komischerweise verschwindet er mitten im Film auch genauso sang und klanglos wie er gekommen ist. Ob das jetzt eine Metapher auf den Westernhelden, und diese mythologische Verklärung hinter den Hutgestalten ist, kann ich an der Stelle nicht genau sagen, es regt aber in jedem Fall zum nachdenken an.
Vielleicht ist es schlechte Drehbuchschreibe. Doch iregndwie fügt es sich auch ein wenig in das erstellte Konstrukt der Charaktere: Munny geht nur wegen Money auf Reise, der Revolverheld Schofield Kid hat noch nie jemanden getötet, ect.. Und irgendwie wird die ganze Zeit nur geredet. Entlarvender kann ein Film nicht sein.
Dabei baut Clint Eastwood natürlich einige Referenzen an frühere Werke, insbesondere natürlich frühere Western mit ein. Es ist mehr eine Hommage, als ein eigenständiger Film.
Und während die grandiose Musik die Bilder bespielt, werden feste Grundsätze zum Töten etabliert. So in etwa: Es ist ok, egal wann oder wen zu töten. Es ist ok jemanden zu töten, wenn er es verdient. Es nie ok jemanden zu töten, es sei denn es gibt keinen anderen ausweg.
Ob man diese Überzeugung jetzt teilen mag, oder nicht, sei mal dahingestellt. Dennoch gewährt es uns einen kleinen Einblick in die Tiefen des Herrn Eastwood.
Erbarmungslos ist in den richtigen Momenten dreckig, bedrückend und unglaublich brutal. Dennoch versteht der Film sich - wie viele Eastwood-Werke - eher als Bedeutungsschwangeres nachjammern alter Zeiten. Die Schauspielerisches Leistung, wie auch die unterkühlte Atmosphäre werden deutlich, allerdings weist die Geschichte eben keine besodneren Merkmale aus. Man kennt das alles schon, und was noch viel schlimmer ist: Man kennt das alles auch schon viel besser.