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Feinde - Hostiles

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Feinde – Hostiles Kritik

Feinde - Hostiles Kritik

Feinde - Hostiles Kritik
0 Kommentare - 04.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Feinde - Hostiles" ist.
Feinde - Hostiles

Bewertung: 3.5 / 5

Im Jahr 1892 wird dem Armee-Offizier Joseph J. Blocker (Christian Bale) aufgetragen, den im Sterben liegenden Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und dessen Familie in seine Heimat nach Montana zu bringen. Blocker missfällt das sehr, weil der legendäre Krieger einige seiner besten Freunde ermordete. Auf dem Weg treffen sie die traumatisierte Witwe Rosalie Quaid (Rosamund Pike), deren Familie von Komantschen ermordet wurde. Daraufhin schließt sich die Dame der Gruppe an und die einstigen Rivalen müssen einander nur vertrauen, daß die Komantschen noch lange nicht fort sind...

Der Western als Genre hat sich ab einem gewissen Punkt in der Geschichte zum Selbstläufer entwickelt. Da gab es keine Innovationen mehr und auch die Helden und allgemeinen Schemata der Geschichten verloren sich in den immergleichen Mustern. Darauß geboren wurde der sogenannte Italo-Western, der sich primär mit Themen beschäftigte, die eher nicht so massentauglich waren, wie ein trällernder Cowboy. Da ging es Menschen. Echte, greifbare Menschen, die moralisch zwielichtig, aber eben auch total rational agierten. Da ging es um Verbrechen, da ging es um Macht, vermeintlichen Minderheiten und Frauen gegenüber. Wenngleich das Hollywoodkino natürlich auch Vergewaltigungen oder Missbrauch jedweder anderen Art durch humoristische oder vermeintlich dialogische Einvernehmlichkeit kaschierte, so zeigte vor allem der Italowestern die Folgen davon. Ganz einfach einzuordnen ist Feinde – Hostiles dahingehend aber nicht. Denn irgendwie ist Scott Coopers Gehversuch in das Western-Genre gerade, was den Härtegrad angeht nichts Halbes und nichts Ganzes. Denn während der Film vor allem die rassistische Unterdrückung der nun Vereinigten Staaten den indigenen Völkern gegenüber zentralisiert, so ist er für einen Italo-Western zu zart und für einen klassischen Western zu hart.

Trailer zu Feinde - Hostiles

Klar gibt es da Schießereien und Leiden und die Darstellung bloßer Gewalt. Gerade zu Beginn wird das deutlich, wenn die gesamte Familie von Rosalee Quaid Opfer eines Indianer-Angriffes wird. Doch im weiteren Verlauf ist diese Gewalt, dann tatsächlich relativ konventionell. So gibt es hier und da ein paar Schießereien und der ein oder andere muss das zeitliche segnen. Das findet jedoch alles in einem Rahmen statt, der weder besonders schockiert, noch originell erscheint. Klar darf man sich die Frage stellen, ob denn dieser Film das muss. Und dahingehend kann man gerade im Hinblick auf das Thema, daß Feinde – Hostiles sich zu eigenen machen will, mit einem klaren „Ja“ antworten. Denn schließlich geht es hier um Aufklärung. Dabei wird dann, wenn es um die Abschlachtung indigener Völker geht, in weiten Teilen der USA immer wieder von „einfallenden Europäern“ gesprochen, die dann vermeintlich ja nichts mehr mit den heutigen USA zu tun hätten. Dumm nur, daß darauß irgendwo auch die USA entstanden sind, wie man sie heute kennt. Und während die gesamte Geschichte eine dermaßene Tragik zu sich hat, ist es vor allem Scott Coopers Inszenierung, die abermals beweisen, daß er sowohl vom Schreiben, aber auch Inszenieren zu den konventionellsten und langweiligsten Filmemachern des aktuellen Hollywoodkinos gehört. Natürlich ist Feinde – Hostiles kein Werk, daß zwangsläufig unerträglich wäre, aber für die ganz großen reicht es einfach nicht.

Und das liegt vor allem an der Lauflänge. Denn während das gesamte Werk 133 Minuten andauert, hat es eigentlich nur Stoff für circa 90 bis 100 Minuten. Und so kommt es, daß der Film nach dem fulminanten Beginn sehr langatmig daherkommt. Da gibt es dann Konflikte zwischen den Figuren, die in üblichen Wortgefechten ausgeführt werden. Es gibt Verfolger, die es zu bekämpfen gilt, es gibt Zwischenstopps, um Menschen in Sicherheit zu bringen und einen emotionalen Abschied zu feiern. Doch es gibt da kaum etwas, was den Zuschauer bei der Stange hält. Wirklich viel erfahren tut man indes auch nicht von den Figuren und das, obwohl man hier soviel Zeit investiert. Denn im Kern geht es Cooper vor allem um die Aussage, daß Rassismus blöd ist. Und ja, damit er ja auch durchaus recht, nur braucht man dafür keinen weiteren Film und auch keinen, der sich über diese Laufzeit streckt.

Doch wer nun denkt, daß Cooper damit einen Konflikt banalisiere, der irrt auch. Denn tatsächlich gelingt es ihm, trotz dieser Langatmigkeit ein Bild zweier aufeinander prallender Kulturen zu zeichnen, bei welchem keine Partei ohne einen Blutflecken aus der Sache geht. Denn während die ehemaligen Europäer hier als Eindringlinge gezeichnet werden, die tatsächlich vor jedweder Tat von Gewalt nicht zurückschreckten, sind es auch die indigenen Völker, die hier als blutrünstige Menschen gezeichnet werden. Da geht es um so viel mehr und natürlich stehen Bale, Pike und Studi sinnbildlich für diesen Konflikt. Tatsächlich kann man aber auch sehen, daß Cooper trotz dieses Grautones die Besatzer mehr in der Verantwortung sieht, als die indigenen Völker. Darin ist der Film tatsächlich sehr ehrlich und zeigt sich als hochaktuelles Werk, daß diese Fragen, neben der klassischen Rassismusdebatte, auch nach wie vor diskutieren möchte. Dabei bleibt der Film konstant auf einem sehr ruhigen und abgeklärten Blick auf die Welt, in der ein hoffnungsvoller Cowboy sicherlich keinen Platz hat. Zwar findet der Filme in durchaus verheißungsvolles Ende, dennoch ist dieses ohne eine verklärende Form von Kitsch gehalten.

Schauspielerisch ist es dann vor allem Christian Bale, der hier eine äußert ambivalente und teuflisch anmutende Figur verkörpert. Natürlich wird das auch begründet und darin liegt auch eine zu Teilen nachvollziehbare Motivation, die die Figur in ihrer letztlichen Analyse schwer in eine Kategorie packen ließe. Doch darin liegt auch ganz klar eine Stärke von Feinde – Hostiles, weil er sich damit echt anfühlt. Mit Rosmund Pike zeigt sich jedoch der eigentliche Star des Filmes, denn während Bale zwar durchaus stark agiert, ist Pike in all ihren Szenen wunderbar. Pike hat ja sowieso ein Faible für psychisch gebrochen, labil anmutende Figuren. Sie verkörpert hiermit quasi so ein bisschen die Kehrseite der Medaille zu ihrer Figur aus Gone Girl – Das perfekte Opfer (2014). Die undankbarste Rolle hingegen hat de facto Wes Studi, dessen Figur man am ehesten von außen kennenlernt. Dabei wird zwar auch gegen Ende, die Schale so ein wenig aufgebrochen, allerdings in einem klassisch konventionellem Rahmen, sodass der Charakter insgesamt nicht weiter im Gedächtnis verweilt.

Auch wenn Feinde – Hostiles seine Fahrt zur Mitte hin komplett verliert, überzeugt das Werk durch zwei eindringliche Darstellungen, die abermals unter Beweis stellen, wie großartig Bale und Pike sind. Dann wiederum ist es die generelle Geschichte, die den Film so von vielen anderen Western abhebt. Doch während dieser Reise passiert im Endeffekt doch zu wenig, oder zu wenig, was man nicht erahnen würde, um über alle Maßen begeistert zu sein.

Feinde - Hostiles Bewertung
Bewertung des Films
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