Bewertung: 3.5 / 5
Berührend tragikomisches Drama über ein junges Mädchen, das seiner todkranken Schwester helfen will, wieder gesund zu werden. Und dabei auch mit den eigenen Unsicherheiten des Erwachsenwerdens kämpfen muss.
Jessica ist 12 und glaubt, dass vieles im Leben Unglück bringt. Gewisse Zahlen zum Beispiel. Die sind böse und sollten nicht benutzt werden. Aber manchmal kann man nicht anders. Und dann kommt das Unglück. Deswegen ist auch Jessicas Mutter gestorben. Und ihre ältere Schwester Sabrina krank geworden. Aber Jessica hat einen Plan. Denn in einem Buch über das Mittelalter hat sie gelesen, dass eine schlimme Krankheit verschwindet, wenn man sie auf einen anderen Menschen überträgt. Und während Jessica versucht, ihren Plan in die Tat umzusetzen, sucht Jessicas Vater Stefan Trost in der Arbeit als Sterbebegleiter. Doch wie kann er Menschen in den Tod begleiten, wenn er den Tod seiner Frau und die Krankheit seiner Tochter selbst nicht verarbeiten kann?
Trailer zu Glück ist was für Weicheier
In ihrem zweiten Spielfilm nach Die Reise mit Vater erzählt die 39-jährige deutsch-rumänische Regisseurin eine komplexe und vielschichtige Coming-of-Age-Geschichte, die die Zielgruppe in ihren Erfahrungen mit der Pubertät und der ersten Liebe abholt. Sie kombiniert dies mit einer einfallsreichen Auseinandersetzung mit dem Umgang mit dem Tod in der modernen Gesellschaft. Der Tragikomödie gelingt es, dem schwierigen Thema Tod auf berührende Weise zu begegnen. Dies schafft der Film dank des Drehbuchs und der konsequent eingenommenen und einfühlsam erzählten Perspektive einer absolut ungewöhnlichen Protagonistin.
Denn Jessica, großartig gespielt von der Newcomerin Ella Frey, ist kratzbürstig, dickköpfig und unnahbar. Und doch kann sich der Zuschauer in ihre Situation hineinfühlen, wenn sie der älteren Schwester, mit der sie eine liebevolle Beziehung verbindet, helfen will, ihre Krankheit zu besiegen. Auch Martin Wuttke überzeugt mit der einfühlsamen Darstellung als Jessicas Vater.
Der Film stellt sich dem Schmerz des Verlustes, den die Familie erleidet, und doch wirkt der Film nie als ein Trauergesang auf den Tod, sondern wie eine Feier für das Leben. In dem Traurigkeit einen ebenso großen Platz einnehmen darf wie das Glück. Und das ist längst nicht nur etwas für Weicheier.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung