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Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel

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Gone Babe Gone - Kein Kinderspiel Kritik

Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel Kritik

Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel Kritik
0 Kommentare - 31.07.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Das Paar Patrick Kenzie (Casey Affleck) und Angela Gennaro (Michelle Monaghan) arbeitet zusammen als Privatdetektive. Als die vierjährige Amanda verschwindet, werden die beiden Schnüffler von deren Tante Beatrice McCready (Amy Madigan) dazu gedrängt, den Fall zu übernehmen. Auch die Polizisten Broussard (Ed Harris) und Poole (John Ashton) suchen das Mädchen und schließen sich der Gurppe an, was dem Polizeichef Jack Doyle (Morgan Freeman) nicht gefällt.

Geschichten über Moral eigenen sich in Kombination mit Polizei-Geschichten immer sehr gut, weil die Exekutive, neben der Judikativen häufig mit jenen Regeln, die so wichtig für das Bestehen einer modernen Gesellschaft erscheinen, in Konflikt gerät. Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel ist eine solche Geschichte über Moral und macht damit eine Frage auf. Die Frage ist, wenn man das mal so sagen darf, für einen Thriller doch recht ungewöhnlich, geht es hier im Kern doch um ein pädagogisches Ermessen, welches sich mancher Charakter anmaßt zu haben. Doch das ist gleichsam auch schon das Problem des Films. Denn die Auflösung, die da folgt, soll den Zuschauer verwirren, beziehungsweise ihn vor eine komplizierte Frage stellen. Was würde man tun? Was ist Recht? Was ist unrecht? Seltsam solche Fragen, weil sie den Menschen immer wieder in zwei Kategorien von Gut und Böse packen, dem der Mensch in all seinen Facetten und damit auch die Figuren in diesem Film nicht gerecht werden oder nachkommen können. Und damit bleibt dieser Film zum Ende hin eben ein Werk, daß auf ganz banale Werte bedacht ist. Aflleck stellt hier auch grandios die amerikanische Unterschicht in den Mittelpunkt, die mit Herz, aber in diesem Falle auch nie mit Hirn agiert. Man kann sich das richtig vorstellen, wenngleich es ein Klischee ist. Und es ist einfach, was dieser Film da macht.

Der Thriller, ein guter, durchdachter Thriller, ist ein Film, der nicht mehr existiert. Nachdem David Fincher im gleichen Jahr mit Zodiac – Die Spur des Killers (2007) die allerletzte Antwort auf die letzten verbleibenden Fragen lieferte, was das Genre auserzählt. Der Schlußpunkt ist klar. Insofern war Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel da schon eine Reminiszenz und steht dabei auch in der Tradition, daß Kino in all seinen Belangen zelebrieren zu wollen. Und man kennt das: korrupte Cops, die Abgründe der Menschheit, Noir-Verschnitte, undurchsichtige, teils a-moralische Helden. All diese kleinen Teile packt Affleck in seinen Film, wenngleich es zunächst eher untypisch wirkt, so ist es doch genau das, was man vom Genre so kennt. Viel eher noch als der Thrill, liegt hier das Drama im Fokus. Dabei versucht der Film eben durch etwas, was auch vom wahren Leben wohl inspiriert ist, den Zuschauer an sich zu binden. Nun gehört Kindermord sicherlich nicht zu den Themen, mit denen man sich in irgendeiner Weise mal befassen möchte, doch die Realität sieht da einfach ganz anders aus. Und so ist dieser Film eben auch von wahren Begebenheiten inspiriert, wirft aber gar keinen so genauen Blick auf die Tat, sondern auf die Menschen um die Tat herum. Und dann kommt man unweigerlich an den Punkt, an dem es eben um das bereits angesprochene pädagogische Ermessen gehen muss. Sich eine Wertung zu erlauben, darf sich eigentlich kein Pädagoge leisten, machen aber alle. Man braucht sich da nichts vorzumachen.

Und wieder ein Klischee, welches man vielleicht auch hier ganz gut kennt. Alkoholismus mal wieder. Der Morast, durch welchen sich dieser Film begibt, fängt da vielleicht an und endet in einem toten Pädophilen, noch so etwas, was man emotional leicht werten kann. Schließlich möchte man kein Kind in der Nähe eines solchen Menschen lassen. Doch bedenkt man das mal komplett durch, dann sind auch Pädophile, sofern sie nicht übergriffig werden, zunächst komplette Opfer, weil sie immer mit sich ringen. Hier bedient der Film ebenso niederste Triebe, was ein wenig klischiert anmutet und ebenso in diese prollige passt, was Aflleck auch in The Town – Stadt ohne Gnade (2010) immer wieder zum Teil seiner Geschichte machte. Doch ist es eben auch immer wieder das Thema der Selbstjustiz, daß hier sowieso breitmacht und lautstark diskutiert wird und somit vielleicht am Ende des Tages doch nicht so eindeutig herausgestellt wird. Die Figuren, die hier von einem großartigen Schauspielerensemble verkörpert werden, daß sich über Casey Affleck, Michelle Monaghan, Morgan Feeman und den wunderbaren Ed Harris erstreckt, stellt die Frage, inwieweit der Staat versagt hat, inwieweit das gerechtfertigt ist, was die Figuren selber tun und kommt nicht zu einer komplett befriedigenden Antwort, weil die Lösungsvorschläge niemals eindeutig gut oder böse sind. Und genau dieser Stil, dieser tonale Niedergang schlägt sich auch in den abgeklärten Bildern wieder. Man möchte da nicht sein, man möchte nicht darüber nachdenken und so verbleibt man bei einer ganz einfachen Wahrheit, die zum Glück dafür aber auch nicht in einen unsäglichen Kitsch mündet.

Selbst wenn Aflleck die Darstellung der Arbeiterklasse in Boston nicht wirklich ohne einen gewissen peinlichen Habitus gelingen mag, so muss man ihm doch den höchsten Respekt dafür entgegenbringen, daß er überhaupt solche Menschen porträtiert. Denn während der Fokus auf ein solches Thrillerdrama durchaus forciert wirkt, ist die Darstellung der Menschen dort sehr willkommen. Gerade in der heutigen Zeit und spätestens nach der Übernahme von Übermenschen im übergroßen Kino haben ganz gewöhnliche Leute eigentlich keinen Platz mehr im Kino und das hatten sie zu jener Zeit auch schon kaum noch. Diese Helden, sind keine reinen Helden und die Darstellung dessen, sich allein gegen eine unbekannte Übermacht aufzulehnen, daß erinnert indessen sogar ein wenig an John McTiernans Klassiker Stirb langsam (1988).

Etwas zu selbstverliebt und pseudo-verworren erzählt Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel in seinem Kern eine Geschichte, die ihren Reiz vor allem daraus bezieht, daß sie eine Welt porträtiert, die man längst ad acta gelegt hatte. Das kommt nicht ohne etwas Hochnäsigkeit aus, ist aber bedingt durch die Drastik und die tolle Darstellerriege alle mal einen Blick wert.

Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel Bewertung
Bewertung des Films
710

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