AnzeigeN
AnzeigeN

GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia

Kritik Details Trailer News
GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia Kritik

GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia Kritik

GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia Kritik
0 Kommentare - 09.08.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Der junge Henry Hill (Ray Liotta) ist fasziniert vom Gangsterleben und arbeitet daran, ebenfalls eines führen zu können. Als er eines Tages Jimmy Conway (Robert De Niro) und Tommy DeVito (Joe Pesci) kennenlernt, scheint sich dieser Traum zu erfüllen. Die beiden sind Mitglieder der New Yorker-Mafia, die auf niemanden Rücksicht nimmt und jede Menge Geld verdient. Kurz nachdem er in das Geschäft eingestiegen ist, organisiert er Banküberfalle und tötet, wer auch immer sich in seinen Weg stellt.

Der Mafiafilm ist auserzählt! Das mag zunächst eine steile These sein, ist aber mit sämtlichen Blicken, die man auf das Genre werfen konnte, tatsächlich eingetroffen. Die großen drei gibt es da, nicht nur filmisch, aber auch in der Art, wie Geschichten erzählt werden können. Einmal ist es der Wert der Familie, der sich als wahrhaftig schreckhafte These auf den Allegorie lesen ließe, wie in der Der Pate-Trilogie (1972-1990). Mal ist es das gesamte Leben, daß von Ursprung und der Bedeutung des Individuums, bis hin zu dessen Wirksamkeit berichtet, wie in Es war einmal in Amerika (1984). Und mal ist es der Verlust der Realität, wie in GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia. Es mutet daher leicht als Majestätsbeleidigung an, wenn man ein falsches Wort über diese Filme verliert. Und dennoch scheint es so, als könnte man das leicht. Klar sind Ruf und Tatsächlichkeit im ewigen Kontrast und daher darf man gerade auch die emotionale Verbindung zu Werken, die vielleicht objektiv nicht subjektiven Maßstäben standhalten kann, nicht vergessen. Doch man kann, so denke ich, schon einige Dinge in diesem Film entdecken, über die es sich lohnt kritisch zu reden.

Wenn man sich mit dem Medium Film beschäftigt, dann denke ich, gibt es eine Wahrheit über das Erzählen von Geschichten. Meiner Ansicht nach ist es wesentlich einfacher, eine schlechte Geschichte mit guten Charakteren auszugleichen, als eine gute Geschichte mit schlechten Charakteren aufzuwerten. Der Mensch sucht sich immer Individuen, an die er sich halten kann, wenngleich diese immer auch einer eigenen Ideologie folgen. So funktionieren die schönsten und schrecklichsten Dinge im Leben. Der Mafiafilm hat gerade aber in dieser Hinsicht häufig ein Problem, weil er von moralisch ambivalenten Persönlichkeiten berichtet. Seien diese auch der Realität entsprungen. Mord wird gegen Familie, Triumph wird gegen Verluste und Liebe wird gegen Kapital abgewägt. Da findet man natürlich emotional leichter eine Rechtfertigung, oder beginnt schneller zu hassen. GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia hat all diese Dinge und macht gegen Ende das, was viele dieser Film dann eben tun: Er moralisiert. Denn die Wahrheit ist, daß gerade der Mafiafilm auch daran leidet, die gesamte Zeit über möglichst antisystemisch zu arbeiten, während das Ende dann immer den Status-Quo herstellen muss. Das fällt mal mehr mal weniger ins Gewicht und ist je nach Schwere auffallend, oder völlig egal. Doch gerade das New Hollywoodkino prägte die Landschaft ja eigentlich mit mutigen, tiefen Schlägen in ihren Enden und da wundert es, daß dieser Film hier schon ein recht gemütliches Happyend zeichnet. Das ist klar eine ganz persönliche Entscheidung und in Kreisen der Cineasten wird dieser Film auf ewig für seine Radikalität in Erinnerung bleiben.

Es gibt dann diese anderen Momente, auf die es zu achten gilt. Denn filmhistorisch wird man GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia niemals wegdenken können. Das macht den Film zwar nicht gut, andere Dinge dafür schon. Historisch ist der Film aber vor allem spannend, weil er letztlich den Zirkelschluß des Mafiafilms bedeutet. Wenn man so will, sind diese Individuen das letzte, was dem Genre noch hinzugefügt werden kann. Auch wenn der Mafiafilm vielleicht noch ganz andere, europäischere Wege gegangen ist, so bildet dieser Film den letzten Blickwinkel auf das Thema der Mafia. Und während es in Es war einmal in Amerika zentral um die Koscha Nostra ging, so spielt auch dieser Film ganz klar noch mit dem Thema der Herkunft. Doch das ist nicht so romantisch, wie es sonst der Fall ist. Es wird klar, daß Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der höheren Kreise der Mafia nur denjenigen möglich ist, die das richtige Blut haben. Das als Allegorie auf die pervertierte Ideologie des Faschismus oder Nationalsozialismus zu verstehen, wäre vermutlich nicht so weit hergeholt, wie man denkt. Dabei offenbart sich diese Welt natürlich offenkundig als elitär, aber gleichsam zeigt sie auf, daß Rassismus und Verbrechen immer nahe beieinander liegen. Das klingt jetzt eigentlich nicht besonders ausdrucksstark, ist aber im Kontext des Filmes wirklich eine bemerkenswerte Metapher über die Zustände unserer Welt. Denn elitär ist auch der Kapitalismus, weil auch hier eine Wertung zwischen nützlichem Leben und Ballast gemacht wird. Dadurch schließt der Film hier auch gekonnt den Kreis, weil es nie eine wirkliche Aufstiegschance geben kann.

Unterdessen fasziniert dieser Film mit einem gängigen Stereotyp zu Mafiafilmen. Nämlich dem Umstand, daß die Familie immer wieder eine Rolle spielt. Das ist insofern interessant, als das Geld, beziehungsweise finanzieller Aufstieg in solchen Filmen immer entmenschlichen. Das führt zu Konflikten, nicht nur darüber, aber auch über die Ehre. Das heißt also, da wo die Familie zu finden ist, dort gibt es auch Gewalt. Und ob gewollt oder eher im Hintergrund, stehen auch diese zwei Pole immer im Konflikt miteinander. Das sieht man daran, daß trotz der sozial als wichtig empfundenen Eheschließung mit einer Frau, auch die Polygamie eine große Rolle spielt. Vielleicht sind das die Momente, in denen Henry Hill vom Kapital überkommen wird, und dennoch ist es ihm wichtig, auch trotz der Tatsache, daß jeder die Wahrheit kennt, ein Gesicht zu wahren und eine gewisse Ehre zu haben, die gar nicht existiert. Da wird dann davon erzählt, wie konfliktreich eine Beziehung ist, doch den Grund für die Konflikte und Ehrlichkeit findet sich nicht mehr in dieser Person. Auf die Spitze getrieben wird das dann in guter alter Scorsese Manier unter dem Einfluss von Drogen. Mehr, mehr und nochmal mehr muss es immer wieder geben und das spüren die Figuren, die aber nicht mehr begründen können, warum sie eigentlich noch mehr brauchen. Sobald es dann in diesem Film etwas Macht für die Figuren gibt, geht es nur noch um den Erhalt dessen und das Erweitern. Das heißt, daß Personen in diesem Werk, quasi wie Firmen in einem Monopolkrieg agieren.

Auf jeder Ebene spürt man, daß Scorese und das gesamte Team auch hinter der Kamera einen handwerklich brillanten Film geschaffen haben. Da geht es dann großartige Kamerafahrten, inszenatorische Kniffe, wie das Einfrieren von Bildern, oder ganz einfach um brillante Dialoge. Was das Drehbuch den Künstlern in den Mund liegt, ist hier große Klasse, auch wenn ein Großteil davon auch improvisiert wird. Das macht die Geschichte, beziehungsweise die Figuren aber nur noch lebendiger. Und so sind natürlich auch die Dialoge, die hier zu Recht in die Geschichte eingingen. Man muss da glaube ich keine Namen nennen, wenngleich man hier, aber besonders an Joe Pescis Darstellung und Figur merkt, wie schnell ein Moment im Film von phantastischer Komik, zu reiner Tragik werden kann. Solch ein Kontrast gelingt wirklich nur wenigen Regisseuren und Scorsese meistert hier den Spagat zwischen Unterhaltung und Schockmomenten, die lange im Gedächtnis bleiben. Und über die schauspielerischen Leistungen von Joe Pesci, Robert De Niro und Ray Liotta kann man nur gutes sagen. Pesci ist erschreckend und lustig zugleich, während vor allem Liotta hier als der Fokus der Geschichte dienen soll. Seinen Drang nach Erfolg um jeden Preis spürt man, ebenso wie seinen Konflikt immer noch ein edles Außenbild erscheinen lassen zu wollen. Das nagt an der Figur und man spürt den langsamen Verfall, der mit Macht und Profit immer weiter nach unten geht. De Niro hält sich hier erstaunlich zurück und scheint das Bindeglied zwischen den Welten am ehesten darstellen zu können. Das bedeutet aber auch, daß seine Ausfälle und Gewalttaten umso mehr schockieren, weil sie unerwarteter erscheinen.

Meisterwerke sind nicht zu reproduzieren und nur den wenigsten gelingt eine Intensität, wie in diesem Fall. Gleichsam ist das Genre dennoch nicht unbedingt in jeder Pore neuentdeckt oder über alle Maßen weitergedacht worden und so ist GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia durchaus einer dieser Filme, die nahe der Brillianz kratzen, diese dennoch nicht vollständig erreicht haben. Schauspielerisch ist das großartig und inszenatorische Kraft, gab es selten mehr, was dazu führt, daß die Figuren sich gut entfalten und einfach ein kraftvolles Werk entstanden ist, daß so für sich vermutlich jeden zufriedenstellen und noch mehr kann.

GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia Bewertung
Bewertung des Films
910

Weitere spannende Kritiken

Kung Fu Panda 4 Kritik

Kung Fu Panda 4 Kritik

Poster Bild
Kritik vom 17.03.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Po (Jack Black) soll auf Anweisung seines Meisters Shifu (Dustin Hoffman) einen neuen Drachenkrieger als Nachfolger auswählen. Er selbst soll nämlich die Rolle des spirituellen Führers einnehmen. Doch Po ist noch nicht bereit die Rolle des Drachenkriegers aufzugeben, in der er sich so...
Kritik lesen »

Wolverine - Weg des Kriegers Kritik

Userkritik von Raven13

Poster Bild
Kritik vom 16.03.2024 von Raven13 - 2 Kommentare
Diese Kritik ist spoilerfrei! "Wolverine: Weg des Kriegers" ist in meinen Augen der verkannteste Film der X-Men-Reihe. Den niedrigen IMBD-Wertungsspiegel des Films kann ich absolut nicht nachvollziehen. Für mich einer der besten Filme der gesamten X-Men-Filmreihe. Die Handlung spielt nach &bd...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Horizont erweitern

Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY