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Habemus Papam - Ein Papst büxt aus

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Heiliger Vater wider Willen

Habemus Papam - Ein Papst büxt aus Kritik

Habemus Papam - Ein Papst büxt aus Kritik
0 Kommentare - 04.12.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Nach seiner bitterbösen Abrechnung mit dem Italien unter Silvio Berlusconi (Der Italiener) widmet sich der bekennende Linke Nanni Moretti nun der letzten großen Macht in seinem Heimatland: der katholischen Kirche. Dabei fällt sein Blick hinter die Kulissen des Vatikans wesentlich milder aus als vermutet. Als Papst wider Willen gibt Hauptdarsteller Michel Piccoli in Habemus Papam - Ein Papst büxt aus einmal mehr eine Lektion in Schauspielkunst und stattet seine Figur mit einer faszinierenden Vielschichtigkeit aus.

Das Spannende am Vatikan ist, dass man nicht weiß, was in den geschlossenen Räumen vor sich geht. Und nie erfahren wird. Den Einzug der Kardinäle in das Konklave inszeniert Moretti auf jeden Fall wie eine Roter-Teppich-Gala mit reichlich Presse. Unglamouröser geht es dann drinnen bei der Papstwahl zu. Zeit für viel ironische Fantasie: Morettis Kardinäle beten, dass es sie nicht trifft. Und tatsächlich scheint die Frage berechtigt, warum ein hoher Geistlicher sein angenehmes Leben für ein Amt aufgeben soll, in dem man letztlich in der Öffentlichkeit meist Kritik einstecken muss und auch persönlich viel Freiheit verliert.

Die Wahl fällt schließlich auf Melville (Michel Piccoli), dem die Angst bei der Auszählung ins Gesicht geschrieben steht. Dann passiert zum ersten Mal in der Geschichte etwas Undenkbares. Der Papst erweist sich als so labil und panisch, dass er sich nach der Wahl nicht den vor dem Petersdom wartenden Massen zeigen will. Ein Psychiater soll sich des Problems annehmen. Hier hat sich Nanni Moretti selbst eine Rolle in den Film geschrieben und füllt sie mit jener nervenden Selbstverliebtheit, die er als Schauspieler oft an den Tag legt.

Da allerdings ein Gespräch unter vier Augen mit dem Patienten nicht möglich ist, scheint niemand dem Heiligen Vater in der Krise helfen zu können. Während die Kardinäle mit Volleyball- und Kartenspiel die Wartezeit überbrücken, sieht Melville sein Heil in der Flucht. Bei einem Streifzug durch Rom versucht er, sich zu finden und zu ergründen, was ihn einst überhaupt in die Kirche trieb.

Eine prickelnden Grundidee, die aber ein wenig dünn für einen Langfilm erscheint. Direkte harsche Kritik an der Kirche verkneift sich Morretti, der sonst eigentlich kein Blatt vor den Mund nimmt. Er geht subtiler vor und zeigt den designierten Papst in einer Krise des Glaubens und in Angst vor der ultimativen Macht und Verantwortung. Letztlich sind auch Päpste eben nur Menschen - ob seine Anhänger das wahrhaben wollen oder nicht.

Habemus Papam - Ein Papst büxt aus bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Diemuth Schmidt)

Habemus Papam - Ein Papst büxt aus Bewertung
Bewertung des Films
710

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