Bewertung: 4.5 / 5
In den Schlachten, in denen zu keiner Zeit die Übersicht verloren geht, stehen zwischen all den Drachen, Spinnen und Riesen aber noch immer die Figuren im Vordergrund. Natürlich werden fantastische Schauwerte mit tollen, grauen Bildern und spektakulären Kämpfen geboten, jedoch bleibt man als Zuschauer auch während des Effektgewitters ständig am Ball, da der Regisseur nie von den Emotionen der Protagonisten ablenkt und dem Kinobesucher somit erlaubt mitzufiebern. Dabei kann der 3D-Effekt als gelungen bezeichnet werden. Es wird eine ordentliche räumliche Tiefe geboten, was sich hauptsächlich im Verlauf der Zauberer-Duelle in den großen Hallen von Hogwarts auszahlt. Besondere Aufmerksamkeit widmete man hierbei einer Sequenz zu Beginn des Films, als Harry und Co. in die Zaubererbank Gringotts einbrechen, eine wilde Achterbahnfahrt erleben und eine halsbrecherische Flucht auf einem fliegenden Drachen hinlegen. Dabei wirkt der Effekt aber nie störend oder gar aufdringlich und verkommt auch nicht zum reinen Selbstzweck. Allerdings muss man auch hier erwähnen, dass dieses momentan sehr beliebte Stilmittel den Film in seiner gesamten Qualität weder besser noch schlechter macht. Es kann durchaus sein, dass die Auswirkung der Technik am Ende für den ein oder anderen Zuschauer sogar im Verborgenen bleibt, denn man sollte auf keinen Fall fliegende Gegenstände erwarten, die dem Publikum simpel entgegengeschmettert werden.
In Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 überzeugen alle Akteure auch gewohnt souverän in ihrem Spiel. Selbst Daniel Radcliffe, der mit seinen Leistungen in den vergangenen Teilen für viele Zuschauer einen Schwachpunkt bildete, zeigt eine solide Performance. Er sticht zwar, was das schauspielerische Talent angeht, auch weiterhin nicht besonders heraus, dennoch ist seine Interpretation dieses vielschichtigen Charakters diesmal deutlich facettenreicher und emotionaler angelegt. Ralph Fiennes gibt wie immer das pure Böse in Gestalt von Lord Voldemort und glänzt allein schon durch seine teuflische Präsenz. Man merkt, dass er sich pudelwohl in seiner Paraderolle gefühlt haben muss. Großer Applaus gebührt ganz sicher auch Alan Rickman als undurchschaubarem Professor Snape. Der ehemalige Lehrer der Zaubertränke bekommt im großen Finale einige wichtige Szenen spendiert, die zu den absoluten Highlights gehören. Severus Snape gehört neben Harry Potter zu den wohl tragischsten Figuren. Er steckt voller Emotionen und explosiver Energie, unterdrückt diese mit ungeheurer Disziplin und verliert niemals die Kontrolle. Rickman drückt diese dramatische Zerrissenheit mit feinster Mimik und Gestik meisterhaft aus.
Trailer zu Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2
Das war es also, das große Finale eines großen Namens. Alle Beteiligten dürfen sich nach Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 auf die Schulter klopfen. Sie haben einen erwachsenen, stimmigen und sehr unterhaltsamen Abschluss einer Filmreihe geschaffen, wie es sie in dieser Art und mit diesem unfassbaren Erfolg so schnell nicht wieder im Kino zu sehen geben wird. Es war eine Freude, den vielen tollen Schauspielern zuzusehen, die bis in die kleinsten Nebenrollen hinein über all die Jahre hinweg diesem aufwendigen Projekt die Treue gehalten haben, was heutzutage selten ist. Dafür gebührt ihnen großer Respekt. Schön auch, dass man sich bei den Köpfen hinter der Mammut-Produktion ausgesprochen treffend an ein altes Sprichwort gehalten hat: Das Beste kommt zum Schluss.
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(Kinogänger: Robert B.)