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Hell

Kritik Details Trailer News
Gute Idee, Umsetzung hapert

Hell Kritik

Hell Kritik
2 Kommentare - 17.08.2011 von Moviejones
Wir haben uns "Hell" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.

Bewertung: 2.5 / 5

Endzeitstimmung aus Deutschland, so etwas sehen wir nicht alle Tage. Wie gern würden wir über Hell schreiben, dass uns der Film umgehauen hat, doch dazu fehlt noch eine ganze Ecke. Auch wenn der doppeldeutige Titel ein guter Einstieg ist.

Im Text erwähnen wir eine ganz bestimmte Thematik im Film - wer das als Spoiler empfindet, sollte gleich zum letzten Absatz und unserer Punktevergabe springen.

Wir schreiben das Jahr 2016. Schwere Sonnenstürme und eine gestiegene Sonnenaktivität haben die ganze Erde in verdörrtes, lebloses Ödland verwandelt. Auch Deutschland ist nicht verschont geblieben: Wo einst üppige Wälder standen, säumen jetzt tote Bäume die Straßen, wo einst Tiere weideten, erstreckt sich ein Meer von Kadavern. Nur wer sich gegen die Sonne schützt, kann überleben, doch was ist das für ein Leben? Immer auf der Flucht vor dem Tag, immer auf der Suche nach Wasser, ein bisschen Sprit. Es heißt, oberhalb der Baumgrenze soll es wieder regnen und so machen sich Marie (Hannah Herzsprung), ihre kleine Schwester Leonie (Lisa Vicari) und Philip (Lars Eidinger) in einem abgedunkelten Auto auf den Weg in die Berge. Doch der Weg dorthin ist mühsam. Unterwegs treffen sie Tom (Stipe Erceg), der einen undurchschaubaren Eindruck erweckt, aber ein talentierter Mechaniker ist. Als die Gruppe in einen Hinterhalt gelockt und Leonie entführt wird, beginnt aber erst der wahre Überlebenskampf...

Mit Hell liefert Regisseur Tim Fehlbaum sein Regiedebüt und wir zollen ihm Respekt, sich dann gleich an eine solche Thematik, untypisch für deutsche Verhältnisse, heranzuwagen. Nicht selten hat man in unseren Breiten den Eindruck, die Ideenlosigkeit deutscher Regisseure reiche oft nur für drei Genregruppen: Dramen im Zweiten Weltkrieg, der Ost/West-Konflikt samt Stasi-Thematik und komödiantische Beziehungsportraits. Während andere Länder zeigen, wie der Hase läuft, herrscht in Deutschland nicht selten Monotonie und da kommt Fehlbaum mit Hell erfrischend innovativ daher. Dennoch muss sich ein Film wie dieser auch an internationalen Produktionen messen lassen und hier hapert es dann doch.

Zur Besetzung kann wenig Kritik geäußert werden, alle oben genannten Darsteller sowie alle übrigen spielen ihre Rollen im vorgegebenen Rahmen. Eine davon ist Angela Winkler als Bäuerin Elisabeth, die die Gratwanderung ihres Charakters souverän meistert. Etwas nervig wird im Laufe des Films jedoch, dass sich alle die meiste Zeit nur betrübt anflüstern. Sicher, die in Hell dargestellte Welt ist furchtbar ungastlich und lädt nicht zu Späßen ein, aber dass selbst bei einer Autofahrt nur leise gemurmelt wird, wirkt unnatürlich. Weitere Knackpunkte sind unlogische Handlungen: Da wird ganz schnell schützende Kleidung vergessen, obwohl die Figuren wissen, wie gefährlich die Sonnenstrahlung ist. Man läuft barfuß durch ein stoppeliges Feld, lässt Kinder allein zurück und führt den Zuschauer nicht nur einmal an den Rand des Nervenzusammenbruchs, wenn der so manche Entscheidung von Marie im Film nicht nachvollziehen kann. Gern möchten wir glauben, dass sich Menschen so solidarisch in der Not zeigen, aber es fällt schwer, das einem Menschen in Todesangst abzunehmen. Dies hätte mit etwas mehr Fingerspitzengefühl des Regisseurs nicht sein müssen, zum anderen sind manche Vorkommnisse absehbar. Störende Figuren werden handlungstechnisch wegrationalisiert und folgen damit allzu sehr der typischen Erwartungshaltung.

Hinzu kommt die anklingende Musikauswahl im Film. Wenn alles, was während der Apokalypse bleibt, Nena mit ihren "99 Luftballons" ist, dann möchten wir gern verdorren. Der wurde schon so oft herbeizitiert und gespielt, dass er in diesem Film einfach nur ein pures Klischee bedient. Hier zeigt sich auch, wie stark Fehlbaum auf vorgetretenen Pfaden agiert. Regiedebüt hin oder her, es mangelt dem Film an eigenständigen Ideen. Ist das Budget knapp, müssen Innovationen her. Erinnerungen an Sunshine werden wach. In dem Film hört die Sonne auf zu leuchten, in Hell scheint sie zu stark. Doch wo Sunshine mit fantastischen Bildern und einer emotionalen Story aufwarten kann, bleiben bei Hell nur einige Überblendeffekte, um die Hitze darzustellen und Endzeitklischees. So dürfen natürlich auch die Hinterwälder nicht fehlen, die einen ganz eigenen Geschmack entwickeln und die für Deutschland typisch nur im tiefsten Bayern leben können.

Dabei hat Hell seine Momente und ist an vielen Stellen durchaus spannend und atmosphärisch inszeniert. Ebenso wie in Carriers wird eine Reise der Hauptfiguren erzählt. Doch ebenso wie in diesem Hollywood-Film bleibt auch hier nach dem Abspann die Frage im Raum stehen, was war eigentlich die Botschaft? Dass die Menschheit dem Ende nah ist? Fehlbaum schafft es nicht, eine klare Linie zu verfolgen. Zu Beginn wird besonders auf die Sonne eingegangen, ohne aber die Folgen und Probleme tiefgreifend zu thematisieren. Ab der Mitte des Films verkommt diese Tatsache sowieso nur noch zu einem Aufhänger, um die eher kannibalistische Thematik und Rettung Leonies zu beleuchten. Der Film endet irgendwann, der weder ein Happy End noch einen düsteren Ausblick bietet.

Wem Carriers & Co. gefallen hat, der wird auch die Stimmung des deutschen Ablegers mögen. Schade nur, dass solche Filme per se ein schwierigeres Standing haben, weil Deutschland eben so oft an der internationalen Filmlandschaft vorbeifilmt. Wie gern würden wir ein Augenrollen unterdrücken, wenn man von solchen Filmen made in Germany hört - nur weil es aus Hollywood kommt, ist es nicht ungleich seriöser -, aber so sind die Erwartungen eben immer recht weit unten. Also, ihr deutschen Regisseure, blickt über den Tellerrand und bietet dem Publikum mehr Abwechslung! Wir geben Hell 2,5 von 5 Hüten und wünschen Fehlbaum, dass er seinen Weg geht.

(Kinogänger: Alexander S.)

Hell Bewertung
Bewertung des Films
510

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2 Kommentare
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Sully : : Elvis Balboa
03.05.2012 15:36 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555
@Amokknobi
Ich denke es sollte wohl bei Deinem Kommentar "objektiv" heissen! ;o)

Aber ansonsten kann ich Dir nur Recht geben.

Ich habe mir zudem den Film angesehen und kann obiger Kritik nur in den positiven Punkten zustimmen. Die negativen Aspekte sind zum Teil wirklich wenig durchdacht.

Achtung Spoiler: Die Protagonisten haben die Stadt verlassen um sich auf die Suche nach Wasser in den Bergen zu begeben. Sie haben nur wenig Flüssigkeit dabei und müssen sich unterwegs einigen Gefahren stellen. Dass man in solchen Situationen nicht laut rumpkaspernd durch die Gegend fährt, versteht sich von selbst! Daher ist die Sache mit dem "ruhig Reden" (denn flüstern ist was Anderes) gut nachvollziehbar!

Was das "Vergessen" schützender Kleidung angeht: In manchen Szenen gab es gar keine andere Möglichkeit, als genau so loszulaufen, wie die Charaktere gerade gekleidet waren.
Zum Thema Solidarität: Ich konnte es sehr gut nachvollziehen, dass Marie so gehandelt hat, denn die Alternative wäre gewesen, sich allein weiterdurchzuschlagen, was weitaus deprimierender und mindestens genauso gefährlich gewesen wäre, als zu versuchen andere zu befreien und somit als Gruppe "weiterzuziehen"!
Was die "Effekte" angeht: Hier hat es mir besonders gut gefallen, dass man mit wenigen Mitteln, ohne viel Schnörkel, eine gleissende Atmosphäre dargestellt hat. Denn nüchtern betrachtet, würde es wohl kaum viel anders aussehen, wenn dieses Szenaro mal eintreten sollte.
Man merkt der Kritik wirklich an, dass dem Schreiber eine gewisse negative Grundeinstellung zu deutschen Filmen, inne wohnt!

Alles in Allem finde ich Hell ziemlich gelungen. Er hat mich weit mehr unterhalten als z.B. The Road mit Viggo Mortensen!

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

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Amokknobi : : Fanshee
20.09.2011 10:03 Uhr
0
Dabei seit: 26.08.11 | Posts: 2.775 | Reviews: 1 | Hüte: 67
uiiii, das klingt aber nicht gerade nach einer subjektiven beurteilung...

muss man denn immer in einer kritik eine produktion mit einer anderen messen? kann man denn diese nicht einfach als eigenständig ansehen? in der schule wird uns doch immer suggeriert, wir sollen nicht immer von einen auf den anderen schließen, jeder mensch sollte charackterlich für sich selbst stehen...
wo kämen wir denn hin , wenn wir jetzt sogar menschen nach dem vorbild anderer kulturen beurteilen; "du bist mir jetzt aber unsympathisch, weil du leider aus einer anderen stadt kommst und ich mich aber in der regel nur mit einheimischen unterhalte" ;)
conan`s flop ist meiner meinung auch nur der tatsache geschuldet, weil man ihn nicht eigenständig als film ansah sondern ständig mit dem original vergleichen musste...  der herr s. schreibt den großteil seiner kritik positives über den film nur, um im letzen absatz seine deutschstämmigkeit zum verhängnis werden zu lassen... tz tz tz
für ein langfilmdebüt eines regisseurs frisch von der uni mit sofortigem kinostarttermin drück ich alle daumen und werd mir auch den film im rahmen der mens night meines heimischen kinos ansehen;)

[b]I dont know, Man. I just...Why did the Pug Life choose me?[/b]

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