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Henry V.

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Henry V. Kritik

Henry V. Kritik

Henry V. Kritik
0 Kommentare - 08.09.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Henry V." ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Gekränkt durch eine Provokation und beeinflusst durch den Erzbischof von Canterbury und den Bischof von Ely zieht der junge König Heinrich V. (Kenneth Branagh) in den Krieg gegen den französischen König (Michael Maloney). Im Jahr 1415 marschieren die Truppen Heinrich des V. in Harfleur ein und anschließend nach Agincourt. Es dauert nicht lange, bis die Franzosen sich geschlagen geben müssen und so offeriert der französische König Heinrich V. seine Tochter als Friedensangebot.

In diesem speziellen Fall gelangt man an einen Punkt, an dem man wirklich scheitern könnte. Henry V. ist Shakespeare durch und durch. Es geht um Adlige, es geht um Stolz, um Ehre und es geht um Macht, um Themen, die man eigentlich kritisch begutachten müsste. Denn hier ist es vor allem das Gefühl, daß man im Recht ist und um eine Position gebracht wird, die man viel besser ausfüllen könnte. Heinrich der V. wird von Kirchenvertretern indoktriniert, um einen Krieg mit Frankreich zu suchen, da dieser nach Geburtsrecht auch Anspruch auf diesen Thron habe. Nun, was hier so edelmütig und zur großen Ehre führen soll, ist doch in Wahrheit ein Krieg, der vor allem Individuen dazu führt, einen Konflikt zu suchen, der für viele von ihnen unweigerlich zum Tod führen wird. Das kann man sich auch nicht schönreden, wenngleich natürlich das edle blaue Blut immer gerne für die rechte Sache eintritt. Doch im Kern wird damit auch Henry V. ein von Grund auf naives Drama, daß sich natürlich auf unsere heutige Zeit übertragen ließe. Bedenke man die Kriege um Rohstoffe, die die Amerikaner seit einigen Jahrzehnten führen. Bedenke man einen Krieg, um ein Land, daß nach Angaben eines Autokraten kein Existenzrecht hat und so weiter und so fort. Diese Gestalt von Henry V. hat also eigentlich nichts Heroisches. Also zumindest, wenn man nach einer rationalen Grundlage suchte, denn im Kern ist das eher ein Konflikt, zwischen zwei Gutbetuchten, die sich darum streiten, wer nun das Volk knechten darf.

Dabei ist das Werk von Kenneth Branagh jedoch vielleicht gar nicht so unreflektiert, wie es auf den ersten Blick wirkt. Denn schließlich muss man dem Regisseur zugutehalten, daß seine Kämpfe in französischen Azincourt nichts für schwache Gemüter ist. Hier ist es dreckig, unübersichtlich und blutig zugleich. Daß der Tod also nichts Heroisches hat, lässt der Film erkennen. Nun nutzt Branagh diese Momente natürlich auch für klaren Pathos, immerhin haben wir es mit einem Drama zu tun. Doch man bekommt dabei nie den Eindruck, als sei diese Figur das pure Gute. Vielleicht ist es einer Wahrnehmung geschuldet, will meinen einer sehr subjektiven. Auf der anderen Seite kann das durchaus auch intendiert gewesen sein. Schließlich hat der Film diese Stellen, wo die Deutung eindeutig zweideutig ausfällt. Natürlich nicht im sexuellen Sinne, wenngleich die Geschichte hier auch eine Romanze einbaut, die wohl zum Drama gehört, aber das Konstrukt erstmals und danach wieder zum Bröckeln bringt. Schließlich fungiert die von Emma Thompson gespielte Catherine de Valois auch äußerst passiv, was dazu führt, daß ihr Charakter eigentlich schon kein Charakter mehr ist. Natürlich ist das der romantischen Vorstellung vom Mittelalter geschuldet, doch bringt das auch gewisse Probleme mit sich, denn die Figur taucht mal auf, ist dann lange fort, nur um zum Ende wieder aufzutauchen. Das sind kleinere Probleme, die dieses Werk in jedem Fall hat und es sind aber wirklich nur die kleineren, weil es sich eben auch um eine recht stereotype Geschichte handelt.

Etwas schwerfälliger sind da schon die Dialoge, die man einerseits verachten kann, weil man sich mühselig an sie gewöhnen muss. Auf der anderen Seite ist Branagh hier auch ein Lob auszusprechen, denn schließlich hat er das einfach so gemacht. Wirklich schön anzusehen ist, daß der Film dabei möglichst an authentischen, beziehungsweise echten Schauplätzen gedreht wurde. Dadurch bekommt das Werk natürlich nochmal einen realistischeren Touch, als es vielleicht heute der Fall wäre. Klar fällt auf, daß Branagh auch nicht grenzenloses Budget zur Verfügung hatte und viele Szenen auch in wirklich nieschigen dunklen Kammern gedreht wurden. Auf der anderen Seite nutzt das dem Film auch erheblich, weil der romantische Charme um die Edelleute von richtigem Blute damit sogar nochmal verloren geht. Das fühlt sich dreckig an, weil es dreckig ist. Ob der Film nun einen Erzähler gebraucht hätte, oder nicht, weiß man nicht so genau. Aber daß hier die Wahl auf den großartigen Derek Jacobi gefallen ist, hilft dem Werk abermals. Er spricht seine Zeilen so schnell und von unglaublicher Intensität, daß man einfach an seinen Lippen klebt. Ohnehin ist der Cast eine große Stärke am Film. Von Ian Holm, über Christian Bale, zu Robbie Coltrane, bis hin zu Judi Dench ist nun wirklich alles vertreten, was in Großbritannien Rang und Namen hat.

Am spannendsten ist der Film dann wirklich – wie sollte es auch anders sein –, wenn er sich mit den Individuen befasst, während diese über die Sinnigkeit des Krieges debattieren. Ob diese dann zu einer subjektiv befriedigenden Antwort und Erkenntnis gelangen, sei mal dahingestellt, dafür wirkt diese Figur des Henry V. in vielerlei Hinsicht auch einfach zu perfekt. Doch auch hier lässt der Film diese Deutungen zu und man kann das gar nicht oft genug hervorheben, weil es nicht so oft vorkommt, daß man einen Film tatsächlich auch so kontrastreich auslegen kann. Die meisten Filme sind doch in ihrer Agenda mehr als nur eindeutig. Etwas anderes, was dem Kino bis auf wenige Ausnahmen – wohlgemerkt in seiner Klasse – völlig abhandengekommen scheint, ist das Talent auf gut gemachten Pathos. Natürlich sind Filme immer noch pathetisch, wie auch gerade das große Finale der Infinity Saga mit Avengers: Endgame (2019) bewies. Doch Branagh hat es nicht nötig, mit seinem Film jedem gefallen zu wollen und daher gibt es hier keine Schönheit, außer der Schönheit der Sprache. Klar etwas gestelzt und wenig massentauglich, dafür aber gewagt und authentisch gemacht.

Zum Ende hin verbleibt ein Film, der eben das bietet, was man von einem solchen Werk erwartet. Henry V. ist ein Film über große Egos und großes Schauspiel. Es ist Shakespeare durch und durch, mit den nötigen Deutungsebenen, die zwar aus subjektiver Sicht heraus nicht radikal genug gedacht sind, dafür glänzt das Werk dann aber auf anderen Ebenen, indem es die rohe Gewalt des Krieges und all der Leidenden darunter, zur Schau stellt.

Henry V. Bewertung
Bewertung des Films
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