Bewertung: 5 / 5
[b]I Heart Huckabees [/b][i](auch bekannt als I love Huckabees)[/i][b] – [/b]eine unglaublich gute und tiefsinnige Filmkomödie von [b]David O. Russel[/b] mit Top-Besetzung, sehr kreativen Inszenierungsideen und einem grandios existentialistisch-absurden Humor, der auch [i]Albert Camus (franz. Philosoph, Existentialist, schrieb über die Absurdität der Welt) [/i]sicher gefallen hätte… [b]Die Geschichte[/b] [b] [/b] [b] [/b] Der idealistische Umweltaktivist [b]Albert[/b] (Jason Schwartzmann) steckt in einer Lebenskrise – seine Dichtungen zur Rettung der Umwelt galten einmal als kreativ-innovativer Ansatz und brachten ihm die erfolgreiche Gründung und Leitung einer Umweltorganisation ein, reißen nun aber schon lange keinen mehr vom Hocker. Bis auf einen klitzekleinen Felsen hat sein lyrischer Protest bisher leider auch nichts „erretten“ können. Als Albert dann wiederholt ein großer Afrikaner in den absurdesten Situationen über den Weg läuft, glaubt er an ein Zeichen – und will herausfinden, was dieser Afrikaner vielleicht für eine Bedeutung für sein Leben hat. Er beauftragt die „existentialistischen Detektive“ [b]Vivian[/b] (Lily Tomlin) und [b]Bernard[/b] (Dustin Hoffman), das für ihn herauszufinden - und gibt ihnen dafür die Vollmacht, in seinem Leben herumzuschnüffeln. Schnell stoßen diese auf seinen Freund [b]Brad[/b] (Jude Law), den charmanten Verkaufsleiter des Kaufhauses [i]Huckabees[/i]. Brad will Albert für eine PR-Umweltaktion von [i]Huckabees [/i]hinzuziehen, die Albert’s Zielen wie [i]Huckabees[/i] zugleich nützen soll… Um die Krise perfekt zu machen, stellt sich schnell heraus, dass der Umweltfaktor nicht [i]ganz[/i] so die Rolle spielen wird, wie Albert dachte – enttäuscht von Brad, der ihn, als Albert den Schwindel aufdeckt, auch noch vor seiner Organisation als [i]reaktionären Looser[/i] bloß stellt, vertieft sich seine Sinnkrise ins Unermessliche, und Brad wird von ihm als Grund allen Übels deklariert. Vivian und Bernard richten daraufhin ihre Aufmerksamkeit auch auf Brads Leben… mit ungeahnten Folgen. Denn auch Brads Freundin [b]Dawn[/b] (Naomi Watts), Model und Aushängeschild von [i]Huckabees[/i], ist frustriert und gibt den neugierigen Detektiven mehr preis, als ihm lieb sein dürfte… und als dann noch die französische Nihilistin [b]Catherine[/b] (Isabelle Huppert) auftaucht, ist das Chaos perfekt… [b][u]Kritik[/u][/b] [b]Die Figuren und ihre Darstellung[/b] [b]I Heart Huckabees[/b] ist nicht nur top-besetzt, sondern auch absolut [i]perfekt passend[/i] besetzt. [b]Jason[/b] [b]Schwartzmann[/b] („Rushmore“) ist absolut überzeugend und lustig anzusehen als wimmernder, verkannter Idealist und schmächtig-blasser Lyriker – er spielt seine Rolle fantastisch aus, ohne „zu dicke“ zu werden – bei seiner Rolle durchaus eine Gefahr. Brillant antagonistisch steht ihm ein charmant-schnittiger, zahnpasta-lächelnder [b]Jude Law[/b] gegenüber. Für Law ist die Rolle des schmissigen Typs mit immer strahlender Fassade eine Paraderolle, in der er sich glänzend schon ernst wie komisch in [i]Hautnah, Der talentierte Mr. Ripley[/i] und [i]Alfie [/i]bewiesen hat. Dass er sie auch hier wieder überzeugend und mit wunderbar komödiantischem Talent darstellt, ist also keine große Überraschung. Um so beeindruckender ist [b]Dustin Hoffmanns[/b] Darbietung des Bernard, auch wenn man sein komisches Talent bereits in Filmen wie [i]Tootsie [/i]und [i]Hook[/i] bereits erleben durfte. Da man ihn vordergründig jedoch eher als dramatischen Darsteller kennt, ist es eine Freude, ihn auch wieder einmal als wunderbaren Komödianten zu erleben. Förderlich war da auch das Zusammenspiel mit [b]Lily Tomlin[/b] – die beiden geben ein urkomisches Ehe- und therapeutisches Detektivenpaar ab mit sich nicht so ganz einigen könnenden philosophischen Ansätzen: [b]Vivian:[/b] Ist die Welt eher immer kleiner aufteilbar auf irgendwann zu findende Grundelemente des Seins – [b]oder[/b] – [b]Bernard[/b]: ist das Sein eben eher das Absolute (im Film köstlich „das Laken“ genannt als helfendes Bild), eben der Zusammenhang aller Teile, die irgendwann eben nicht mehr als teilbar zu finden sind – weil es im Grunde nur das große Ganze gibt, das wir mit unserem Verstand aber teilen MÜSSEN, um uns darin zurecht zu finden? [b] [/b] Immerhin erkennen beide so etwas wie ein geordnetes [i]Sein[/i] an – anders sieht es da mit der Nihilistin und ehemaligen Dritten im Bunde aus – Catherine, die genau wegen ihres nihilistisch-chaotischen Ansatzes aus dem einstigen Trio verbannt wurde. [b]Isabelle Huppert[/b] spielt die Rolle der leidenschaftlichen Verführerin wirklich toll und sehr komisch – sie erinnert hier ein wenig an die göttliche Catherine Deneuve, mit der sie in der Frauenkomödie [i]8 Frauen[/i] zusammen spielte und sich für [i]I Heart Huckabees[/i] sicher ein wenig von Deneuves Darbietung der Rolle der [i]Gaby[/i] inspirieren ließ, die als lustige Grande Dame ähnlich verführerisch-komisch angelegt war wie die Rolle der Catherine. Zudem machte Hupperts Rolle in [i]8 Frauen[/i] die Wandlung von der Prüden zur Sexbombe durch - das war sicherlich ebenfalls eine gute Vorübung... Auch [b]Naomi Watts[/b] weiß als Model und frustrierte Freundin von Brad zu überzeugen – wunderbar schmollig und schrullig spielt sie ihre Wandlung vom Schönchen zur sich emanzipierenden, trotzigen, lustig-grauen Maus mit Charakter. Selbst [b]Mark Wahlberg[/b] – ein Schauspieler, den ich sonst weniger mag – kann ich hier gut ertragen – er spielt den tumben Feuerwehrmann [i]Tommy[/i], der mit seiner schon fanatischen existentialistischen Suche Frau und Kind vertrieben hat und nun Albert zu philosophisch-therapeutischen Zwecken als "neuer Freund" zur Seite gestellt wird, wirklich gut. [b]Inszenierung[/b] [b] [/b] Allem voran ist die kreative Nutzung und Mischung der verschiedenen Bildtechniken zu nennen, Animationen, Scherenschnitt, verschiedenste digitale Effekte, das Spiel mit so ziemlich allen Kameraperspektiven und Schnitttechniken, das alles wird hier unglaublich toll und abwechslungsreich inszeniert – ohne dass ein Gefühl von „zu viel“ aufkommt. Die Geschichte wird schön pointiert erzählt und erfreut sich genial intellektuell-komischer Dialoge – so unterhaltsam macht Philosophie jedem Spaß! Damit sind wir schon beim Humor, der absolut schräg, absurd, trocken – und eben auch noch intelligent dabei ist. Russel setzt auch Slap-Stick-Elemente geschickt an gut passenden Stellen ein, so dass es wirklich witzig ist, ohne dabei zu überzogen daher zu kommen. So ist es wirklich urkomisch anzusehen, wenn die Detektive in den Mülltonnen von Brad nach Hinweisen kramen und Vivian darin kopfüber mit zappelnden Beinen verschwindet. Ein Highlight absurd-parodistischen Humors ist die [i]Schlammszene[/i] mit Huppert und Schwartzmann – da wird jeder Schlamm-Catching-Traum (tatsächlich erotisch und wunderbar inszeniert in [i]Bandits[/i]) zum hahnebüchen lustigen Albtraum, einfach grandios – und für Huppert war es sicher keine leichte Übung, mal abgesehen vom restlichen Körper vor allem auch ihr Gesicht dermaßen im Schlamm zu versenken und dabei noch ein verzücktes Gesicht zu machen als wäre das wirklich [i]unglaublich[/i] erotisch… Oder auch die Szene, wo sich Schwartzmann, Wahlberg und Huppert große Gummi-Hüpfbälle gegenseitig und selbst ins Gesicht schlagen, „um den Kopf frei zu bekommen, Leere zu erzeugen“… Huppert dabei immer noch in ihrem heißen Kleid, wenn sie sich als erotische Lady dann so einen Ball dermaßen ins Gesicht pfeffern lässt – einfach lustig…! Auch die Wendepunkte und Überraschungseffekte in der Geschichte sind dramaturgisch genial eingebaut und inszeniert worden, hier kommt keine Sekunde Langeweile auf und - man wird eben [i]tatsächlich[/i] noch überrascht. [b]Fazit[/b] [b] [/b] Für mich zählt dieser Film zu den besten neueren Filmkomödien (erschien 2005) und daher ist es schade, dass er weniger bekannt ist als zum Beispiel [i]8 Frauen, Club der Teufelinnen, Der Tod steht ihr gut[/i] etc.. Zudem ist die unglaublich kreative Inszenierung und absolut tolle Darstellerleistung mit einem so wunderbaren, perfekt pointierten und auch noch tiefsinnigen Humor zu einem Filmwerk verbunden, das so in seiner Art einfach absolut einzigartig ist – hier ist Russel [i](Flirting with desaster, Three Kings)[/i] etwas wirklich [i]Besonderes [/i]gelungen, und das auch noch im Genre [i]Komödie[/i], in dem ich etwas so Kunstvolles eher weniger erwarte. Es gibt an dieser tollen und einzigartigen Filmkomödie einfach nichts auszusetzen, alles richtig gemacht - das gibt logischerweise [b]10/10[/b] Punken bzw. 5/5 lustigen Hütchen.
I Heart Huckabees Bewertung