
Bewertung: 2.5 / 5
Grus (Steve Carell) Tage als Superschurke sind vorbei. Mittlerweile lebt er ein Leben als Familienvater. Auf einem Klassentreffen jedoch trifft er auf alte Bekannte. So den Franzosen Maxime Le Mal (Will Ferrell) und Valentina (Sofía Vergara), die versuchen, Gru zu stürzen. Daher wird Gru mitsamt seiner Familie vom Anti-Verbrecher-Liga-Chef Silas Ramspopo (Steve Coogan) ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen und soll in einer langweiligen Vorstadt untertauchen. Zusammen mit seiner Familie versucht er nun nicht aufzufallen, doch Le Mal ist ihnen auf den Fersen.
Es sind bereits unglaubliche Jahre vergangen, seitdem die Welt um die Minions bereichert wurde. Diese verfolgen, ein zugegebenermaßen einfaches, aber effektives Konzept, um den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Sie sind irgendwie blöd, irgendwie euphorisch, naiv, folgsam und zusätzlich, noch richtige Kameradenschweine. Ja, wenn sie über das Leid von Anderen lachen, dann ist das schon postmoderner Humor. Aber es funktioniert, weil sie eine uralte Tradition des Slapstick wiederbeleben und damit mitunter zu großem Aufsteigen. Das erkannte auch das verantwortliche Studio hinter Ich – Einfach unverbesserlich (2010) und ließ mit Minions (2015) und zu Teilen noch Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss (2022) zwei Spin-Off-Prequels folgen, die diese seltsamen Tic Tacs in den Vordergrund rückten. Das funktionierte und war moderat unterhaltsam und dann fragt man sich als Zuschauer, warum man sich dann dennoch dazu herablässt sich mit der Hauptreihe und damit den Familienbanalitäten um Gru, seine Frau und seine Kinder befassen muss. Denn tatsächlich ist das alles erschreckend belanglos und auch schon immer so gewesen. Hier definieren sich Menschen nur noch dadurch, daß sie besonders gut lieben und besonders gut geliebt werden wollen. Doch leider Gottes ist Ich – Einfach unverbesserlich 4 kein Porno, sondern eine Ansammlung von banalem Kram, der vermeintlich für Kinder ausgelegt ist. Doch welches Kind interessiert sich schon dafür, ein braves und folgsames Kind zu sein?
Unabhängig davon, fällt es dem Film auch so schwer, irgendwas zu erzählen. Gru und sein Gespann kommt am Ende nicht an einem anderen Punkt an, als sie zu Beginn dieser Reise sind. Wenn es Konflikte gibt, dann werden die durch schmalziges Anlächeln nach fünf Minuten ad acta gelegt. Gleichzeitig versteht sich Ich – Einfach unverbesserlich 4 auch als ein Film, der ohnehin große Probleme damit hat, einen klaren Fokus zu finden. Der Hauptplot lässt sich mit zwei Sätzchen zusammenfassen und währenddessen passieren unendlich viele, unerwartete und ebenso unnötige Dinge. Da kommt es zu einer merkwürdigen Episode in einem Lebensmittelgeschäft und das wird dann unzählige Minuten später wieder aufgegriffen. Es ist nicht so, als nerve dieser Film auf dem Niveau seines Vorgängers Ich – Einfach unverbesserlich 3 (2017). Und dennoch ist alles, was eben nicht mit den Minions zu tun hat, unsäglich langatmig und irgendwie traurig. Es ist traurig, daß diese Resozialisierungs-Reihe um einen Superschurken nun davon handelt, daß dieser ein besonders guter Vater sein möchte. Es ist traurig, daß hier Witze recycelt werden, deren Aufhänger eben aus jedem anderen mit Slapstick unterfüttertem Film stammen könnten. Es ist traurig, daß man auf einem rein filmtechnischen Level schon versagt, weil die Figuren durch ihre Heldenreise nie an einen anderen Punkt gelangen, als sie zuvor waren. Es ist traurig, daß man eben auch einfach einen weiteren Minion-Film hätte machen können und den Zuschauer dann eben nicht mit Gru und seiner erbärmlichen Existenz hätte nerven müssen.
Und während die Minions Figuren wie Tic Tacs sind, ist das gesamte Werk wie ein Film für die Generation TikTok. Alles ist hektisch, alle sind hysterisch, Figuren bloße Überzeichnung und der Witz, daß hier Superschurken in schrillen Kostümen irgendwas Absonderliches von sich geben, altert leider auch nicht besonders gut. Ich – Einfach unverbesserlich 4 ist ein Film, den man während des Schauens schon vergisst. Der anstrengend ist und gewollt witzig daherkommen möchte, aber eigentlich nicht für irgendwen etwas bereithält. Animationstechnisch ist das vielleicht ganz nett anzusehen, doch kaum ein Animationsfilm ist hässlich wie die Nacht. Zumal der Illumination-Stil in Sachen Beleuchtung und Fokus auf einzelnen Körpern, einfach nur peinlich ist. Ja, daß mag Geschmackssache sein, doch wieder einmal ist das überdreht und entnervend. Und dann bleibt einem als Zuschauer nichts. Es regt einen nicht so auf, wie der Vorgänger. Es stimuliert aber ansonsten auch nur niederste Triebe. Dann wiederum thront auch über allem die Frage, mit welchem Gedankengang man an das Werk herantreten soll? Denn tatsächlich erscheint die Frage berechtigt, ob das denn wirklich noch irgendwas auszusagen hat. Als Produkt seiner Zeit wirkt Ich – Einfach unverbesserlich 4 nämlich längst überholt. Braucht man noch Superhelden oder Superschurken? Das Kino sagt eigentlich „nein“. Braucht man noch tausende ironische Berechnungen? Ebenso wenig. Klar, daß ist nun wirklich mehr Behauptung, als irgendetwas in die Richtung eines Belegs. Doch auch als Animationsfilm gibt es da doch deutlich andere Werke, mit anderem und besserem Potential. Dieser Film überrascht niemanden. Es ist klares Kalkül und erzählt wird dabei nichts und deshalb funktioniert das auch nicht.
Trailer zu Ich - Einfach unverbesserlich 4
Auf einer rein technischen Ebene kommen dann noch die großen Patzer. Wie gesagt, das Storytelling ist atemberaubend schlecht und währenddessen werden da wahllos Figuren hineingeworfen, die zu einem Großteil keinerlei Relevanz innerhalb der Erzählung haben. Das soll vermutlich witzig sein, oder dem Zuschauer ein Gefühl der Vertrautheit vermitteln. Doch irgendwie hat man hier den Punkt verpasst, an dem es gut gewesen wäre, aufzuhören.
Ein Desaster sieht natürlich anders aus. Doch Ich – Einfach unverbesserlich 4 geht keine neuen Wege und erzählt einfach so vor sich hin. In gefühlt tausenden Abzweigungen ist das mehr eine Ansammlung von Nichtigkeiten und mal mehr, mal weniger guten Gags, als ein Film, der irgendeinen Sinnzusammenhang aufweist. Banal und belanglos bleibt das in jedem Fall.
