Anzeige
Anzeige
Anzeige

Jarhead - Willkommen im Dreck

Kritik Details Trailer News
Jarhead – Willkommen im Dreck Kritik

Jarhead - Willkommen im Dreck Kritik

Jarhead - Willkommen im Dreck Kritik
0 Kommentare - 26.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Jarhead - Willkommen im Dreck" ist.

Bewertung: 3 / 5

Mitten im Irakkrieg im Jahr 1991 entlässt Sergeant Sykes (Jamie Foxx) den Scharfschützen Swoff (Jake Gyllenhaal) aus dem Ausbildungslager. Die Einheit bereitet sich auf den Kriegseinsatz vor. Ihr Tagesablauf ist strikt, aber monoton. Sie werden immer unmenschlicher und als dann der lang erwartete Einsatz kommt, gilt es feindliche Angriffe und den eigenen psychischen Verfall abzuwehren.

Der Kriegsfilm ist in seinem Kern eigentlich immer so ein wenig inkonsequent. Diskussionen, ob es Kriegsfilm oder ein Antikriegsfilm ist, geschweige denn, ob es ersteres überhaupt wirklich gibt, werden ja am laufenden Band geführt. Richtig gute Kriegsfilme sind immer Antikriegsfilme und Antikriegsfilme können ihre Brillianz auch nur daraus ziehen, daß sie eben die Gewalt darstellen und sie negativ konnotieren. Von dieser Sorte Film gibt es ja ebenso erstaunlich viele. Viele, die sich dann, mit einem aktuellen Konflikt, manchmal reaktionär befassen und klaren Patriotismus betreiben. Es gibt ja auch in Hollywood eine rechts-konservativ gerichtete Fraktion, die sich dann aber immer auf Individuen stürzen und daraus so eine Opfermentalität schöpfen, dann wiederum gibt es das genaue Gegenteil derer, die Krieg um jeden Preis verachten und offenlegen, wie unwichtig das Individuum in einem Konflikt voller Individuen ist. Absurd und dennoch ist es wahr. Jarhead – Willkommen im Dreck ist dabei ein Film, der versucht das Beste aus dem Genre irgendwie unter einen Hut zu bringen, der die Falschheit und die Lügen eines Konfliktes entlarvt und der dennoch zu jedem Zeitpunkt austauschbar und irrelevant wirkt, weil er eben dem Genre nichts hinzufügen kann, was man nicht bereits wusste.

Interessant ist, daß sich dieser Film, der nun doch einen Seltenheitswert gewinnt, weil es ein großer Film ist, der sich mit dem 2. Golfkrieg befasst, sich immer wie eine Mischung zweier alter Bekannter im Antikriegsfilm-Subgenre anfühlt. Denn tatsächlich orientiert sich Regisseur Sam Mendes sehr stark an Apocalypse Now (1979) und Full Metal Jacket (1987). Und diese Orientierung geht sogar so weit, daß das Werk sich zu Teilen eins zu eins einzelne Szenen sucht und diese nachstellt, besser gesagt als Hommage aufbereitet. Denn ja, es ist nicht so, als wäre das ein Problem, auf den ersten Blick zumindest. Man hat schon eine gewisse Freude an dem, was sich der Film da zusammensucht und es gibt ja auch ein gewisses Kredo, nach dem es heißt, man klaue lieber gut, als daß man schlecht selbst machte. Nun sind beide Filme aber auch so unterschiedlich und es ist fast schon unmöglich das unter einen Hut zu bringen, geschweige denn überhaupt nachzumachen, wodurch sich die Frage aufdrängt, ob Jarhead – Willkommen im Dreck überhaupt etwas Sinnvolles zu erzählen hat. Man kann sagen, daß es sehr menschelt in der Grundausbildung und auch das, was die Figuren so untereinander bereden und wovon sie träumen, daß ist sicherlich auch ein wenig authentisch, doch da kommt gleichsam auch ein weiterer Knackpunkt im Werk zum Vorschein, daß eben genau auch den Zustand beschreibt, den man hat, wenn man das Werk gesehen hat und wie man anschließend darüber denkt.

Denn der Film ist schon erschreckend ehrlich, wenn er die damalige Politik hinter dem Krieg betrachtet und das eigentlich als Farce und große Lüge herausstellt. Es geht um Öl, in den seltensten Fällen sind Kriege rein ideologisch bedingt, sondern handeln eben immer Ressourcen. Heute weiß man, daß es auch im Falle Konflikt im Irak. Nun, zugegeben, daß wussten viele, sehr viele Leute auch schon vorher und die Ära Bush wird damit auch keinen Deut in ein besseres Licht gerückt. Aber dennoch, zu einer Zeit, in der dieser Film in die Kinos kam, hatte er sicherlich nochmal eine ganz andere Wirkung, als er die heute, aus einer retrospektiven Sicht heraus hat. Es ist ein Schlag ins Gesicht für das republikanische Amerika. Und damit hat der Film eine gewisse Berechtigung, auch im Hinblick darauf, daß es sicherlich weitere Kriege geben wird, die sich damit befassen ein fremdes Land auszubeuten. Unterdessen beschreibt Mendes im Film vor allem naive Menschen, die zwar genau wissen, wo sie sind und warum sie dort sind, die aber das Thema Krieg gar nicht greifen können und es vielleicht in seiner Brutalität und Endlichkeit nie begreifen werden. Das ist auch so ein Aspekt, der den Film vielleicht aus heutiger Sicht noch einmal wesentlich schwerer macht. Denn Jarhead – Willkommen im Dreck berichtet eben auch davon, was es wirklich heißt in den Tag hineinzuleben, als wäre dieser vielleicht schon der Letzte. Und das immer im Hinblick darauf, daß man hier mehr oder minder freiwillig ist.

Denn auch das Liberale Amerika will sicherlich nicht diese Wahrheit hören, daß vor allem Menschen in Kriegen verheizt werden, die bedingt durch eine systemische Aussonderung, sowieso keine andere Möglichkeit mehr haben, als zu dienen. Sie sind wahrlich auch rein intellektuell sicherlich nicht die hellsten. Doch das ist ja der gesamte Trick daran. Man sucht sich Menschen, die ganz unten sind, die leichtgläubig sind und die vielleicht in gewisser Weise auch gefallen wollen, oder sich durch eine Aufgabe eine neue Berechtigung ihrer Existenz ersehnen. Dafür braucht es nur eben keinerlei Berechtigung, was heute ebenso vergessen scheint. Schauspielerisch muss man sagen, daß Gyllenhaal den jungen Soldaten sehr gut gibt. Das ist natürlich keine Leistung, die wirklich Erinnerungswürdig ist, aber was an dem Werk ist das schon.

Sam Mendes versucht seinen Finger so tief in die Wunde legen und im Dreck zu wühlen. Und dennoch ist Jarhead – Willkommen im Dreck ein Film, der eigentlich nichts Neues zu erzählen hat. Der Film ist sicherlich seiner Zeit noch gewagter gewesen als heute, allerdings ist er auch seine Ansammlung bereits bekannter Dinge.

Jarhead - Willkommen im Dreck Bewertung
Bewertung des Films
610

Weitere spannende Kritiken

Black Panther Kritik

Black Panther Kritik

Poster Bild
Kritik vom 28.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
TChalla (Chadwick Boseman) kehrt nach dem Tod seines Vaters zurück in seine Heimat Wakanda. Dort soll er, der Black Panther, nun auch den Thron seines Vaters besteigen. Das technologisch hoch entwickelte Land lebt abgeschottet von der Welt. Eines Tages will der Söldner Erik Stevens (Michae...
Kritik lesen »

Thor - Tag der Entscheidung Kritik

Thor: Tag der Entscheidung Kritik

Poster Bild
Kritik vom 28.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) ist weitab von seiner Heimat Asgard. Er wird von dem mächtigen Wesen Surtur (Clancy Brown) gefangengehalten, der ihm offenbart, daß Ragnarök – das Ende der Welt – bevorsteht. Unterdessen kehrt die erbarmungslose Hela (Cate Blanchett) ...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeN