Bewertung: 3 / 5
Die Wissenschaftler Alex Hesse (Arnold Schwarzenegger) und Larry Abrogast (Danny DeVito) forschen an einem neuen Medikament, das helfen soll Fehlgeburten zu vermeiden. Die Wissenschaftler entscheiden sich für einen Selbstzweck und lassen Alex zu Testzwecken eine Eizelle einsetzen, die auf eine anonyme Spende zurückgeht. Doch als der perfekte Zeitpunkt für einen Schwangerschaftsabbruch gekommen ist, lehnt Hesse diesen ab. Und so wagt er das Unmögliche und wird als erster Mann ein Kind zum Weltbringen. Doch die Schwangerschaft verläuft mit vielen Stimmungsschwankungen und er verliebt sich in die Kollegin Diana Reddin (Emma Thompson), die auch die Spenderin der Zelle ist.
Dem ethischen Grundsatz der Wissenschaft folgend, daß es keine ethischen Grundsätze geben kann, ist im Prinzip alles möglich. Vielleicht nicht rein physiologisch, aber die Biologie kennt wohl keine Grenzen. Unzählige Filme haben sich ja schon mit dem Eingriff der Menschheit zuwider der Natur befasst. Spontan würden mirt da Jurassic Park (1993) oder auch Gattaca (1997) einfallen. Nun kann man natürlich schnell darüber urteilen, denn die Prämisse, die da aufgemacht wird, legitimiert natürlich auf übergeordneter Ebene schon so ein generelles Problem, nach welchem es schon in Ordnung ist unethische Experimente durchzuführen. Zugunsten der Wissenschaft natürlich. Man muss da nicht immer fragen, ob das auch jedem gefällt und so ein Gremium, daß zumindest drüberschaut, sollte sich ein Wissenschaftler mal wieder Marvelmäßig in einen Superschurken verwandeln, das wäre schon ganz sinnvoll. Im Prinzip ist die Grundlage für das Handeln hier also extrem fragwürdig und man kann nur mal wieder den Kopf schütteln, wenn man sich dann tiefer mit der Materie befasst, die Junior ganz offensichtlich zu sich hat.
Davon abgesehen wird es sowieso schwierig über Junior zu reden. Im Prinzip muss man das nur mal jemandem erklären und man kommt schon in eine breitgefächerte Not. Da ist so ein Typ, der eben Schwanger wird. Nicht so, wie man klischiert mit seiner Frau oder Freundin schwanger wird, wenn diese ein Kind austragen wird. Sondern in dem Sinne, daß ein Typ einfach schwanger wird. Und dieser Typ ist natürlich nicht irgendein Typ, es ist Arnold Schwarzenegger. Und das ist abseits dessen, daß es natürlich eine herrlich absurde Prämisse ist, auch auf einer Metaebene durchaus spannend. Man hat ja mit Arnold Schwarzenegger nicht einfach irgendeinen Mann. Wenngleich das in Filmen hier und da immer mal wieder suggeriert wird, daß Schwarzenegger so eine Art normaler Familienvater sein könnte. Man erinnere sich da nur mal an Versprochen ist versprochen (1996), indem er einen normalen Familienvater spielte. Selbst Hollywood war bewusst, welch albernes Klischee, das eigentlich ist und so kam True Lies – Wahre Lügen (1994) in die Kinos, der das so ein wenig aufbrach. Kurz um, man kauft Schwarzenegger nicht den gewöhnlichen, einfachen Familienvater ab. Er ist Mr. Universe, überdurchschnittlich groß, überdurchschnittlich trainiert und in so ziemlich allen physischen Belangen überdurchschnittlich. Die gesamte Farce wird nur noch dadurch überboten, daß Schwarzenegger hier einen Arzt darstellt. Die Ironie ist also, daß ein Schauspieler den Durchschnitt repräsentieren soll, der eben weit über dem Durchschnitt steht.
Doch da hört es in Junior noch gar nicht auf. Man muss ein wenig in der Zeit und der darstellten Gesellschaft denken, um in Junior noch weitere Dinge zu entdecken, die durchaus diskutabel wären. Hier geht es im Kern auch ganz stark um das Umdrehen von Rollenbildern. Ganz nebenbei gesagt, könnte man diesem Werk durchaus einen relativ unklugen Sexismus vorwerfen. Ich würde an der Stelle dafür plädieren, daß Regisseur Ivan Reitman nicht in der Lage war, die Ironie des gesamten Szenarios aufzudröseln. Junior lässt also einen Mann schwanger werden, der dann mit all diesen Schwangerschaftsklischees zu kämpfen hat. Er ist launisch, er ist hungrig, müde und so weiter und so fort. Das spannende hierbei ist, daß man das Rollenbild umdreht. Es gibt eben nicht die schwangere Frau, sondern den Mann, der das Kind zur Welt bringt. Und damit wirkt der Film natürlich auch gegen dieses Männlichkeitsbild an, daß man so hatte und nach wie vor hat. Es ist eben sehr untypisch, wenn Mr. Universe schwanger wird und eine sehr schwache Seite von sich zeigen darf. Ob Schwarzenegger dazu schauspielerisch unter diesen Umständen in der Lage ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Doch ja, es geht hier um gegenteilige Klischees. Was zudem auch dadurch untermauert wird, daß Danny DeVito, der ja nun wirklich alles andere als modernen Schönheitsstandards entspricht, hier sogar so eine Art Frauenheld ist. Kleingewachsen und keine Haare mehr. Keine Ahnung, aber massentaugliche Schönheit hat wohl andere Parameter.
Und das macht Junior irgendwie sogar zu einem recht intelligenten Film, der zwar eben durchaus sexistisch ist, dennoch aber mit genügend Klischees spielen kann. Bei dem Kernelement der Komödie, auch im Hinblick auf die allgemeinen Gags und das Timing muss man sagen, daß Reitman herrlich inkompetent schlechte Witze aneinanderreiht, die dafür sorgen, daß man eben nur auf einer rein ironischen Metaebene darüber lachen kann. Junior gelingt es so unlustig zu sein, daß er wieder lustig ist. Kopfschüttelnd und vermutlich auch gerade in diesem Bereich ohne eine Form der Erkenntnis, daß das eben als Witz nicht taugt, kann man herrliche Zeiten mit diesem Werk verbringen. Natürlich sorgt indes auch das Treiben um die Schwangerschaft für Probleme unter den Figuren. Wie kann das rein anatomisch funktionieren und wie kann ein Mann damit umgehen. Auch interessant ist zudem, wie schnell sich da eine gewisse Homoerotik unter den Figuren breit macht, wenn etwa gewisse Klischees um Hormone aufgemacht werden. Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, ob dieses Werk nicht sogar in gewisser Weise sehr queere Themen anspricht und diese sogar bewusst verbreitet. In dem Sinne wäre es ein gelungener Film.
Herrlich und sehr stark in seiner Zeit behaftet. Junior ist ein Film, der nie besonders gut wird, dadurch aber sehr unterhaltsam. Die Kombination aus Schwarzenegger und De Vito sorgt für grandiose Unterhaltung, also wenn man nicht gerade einen hohen Anspruch an seine Komödien legt und unterdessen fühlt man sich eigentlich auf eine angenehme Weise für dumm verkauft.
