Bewertung: 4 / 5
Die doch sehr unterschiedlich ausfallenden Kritiken zum Film haben auch mich - ähnlich wie viele andere User hier auf MJ - etwas verunsichert. Da ich den Film aber sowieso unbedingt sehen wollte, bin ich natürlich trotzdem ins Kino gegangen. Mein liebstes Hobby halt
Trailer zu Kong - Skull Island
Zur Handlung braucht man, denke ich, nicht mehr allzu viel sagen, denn lässt man die Bezüge zum sich etablierenden Monsterverse mal beiseite, dann ist sie in der Tat recht einfach gestrickt: ein ziemlich undurchsichtiger "Wissenschaftler" (John Goodman) heuert eine Gruppe erfahrener Spezialisten (weitere Wissenschaftler, Militärs, Fährtensucher, eine Fotografin zur "Dokumentation) an, mit deren Hilfe er "Landvermessungen" auf einer unerforschten Insel durchführen möchte. Dort angekommen, stellt sich jedoch bald heraus, dass das eigentliche Ziel der Mission ein ganz anderes ist, denn die Insel ist nicht nur terra incognita, sondern vor allem das Reich des Riesenaffen Kong und anderer "gigantischer" Bewohner.
Womit wir auch schon beim Thema wären. Natürlich hätte auch ich mir von einer wirklich großartigen Schauspielerriege - Goodman, Jackson, Larson, Hiddleston, Riley etc. - etwas mehr erhofft, doch leider muss ich den meisten Kritiken zustimmen: mit Ausnahme von Jackson und Riley bleiben die menschlichen Protagonisten wirklich schablonenhaft und platt. Doch je weiter der Film fortschritt, desto mehr kam mir der Gedanke, dass man diesen Umstand vielleicht auch etwas anders sehen könnte:
Ohne Zweifel sind gerade die Landschaftsaufnahmen (gedreht wurde in Vietnam, Australien und Hawaii) meiner Meinung nach grandios und besonders am Anfang ergötzt sich die Kamera geradezu an der malerischen Insellandschaft vor Vietnams Küste. Auch Kong, der schon sehr früh im Film auftaucht, passt unglaublich gut in ebendiese Landschaft und es ergibt sich optisch ein wirklich tolles, stimmiges Bild. Meiner Meinung nach wird nie ein Geheimnis daraus gemacht, wer der eigentliche Star von Kong:Skull Island ist: es ist die titelgebende Insel und nicht die Menschen - die dienen einfach nur als Staffage bzw. Identifikationsplattformen und werden mit mehr oder minder stereotypen Eigenschaften ausgestattet.
Nachdem ich mich zu dieser Erkenntnis durchgerungen hatte, konnte ich den Film auf einmal mit ganz anderen Augen sehen: da gibt es beispielsweie eine Szene, in der Kong - lediglich von einem Menschen beobachtet - zu einem See kommt, um zu trinken und seine Wunden nach dem Zusammentreffen mit den Hubschraubern zu lecken. Hier verfolgt das "Monster" niemanden, trachtet niemandem nach dem Leben oder wird in seinem Verhalten von Menschen "bewertet" (wie etwa bei Peter Jacksons King Kong durch die beständige Anwesenheit von Ann Darrow). Kong ist Teil eines eigenen und vor allem optisch eigenständigen, phantastisch in Szene gesetzten Ökosystems und dessen unangefochtener Herrscher. Dieses Ökosystem beansprucht auf der Leinwand dann auch sein Recht als Star des Films - in seiner genialen visuellen Stimmigkeit, in der alles "an seinem Platz" zu sein scheint.
Natürlich brauchen wir menschliche Figuren, in deren "Gesellschaft" wir die Landschaft und seine Bewohner erst richtig in ihrem ganzen Ausmaß ermessen können, durch deren ebenfalls menschliche Augen sie gefiltert werden, doch sie sind eben - und das versucht der Film meiner Meinung besonders durch die stimmige Verbindung von Landschaft und "Monstern" klar zu machen - nicht nur für uns da. Die Insel hat ihr eigenes Leben, ihre nicht-menschlichen Bewohner ihre eigenen Feinde, gegen die wir Menschen sowieso nicht sonderlich viel ausrichten können. (Bei Peter Jacksons King Kong hatte ich beispielsweise immer das Gefühl. dass sein Skull Island keine wirklich eigene Welt war, sondern alles nur da war, um von den Menschen mehr oder minder erfolgreich "überwunden" zu werden). Das Wort "Monsterverse" bekommt in diesem Zusammenhang plötzlich eine ganz eigene Bedeutung...
Einzig der "Schlusskampf" hat mir diese "Lesart" des Films leider etwas kaputt gemacht, denn dieser erschien mir dann doch ziemlich überzogen und hätte etwas ruhiger ausfallen können. Meiner Meinung nach ist der Regisseur an dieser Stelle dann doch wieder in das typische "Unterhaltungsschema" verfallen, wobei er - zumindest bei mir - vorher doch mit der absolut genialen und stimmigen Optik eine tolle Alternative bieten konnte.
Für mich hatte der Film also jenseits der häufigen Kritikpunkte, die MJ und viele andere Kritiken meiner Meinung nach durchaus zu Recht machen, vor allem diesen ganz speziellen, für manche vielleicht etwas seltsam anmutenden Reiz, der mich die ganzen 118 Minuten in seinen Bann ziehen konnte (mag aber vielleicht auch daran liegen, dass ich mich sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt habe ).
PS: Da ich mal wieder gezwungen wurde - nicht durch meine Begleitung, sondern durch das Kino - den Film in 3D anzuschauen, kann ich sagen, dass sich das in diesem Fall doch sehr gelohnt hat. Bin da eigentlich hart im Nehmen, aber an manchen Stellen musste ich doch ziemlich zucken