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Kurz und schmerzlos

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Kurz und schmerzlos Kritik

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Kurz und schmerzlos Kritik
0 Kommentare - 20.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Kurz und schmerzlos" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Die drei Freunde Gabriel (Mehmet Kurtulus), Costa (Adam Bousdoukos) und Bobby (Aleksander Jovanovic) bewegen sich in Hamburgs Kleinkriminellenszene. Gabriel wurde kurz vor der Hochzeit seines Bruders auf Bewährung entlassen und scheint etwas reifer geworden zu sein und nimmt einen Job als Taxifahrer an. Ein Zwischenfall sorgt dafür, daß die Freundschaft der drei auf eine harte Probe gestellt wird.

Es gibt Filme dieser Machart, wonach die Filmemacher einem eine Zustandsbeschreibung über ein gewisses Milieu oder Lebenswelten zeichnen wollen. So etwas in der Art versucht auch Kurz und schmerzlos, der sich als kulturelles Sammelsurium unterschiedlichster Menschen begreift, die alle aus unterschiedlichen Welten stammen, aber nun am gleichen Ort sind. Und da geht es dann eben, wie man das so kennt, um die sogenannte Plattenbauromantik sich über Wasser zu halten und einen Tag lang vollendet zu leben. Es geht um Freundschaften, um Liebe oder auch nur Sex und den puren Exzess. Die Adoleszenz lässt grüßen. Wenngleich Fatih Akin mit seinem Debüt ja durchaus auf etwas hinauswill. Nämlich auf gewisse Missstände, wenn er etwa Figuren in eine Welt zwingt. Klar, auch irgendwo freie Entscheidung, wenn man sich mit den falschen Leuten einlässt, doch es geht eben übergeordnet nicht um eine reine Freundschaft, sondern um ein Milieu und eine Lebenswelt und daher kann man auch gar nicht anders, als hier so etwas wie eine Kritik an vorherrschenden Verhältnissen zu sehen. Es ist zwar nicht weit gedacht, doch als Zustandsbeschreibung, gerade auch als Kontrast zum sonst so angesprochenen Wirtschaftswunder, wirkt dieser Film hier durchaus aktuell. Denn auch in Deutschland, oder vielleicht gerade in Deutschland macht der Kapitalismus natürlich keinen Halt.

Akin ist vielleicht zu sehr darauf fokussiert, seine übergeordnete Kritik, auch als das zu verkaufen, was sie letzten Endes sein soll, während der Film versucht mit kulturellem Habitus, besser gesagt dem Versuch, Lebenswelten zu vereinen so eine Art Tiefgründigkeit vorgaukelt. Man las und liest das zu Teilen dann in Kritiken, in denen hervorgehoben wurde und wird, wie bemerkenswert es doch sei, daß hier Menschen unterschiedlichster Kulturen so gut dargestellt würden und eine Authentizität aufwiesen. Da fragt man sich als jemand, der tatsächlich von klein auf mit den unterschiedlichsten Kulturen konfrontiert ist, was damit eigentlich gemeint sein soll. Kurz und schmerzlos ist nämlich keineswegs ein Film über Verständigung oder dergleichen. Ist es schon kulturell tiefgründig und sehr gut beschreibend, wenn jemand sagt, daß er gerade gerne einen Döner essen wolle, oder andere mit einem gewissen Slang anspricht? Ich denke doch nicht und es ist überdies auch kein besonders großer Anspruch. Wer so etwas tiefschürfend findet, der findet sicherlich auch in Tschick (2016) eine Art zeitlosen Jugendslang. Zur Einordnung, die Kritik bezieht sich sowohl auf den Roman, als auch auf den Film, den ironischerweise auch Akin inszenierte. Es ist Schrott für Germanisten, die versuchen sich an ihre Schülerinnen und Schüler anzubiedern. Doch ich schweife ab, Kurz und schmerzlos ist eben doch nicht Tschick.

Klar, es gibt eine gewisse Form von Konsequenz, die der Film seinem Zuschauer zumutet. Doch auf der anderen Seite ist der einzige Ausweg, den der Film aus dieser Welt anbietet, die Anpassung an das System. Nicht umsonst kommt der gerade aus dem Gefängnis freigelassene und ebenfalls geläuterte Gabriel am Ende am besten aus der Nummer heraus. Er wollte nicht mehr in die Spirale aus Kriminalität und Gewalt und gab sich zufrieden mit seinem Job als Taxifaher. Klar, auch hier könnte man mit Akin diskutieren, daß seine Figuren ja letztlich von dem System geschunden werden, daß sie versuchen durch irgendwelche Dinge auszutricksen. Und vielleicht ist da auch ein gewisser Zynismus, nach welchem die Figuren gar keine Möglichkeit mehr haben, anders zu werden. Allerdings wird der Film ja in der Hinsicht, rein ob des Handwerks schon sehr manipulierend und zeigt so etwas, wie gut und böse auf. Insofern gibt es da nur einen einzigen Weg. Bleib sauber und wenn du es nicht bist, lass dich bestrafen, sitz deine Zeit ab, mach einen äußert ungünstigen Job und dann bist du ein wertvoller Teil der Gesellschaft. Ja, daß ist vielleicht eine Erkenntnis, aber auch keine, die sehr kritisch ist. Denn die Frage nach gut und böse, wird ja hier nicht so aufgedröselt, wie sie eigentlich hätte aufgedröselt werden müssen. Es kann aber und das muss man an der Stelle deutlich zur Verteidigung des Films sagen, auch alles reine Interpretation sein. Insofern alles Deutungssache.

Tja und dann zeichnet der Film eben das kleinbürgerliche Leben, nach welchem es klare Rollenbilder gibt und die Damen vor allem dann mächtig sind, wenn es darum geht, das prollige mit dem prolligen zu Kontern. Sicherlich, gegen gute Polemik und ein wenig Direktheit ist ja auch nichts einzuwenden, aber das spiegelt schon so im Kern den Geist der Fast & Furious-Filme wider. Danach spielt Akin noch so ein wenig mit Kontrasten, indem er auf die Hochzeit den Untergang folgen lässt, auf das Licht die Dunkelheit und so weiter und so fort. Das macht dieses Werk insgesamt auch nicht zu einem schlechten Film, aber in jedem Belang zu erwartbar.

Ja, man kann sagen, daß der Titel dem Film gerecht wird. Kurz und schmerzlos ist ein kompetent gemachter, aber wenig aufschlussreicher Film über eine Freundschaft und die Hoffnung nach Erlösung. Es gibt hier keine neuen Erkenntnisse und wer einmal einen Film gesehen hat, der in die Richtung geht, hat am Ende des Tages leider auch diesen hier schon mehrmals gesehen.

Kurz und schmerzlos Bewertung
Bewertung des Films
510

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