Anzeige
Anzeige
Anzeige

Lamb

Kritik Details Trailer News
Lamb Kritik

Lamb Kritik

Lamb Kritik
0 Kommentare - 07.01.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Lamb" ist.
Lamb

Bewertung: 3 / 5

Die Schafzüchter Maria (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Snær Guðnason) leben abgeschieden auf einer Zuchtfarm. Seit einiger Zeit wünschen sie sich Nachwuchs, doch es will nicht funktionieren. Als kurz darauf zur Weihnachtszeit ein mysteriöses Wesen, halb Mensch, halb Schaf entsteht, ist die Freude der Eltern groß, wenngleich auch ein wenig Verwirrung im Raum steht. Mit dem Erscheinen von Onkel Pétur (Björn Hlynur Haraldsson) wird die seltsame Familie auf die Probe gestellt.

Lamb als reinen Gimmickfilm über obskure Verbundenheit zu einem Tier abzutun, wäre sicherlich eine These, derer sich viele Leute anschließen könnten. Ohnehin wirkt das gesamte Werk auf den ersten Blick wie eine plumpe Provokation, die auch zu Teilen ein wenig zu vernarrt in ihr eigenes Konzept ist. So gehen die Figuren hier vor allem mit einer nicht näher erklärten Liebe für ein Tier vor und umsorgen jenes Lamm mit einer intensiven Hingabe. Darüber hinaus wird das Tier nicht nur gefüttert, sondern gleichsam auch gekleidet. Daß das Tier dabei humanoide Wege bestreitet und läuft, nehmen die Charaktere einfach so hin, als wäre es nichts Besonderes. Einzig allein der von Björn Hlynur Haraldsson gespielte Pétur scheint in dem Treiben etwas Seltsames zu finden und dennoch erstmal nicht den Mut aufzubringen, daß auch anzusprechen. Dabei scheint es nahezuliegen, daß das Erstlingswerk von Valdimar Jóhannsson sich vor allem an der Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur abarbeiten will und dabei etwaige Mythen und Sagengestalten abarbeitet. Das kombiniert der Regisseur dann mit feinen Naturaufnahmen der isländischen Landschaft, die sich zwischen trister Herbststimmung und apokalyptischen Stürmen hin- und herbewegt.

Trailer zu Lamb

Der durchaus kleine und ruhige Film wird dann wiederum von drei Figuren getragen, die sich in der wunderschönen und gleichsam einsamen Landschaft tummeln. So erzählt der Film von dem Ehepaar Maria und Ingvar, daß eine Tierzucht hält und sich dem Bauerntum verschrieben hat. Und dann, fast aus dem Nichts, nehmen die beiden eines der neugeborenen Lämmer in ihr Haus auf, und hegen und pflegen es wie ein menschliches Kind. Es ist natürlich sehr merkwürdig und das gesamte Konzept scheint ohnehin wie etwas, daß man eigentlich eher im Trash-Format wiederfinden würde. Dabei ist dennoch der Gedanke zunächst ein philosophischer, der auch im wunderbaren Einklang mit mythologischen Themen funktioniert. Dabei gelingt es Noomi Rapace und Hilmir Snær Guðnason diese Geschichte ernsthaft auf die Leinwand zu transportieren, während Regisseur Jóhannsson seiner Geschichte unglaublich viel Raum lässt, die Charaktere und Beweggründe näher kennenzulernen. Daß kann mitunter recht anstrengend wirken, wenn man eben nicht das nötige Verständnis für die Geschichte aufbringt und stark provozieren. Dabei tut der Film gut daran, vor allem die ländlichen Regionen und ihre Imposanz in Szene zu setzen. Diese wirkt hierbei völlig wutentbrannt und dem Menschen gegenüber fast schon antagonistisch. Schön ist es zwar, aber auch irgendwie gruselig.

Dabei lässt der Film seine Zuschauer aus der Perspektive Bruder Pétur auf das Geschehen blicken, der über weite Strecken dieselben erstaunten Blicke auf die Geschichte wirft, dennoch aber auch eine gewisse Pietät und Überraschtheit dem gesamten Treiben gegenüber an den Tag legt. Ob hier der Mensch entlarvt wird, und gezeigt werden soll, daß wir als Wesen uns gegenüber der Natur erheben ist eine spannende Frage und bleibt wie vieles an dem Werk reine Interpretationssache. Ebenso ist auch die Übergriffigkeit ein Thema, welches in Lamb Einzug erhält und somit dürfte die vorangegangene Frage eigentlich beantwortet sein. Wäre da nicht der Umstand, daß der Mensch dem Menschen gegenüber übergriffig wird und so bleibt Lamb ein weiteres Mal zu subtil. Daß ist ohnehin das übergeordnete Problem, daß sich wie ein roter Faden durch den Film zieht. Denn Subtilität in allen Ehren, doch wenn man sich das Konzept eines Trash-Films, in Kombination mit Spiritualismus und der Beziehung zwischen Mensch und Natur zum Kernthema macht, dann bleibt die Frage, inwieweit man da noch subtil sein sollte. So überaus verworren der Film seine eigentliche Aussage doch verstecken möchte, umso weniger nutzt sie einem in der Verwertung der Kunst.

Natürlich ist das im höchsten Maße subjektiv, was allerdings keineswegs subjektiv ist, ist die Tatsache, daß die Geschichte viel zu lange braucht, um ihre doch sehr dünne Geschichte dann zu einem Ende zu führen. Es entsteht dann gerade zum letzten Drittel mehr noch das Gefühl, daß man hier irgendwie vorgeführt werden soll, weil die Geschichte sich streckt und auch das Gefühl entsteht, man werde von der Geschichte genervt. Das versucht der Film zwar so ein wenig mit einem Subplot um Maria und Pétur zu kaschieren, der eben aber auch gleichsam die Ignoranz seiner Zuschauer zur Schau stellt. Zwar ist die Wendung, die der Film eben dann offenbart durchaus logisch, und offenbart die Tiefe Trauer der Charaktere und hat damit schon eine stimmige Logik im Verhalten der Charaktere. Auf der anderen Seite sieht man das eigentlich auch ab Sekunde eins kommen und somit bietet der Film damit auch nichts Neues. Auch die ein oder andere sinnlos wirkende Sequenz im einen Autodiebstahl macht diesem Umstand nicht besser.

Zudem sind die Figuren hier so unendlich simpel gehalten, daß der Film eben auf eine vermeintliche Allegorie der Zeugung, Vorurteile oder Trauer zusteuert. Nun mögen das auch Themen sein, mit denen man sich im Kern gerne befassen kann, allerdings tut der Film das nicht, sondern er reißt sie nur an. Er stellt seine Figuren vor ein Unverständnis und macht sie damit gleichsam unverständlich. Wenn hier geredet wird, dann hat das oftmals etwas sehr ungewollt komisches zu sich, weil das Werk für die eigentliche Kernthematik zu sehr im Wasser das Absurden herumfischt, ohne dabei wirklich seine Figuren an einen anderen Punkt zu bringen. Klar könnte man das als puren Zynismus über das menschliche Verständnis abtun, auf der anderen Seite gibt es aber auch über die Beziehung zwischen Mensch und Natur endlos viele Filme und insofern machte sich das Werk selbst obsolet.

Eine spannende Idee hat Lamb alle mal. Selbst wenn das Werk sich weniger vielschichtig entpuppt, als es gerne wäre und auch nicht ob seiner Skurrilität gänzlich ohne Lacher auskommen wird, ist die Grundprämisse durchaus clever gewählt. Auch schauspielerisch gibt es hier nichts zu meckern, während besonders eindringliche Naturaufnahmen und die angesprochenen kreativen Einfälle über die dünne Geschichte, wie auch die Erkenntnis aus dem Werk hinwegtrösten werden.

Lamb Bewertung
Bewertung des Films
610

Weitere spannende Kritiken

THX 1138 Kritik

THX 1138 Kritik

Poster Bild
Kritik vom 18.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
In einer alternativen Welt haben Bürger jedwede Form von Individualismus und Rechten verloren. Sie sind nur noch nummerierte Drohnen, die von einem staatlichen Drogenprogramm unter Kontrolle gehalten werden. Unter ihnen ist auch der Fabrikarbeiter THX 1138 (Robert Duvall). Sein Leben änder...
Kritik lesen »

Kindergarten Cop Kritik

Kindergarten Cop Kritik

Poster Bild
Kritik vom 18.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
John Kimble (Arnold Schwarzenegger) sieht endlich eine Möglichkeit den Drogenhändler Cullen Crisp (Richard Tyson) zu stellen, den er schon so lange auf dem Korn hat. Die wichtigste Zeugin des Prozesses ist Crisps Exfrau Rachel (Penelope Ann Miller), die zusammen mit ihrem Sohn Cullen jr. (...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY