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Lisa Frankenstein

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Lisa Frankenstein Kritik

Lisa Frankenstein Kritik

Lisa Frankenstein Kritik
0 Kommentare - 29.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Lisa Frankenstein" ist.

Bewertung: 3 / 5

Die schüchterne und exzentrische Highschoolschülerin Lisa (Kathryn Newton) hat es nicht leicht. Ihre Familie und vor allem ihre Stiefmutter Janet (Carla Gugino) machen es ihr schwer. In der Schule gehört sie nicht wie ihre Stiefschwester Taffy (Liza Soberano) zu den angesagten Kindern und auch ihr Liebesleben ist nicht einfach. Eines Tages erweckt sie zufällig eine aus dem viktorianischen Zeitalter stammende Leiche (Cole Sprouse) wieder zum Leben, der im Jahr 1989 erst einmal klarkommen muss. In Lisas Augen ist die Leiche relativ attraktiv und sie versucht ihm Tag, um Tag ein wenig mehr über das Leben in den 1980er Jahren beizubringen. Dabei verliert das Mädchen auch ihr Herz an den jungen Mann.

In Komödien ist in der Regel das meiste überspitzt. Zumindest scheint, daß eine Art Faustregel für das Genre zu sein. Satirisch soll die Realität überhöht werden, was den Machern dieser Kunstwerke zunehmend schwerer fällt, da die Realität sie langsam überholt. Wie und worüber man lachen kann ist dann letzten Endes Geschmacksfrage. Es ist nicht allen damit beizukommen, daß etwas so unendlich lustig ist, wie es den Anschein erwecken soll. Dieser Tage ist Humor aber etwas anders geworden. Spätestens seit Marvel vor einigen Jahren mit Tony Stark eine unglaublich ironische Figur inszenierte und darauffolgend Regisseur Taika Waititi mit Thor: Tag der Entscheidung (2017) das Heldentum ironisierte, ist Humor pseudo-tiefgründig. Nachfolgende Filme zeigten das, bis zu einem Werk wie Renfield (2023). Man hat eben alles erzählt und damit auch alles gesagt. Dennoch kann man der Ironie im Kino nicht entfliehen, daß ist auch das, was Lisa Frankenstein so ein wenig mitschwingen lässt. Dabei sind es nicht einmal so offenkundige Sequenzen oder einprägsame Momente, die das transportieren. Es ist viel mehr das Gesamtgefühl, daß hier ein Problem darstellt. Zwar nicht auf allen Ebenen, dennoch eben auf einigen und schwer zu knabbern hat man dann oberflächlich vor allem an der Figur von Carla Gugino.

Dabei ist der generelle Anspruch, den Lisa Frankenstein hegt, durchaus nicht zu verachten. Mit ihrem Debüt-Film versucht Regisseurin Zelda Williams nämlich die letzten fünfzig Jahre Kino so ein wenig zu dekonstruieren. Was in den Staaten vermutlich wenig Anklang findet und im liberalen Hollywood sowieso nicht, ist hier die Idee sich an einer Dekonstruktion der Familie zu versuchen. Denn Hauptfigur Lisa lebt zwar auch in dem Klischee einer heilen Welt. Da sieht man eben diese Vorstadtidylle, große Häuser, einen spießigen Vater und zwei Fremdkörper, die ihre Trauer um die eigene Mutter nicht zur Geltung kommen lassen. Ja, daß iist Lisa Frankenstein formelhaft, weil er die Trauerverarbeitung in den Mittelpunkt rückt und damit wieder einmal beweist, daß Figuren sich seit Spielberg nur noch über fehlende Elternteile definieren. Doch insgesamt zeichnet der Film ein drastisches Bild der Familie. Sie sind nicht einmal alle abgrundtief böse, wie es in plakativeren Werken vermutlich der Fall wäre, sondern in Teilen stark ambivalent. So zumindest die von Liza Soberano gespielte Tiffany. Und da muss man sagen, gefällt der Film schon sehr gut, weil er versucht ganz oberflächliche Themen einerseits mal ein wenig umzudenken und andererseits auch nie als mehr betrachtet, als sie sind. Denn Eltern sind nur Eltern und Familie ist nur Familie. Das ist nicht die eigene Identität, auch wenn es Vin Diesel schwerfallen mag, daß zu glauben.

Unterdessen weist Lisa Frankenstein natürlich auch ein paar Probleme auf. Denn tatsächlich gelingt es Williams nicht unbedingt immer, daß Tempo des Films zu halten. Pacingmäßig ist man da dann doch eher länger im Kino, als man ist. Und das ist immer ein Problem. Dennoch kann der Film auf der anderen Seite dann wieder dadurch überzeugen, daß er sich in seinem Genre kaum festlegen möchte. Ob Komödie, Satire oder Drama. Insgesamt entsteht ein wilder Mix aus allem. Das mag den wenigsten zusagen, sorgt aber indessen auch dafür, daß man mitunter in einigen Momenten durchaus überrascht wird. Weit weniger überraschend ist da die schauspielerische Leistung von Hauptdarstellerin Kathryn Newton. Daß diese in den unterschiedlichsten Rollen brillieren kann, zeigte sich zunächst in Freaky (2020), dann in Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023) und nun auch in Lisa Frankenstein. Wieder eine weitere Facette, die man einer Frau ihres Schlags zunächst nicht abkaufen würde. Doch genau da liegt auch der Hund begraben, denn Newton bringt eine ungewöhnliche Authentizität in dieses Klischee mit ein. Selbst wenn man nicht das Gefühl hat, sie sei diese Person, so ist sie dennoch die Figur. Alles andere wäre bei einem so überspitztem Werk auch ehrlich gesagt Next-Level.

Unterdessen lässt Williams den Film wie eine Art Fiebertraum wirken. Das amerikanische Schulleben, wie auch die Stilistik wirken relativ nahe beieinander, was auch den Eindruck erweckt, daß die amerikanische Schule ein ziemlich alberner Ort ist. Und ja, deren Klassizismus und Strukturen sind auch etwas bescheiden. Ansonsten fügt der Film die Ästhetik ganz gut mit morbiden Gedanken und Bildern zusammen. Diese erinnern stilistisch an einen Tim Burton und gehören sicherlich nicht zum schlechtesten, was an Tim Burton je getan hätte. Man erinnere sich nur einmal an die grauenhaften 2010er Jahre. Nein, danke. Aber nicht nur dort sucht sich Williams ihre Einflüsse, auch ansonsten sind einige Vorbilder unverkennbar. So etwa auch das Schaffen von John Hughes. Besonders dessen Debüt-Film Das darf man nur als Erwachsener (1984) dürfte hier ein großer Einfluss gewesen sein. Und damit mischt Williams den Charme zweier großartiger Künstler und variiert einen Film, der zwar Längen aufweist, aber irgendwie auch charmant und stilsicher inszeniert ist. Promising Young Woman (2020) wie auch die MeToo-Ära werden hier ebenso aufgegriffen und untermauern noch einmal die Abneigung der Romantisierung und damit der Vergangenheit. Es ist kein aufschlussreiches, aber ein wagendes Werk und dafür braucht es in diesem Amerika Mut und eben mehrere Vorstöße.

Ja, es gibt einige Klischees und Ideen in Lisa Frankenstein, die absolut nicht neu sind und den Film auch ein wenig strecken. Dennoch erlebt man hier ein wildes Debüt, daß durch einen toll aufgelegten Cast an dem kratzt, was den amerikanischen Film seit etwa fünfzig Jahren stagnieren lässt. Dabei ist der Film charmant, hat inszenatorische Einfälle die Spaß machen und tut auch nur denen weh, die es verdienen.

Lisa Frankenstein Bewertung
Bewertung des Films
610

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