Bewertung: 4.5 / 5
Nach sieben Jahren der Abstinenz macht der mächtigste Superheld aller Zeiten endlich wieder das Kino unsicher. Es gibt wohl kaum einen Film in letzter Zeit, der bereits im Vorfeld schon so kritisch beäugt wurde, wie [b]Man of Steel[/b] von Regisseur [b]Zack Snyder[/b]. Denn spätestens seit das als Hommage getarnte Remake [b]Superman Returns[/b] katastrophal floppte (sowohl finanziell als auch bei den Krittikern) war klar: Einen Superman-Film zu machen, ist keine leichte Aufgabe. Der Held ist nicht so dankbar düster wie z.B. ein Batman und auch seine schiere Unverwundbarkeit stellt eine Herausforderung an z.B. passende Gegner dar. Aber als dann die ersten Trailer zu Man of Steel liefen, war schnell klar, dass ein völlig neues Konzept verfolgt wurde, welches Superman auch ganz anders zeigen würde. Ein gutes wenn auch riskantes Unterfangen und es stellt sich nun die Frage, ob dieses waghalsige Manöver von Erfolg gekrönt wird. [b]Man of Steel[/b] ist zum Glück genau das geworden, was man kaum mehr zu hoffen wagte: Eine gelungene Neuinterpretation und Frischzellenkur für Superman, der kinotechnisch bisher einfach zu stark von Donners Vision geprägt war! Dabei sollen nicht die Superman-Filme von [b]Richard Donner[/b] geschmälert werden, denn diese sind nach wie vor wunderbar. Aber sie sind eben nur eine mögliche Interpretation des Stählernen. Und es wurde wirklich Zeit, dass auch einmal das epische Potenzial des Mannes aus Stahl ausgeschöpft und in einen Film gebannt wird. Dies ist Snyder hervorragend gelungen, sein Superman ist wirklich vollkommen anders als alle Versionen zuvor. Groß und episch! Die bekannten Zutaten sind zwar enthalten, aber sie wurden anders aufbereitet. So fühlt sich Man of Steel eigentlich gar nicht wie eine Comic-Verfilmung an, sondern eher wie ein Science Fiction-Epos. Eine interessante aber geniale Idee, den Film so aufzuziehen. Superman ist nunmal ein Alien aus einer anderen Welt. Warum dies also nicht stärker betonen? Die Darstellerriege wurde sorgfältig und gut gewählt, allen vorran die beiden wichtigsten: Der Held und sein Nemesis! [b]Henry Cavill[/b] als Superman passt perfekt! Wirklich schön sind bei dessen Charakterzeichnung solche Szenen wie z.B. ihn auch mal bärtig, haarig und dreckig durchs Bild laufen zu lassen. Kleinigkeiten wie diese lassen einen rauheren und realeren Superman entstehen, der einen wunderbaren Kontrast zum aalglatten [b]Brandon Routh[/b] aus Superman Returns bildet. Und [b]Michael Shannon[/b] gibt endlich einmal wieder einen genialen Gegner im Comic-Genre ab. Er spielt nicht nur einfach irgendeinen beliebigen Bösewicht, der dem Helden ans Leder will. Nein, sein General Zod handelt aus einer fanatischen Überzeugung heraus, die ihn - weil sie sogar nachvollziehbar ist - noch unberechenbarer und gefährlicher aber auch sehr tragisch macht. Große klasse und hervoragend gespielt von Shannon! [b]Amy Adams[/b] Lois Lane weiß ebenfalls zu gefallen. Sie vereint in sich genau die richtige Mischung aus kess und süß. Auch der restliche Cast passte, es gab keine Fehlbesetzungen. Höchstens kommt der ein oder andere Darsteller vielleicht etwas zu kurz. Von Kevin Costner und Laurence Fishburne hätte man gern noch mehr gesehen, aber zumindest letzterer wird wahrscheinlich im schon bestätigten Sequel eine größere Rolle spielen dürfen. Die Story ist in ihren großen Eckpunkten natürlich dieselbe wie immer. Das muss sie ja auch sein, sonst wäre es nicht Superman! Dennoch schaffen es Snyder, Nolan & Goyer innerhalb der festgesetzten Grenzen die bekannte und häufig erzählte Geschichte anders zu erzählen. Das fängt bei einer veränderten Erzählstruktur schon an. Nach der fulminanten Einleitung auf Krypton, erfolgt ein relativ harter Cut in die Gegenwart. Die übliche chronologische Erzählung über Supermans Kindheit und dessen Heranwachsen wird hier über Bord geworfen und stattdessen nur durch sporadisch eingestreute Rückblicke, welche die prägnantesten Szenen in seinem jungen Jahren zeigen, aufgearbeitet. Dies ist sehr erfrischend, auch wenn es zugegeben manchmal auf Kosten der Übersichtlichkeit geschieht! Auch die Tatsache, dass weder Lex Luthor noch Kryptonit eine Rolle im Film spielen, ist ein mutiger Schritt des Teams. Das Schöne: Es beweist einerseits, dass ein Superman-Film auch ohne diese prägenden Elemente funktioniert und andererseits lässt es erahnen, wie geniale eine Fortsetzung werden könnte, in der die Elemente wieder auftauchen. Die Action und die Effekte sind bei Zack Snyder eigentlich immer über jeden Zweifel erhaben und waren auch in Man of Steel wieder ein wahrer Augenöffner! Generell erschafft der Regisseur einfach tolle Bilder! Das geht schon bei banalen Dingen los, z.B. wie Supermans Cape im Wind flattert. Oder wie er aus seiner Festung läuft. Das ist Snyders ganz eigener unverwechselbarer Stil, den man entweder mag oder nicht! Einzig das 3D bietet leider kaum einen Mehrwert. Es wird sehr schnell deutlich, dass der Film nicht darauf ausgelegt war und die dritte Dimension deshalb in einigen schnelleren Sequenzen sogar störend wirkt und die Übersichtlichkeit beeinträchtigt. Aber das war nicht die Entscheidung des Regisseurs, sondern die des Studios. Es sollte eigentlich verboten werden, über die Köpfe der Regisseure hinweg zu entscheiden, ob Filme nachkonventiert werden. Ein Kinobesuch in 2D reicht daher meiner Meinung nach vollkommen aus. Noch ein Wort zum Humor: Viele Kritiker bemängelten, dass Man of Steel bierernst und völlig humorlos wäre. Das stimmt so nicht. Zwar kommt Man of Steel nicht an die Gagdichte der Marvelfilme heran (zum Glück wohlgemerkt!), doch er bietet schon ein paar witzige Momente, die die zugegeben weitgehend ernste Stimmung etwas aufzulockern. Es ist nur meist ein recht trockener und subtiler Humor und kein Slapstick, wie bei der marvelanischen Konkurrenz. [b]Fazit:[/b] Man of Steel schafft es tatsächlich neue Facetten aus dem Superman-Universum einzubringen und den berühmtesten Superhelden aus einem völlig neuen Blickwinkel zu zeigen! Optisch fantastisch bebildert und episch erzählt, flog der Stählerne wohl noch nie so cool über die große Leinwand! Eine gelungene Neuinterpretation, der hoffentlich noch mindestens zwei weitere Teile folgen, um diesen Superman - sowie die Welt, in der er jetzt lebt - noch weiter auszuloten und zu entwickeln.
Man of Steel Bewertung