Bewertung: 5 / 5
[b]Inhalt:[/b] [i]Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,[/i] [i]Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.[/i] Die Gefährten gehen getrennte Wege, doch verfolgen sie weiterhin ihr Ziel: die Zerstörung des Einen Rings! Frodo ([b]Elijah Wood[/b]) und Sam ([b]Sean Astin[/b]) sind gezwungen, dem zwielichtigen Gollum ([b]Andy Serkis[/b]) ihr Leben anzuvertrauen, um den Weg nach Mordor zu finden. Währendessen bereiten sich die restlichen Gefährten zusammen mit den Menschen Rohans auf eine Schlacht gegen das vorrückende Heer des Verräters Saruman ([b]Christopher Lee[/b]) vor. Können sie sich gegen die Macht Saurons und Sarumans behaupten und gegen das Bündnis der zwei Türme? [b]Kritik:[/b] Ein wahrhaft genialer Regiestreich von [b]Sir Peter Jackson[/b] war die Entscheidung, alle drei Herr der Ringe-Teile an einem Stück zu drehen. Dies allein erforderte über ein Jahr Drehzeit und einen riesigen logistischen Aufwand. Insgesamt hat Jackson seinem Meisterstück ganze 7 Jahre geopfert. Das Resultat war es jedoch mehr als wert. Die Filme wirken wie aus einem Guss, was sie letztendlich ja auch sind. Witzigerweise hätte [b]J.R.R. Tolkien[/b] das sehr gefallen. Er sah seinen Herr der Ringe immer als Gesamtwerk an, war auch gegen die Dreiteilung aus Kostengründen und reagierte zeitlebens ungehalten, wenn man von der „Trilogie“ sprach. Das Drehen am Stück hat desweiteren noch einen beachtlichen Vorteil für den Zuschauer: Wenn man den ersten Teil [b]Die Gefährten[/b] schon mochte, gibt es bei [b]Die zwei Türme[/b] überhaupt keinen Grund zur Sorge. Es ist rauher und unruhiger geworden in Mittelerde. [i]Die zwei Türme[/i] ist im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich heterogener und vielschichtiger aber auch actionlastiger ausgefallen. Die Einführung in Geschichte und Charaktere ist bereits erfolgt, nun werden sowohl ihre Wesensmerkmale als auch die Handllung vertieft und erweitert. Der lineare Erzählstil wird aufgeben, da sich die Gefährten aufgeteilt haben und nun folglich mehrere Handlungstränge nebeneinander ablaufen. Zu den bereits bekannten Charakteren gesellen sich auch einige Neue, die hauptsächlich zum ebenfalls neu eingeführten Volk und Land [i]Rohan[/i] gehören. Rohan spielt eine wichtige Rolle in [i]Die zwei Türme[/i] und bereichert zudem das bereits bekannte Mittelerde-Universum durch neue Bilder und Storyelemente. Auch gibt es nun deutlich mehr Kampfszenen und im letzten Drittel des Films bekommt der Zuschauer die erste epische Schlacht Mittelerdes zu sehen: Die Schlacht um die Bergfestung Helms Klamm! Allein zur Herstellung der Kulissen von Helms Klamm benötigten die Bühnenbildner und Ausstatter rund sieben Monate. Doch der Aufwand hat sich mehr als nur gelohnt. Die Schlacht ist wirklich phänomenal anzusehen und stellt in jedem Fall eines der Highlights der gesamten Trilogie dar! Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Regisseur Peter Jackson gerade diese Schlacht für seinen obligatorischen Cameo-Auftritt im zweiten Herr der Ringe-Teil aussuchte: Man sieht ihn bei der Verteidigung von Helms Klamm einen Speer werfen und damit einen Ork töten. Auch die Schauspieler profitierten merklich von Peter Jacksons Konzept, alle drei Filme an einem Stück zu drehen. Sie gehen völlig in ihren Rollen auf und ergänzen diese nun um weitere Facetten. Vor allem an [b]Viggo Mortensens[/b] Aragorn ist dies eindrucksvoll zu erkennen: Im Vorgänger hielt er sich sowohl schauspielerisch als auch charaktertechnisch noch etwas zurück. Nach Gandalfs Wegfall entwickelt er sich mehr und mehr vom unauffälligen Waldläufer zum souveränen Anführer, was auch schauspielerisch sichtbar wird. Viggo Mortensen] war ursprünglich nicht die erste Wahl für die Rolle des Aragorn. Diese war zunächst mit [b]Stuart Townsend[/b] besetzt. Nach ersten Probeaufnahmen wurde Townsend jedoch von den Produzenten als zu jung und damit ungeeignet eingestuft und kurzfristig durch Mortensen ersetzt. In kürzester Zeit musste sich dieser die Rolle und die dafür benötigten Fertigkeiten, wie zum Beispiel den Schwertkampf, aneignen. Dies gelang ihm allerdings bemerkenswert schnell und gut. Zu den bereits etablierten Charakteren gesellen sich, wie bereits erwähnt, noch einige neue Figuren, die für frische Impulse sorgen. Die Gefährten gelangen nach Rohan, Land der Pferdeherren, und begegnen dort dem hitzköpfigen aber gerechten Königsneffen Eomer ([b]Karl Urban[/b]), ebenso dessen wunderschöner und mutiger Schwester Eowyn ([b]Miranda Otto[/b]) und dem verschlagenen königlichen Ratgeber Grima Schlangenzunge ([b]Brad Dourif[/b]). Natürlich wird auch Theoden ([b]Bernard Hill[/b]), der charismatische König von Rohan selbst eingeführt. Dieser muss zwar erst einmal aus einem langen, dunklen Schlaf geweckt werden, mischt anschließend aber umso begeisterter mit. Wie bereits im Vorgänger sind auch alle neuen Schauspieler hervorragend für die jeweiligen Rollen besetzt. Der wahre Star und außerdem auch die zentrale Figur des Films ist jedoch kein Schauspieler im herkömmlichen Sinne, sondern ein vollständig animiertes Wesen: Gollum, seines Zeichens ehemaliger Ringträger. Sein Charakter vereint in sich eindrucksvoll das Kernthema des Films um Besessenheit, Verzicht, Treue, Verrat und Freundschaft. Einfach brillant wurde die gespaltene Persönlichkeit Gollums filmisch dargestellt. Peter Jackson ließ die zwei Seelen in seiner Brust aus unterschiedlichen Kameraperspektiven miteinander agieren und erzeugte dadurch tatsächlich das Gefühl, dass es sich um zwei verschiedene Persönlichkeiten handele. So gut die Arbeit der Effektkünstler bei Golllum auch war, das Hauptlob gebührt hier dem britischen Mimen [b]Andy Serkis[/b]. Er lieh Gollum nicht nur seine Stimme, sondern auch seine komplette Körpersprache und erweckte die Kreatur damit auf geniale Art und Weise zum Leben. Peter Jackson war so begeistert von Serkis‘ Arbeit, dass er sogar die CGI-Gesichtsmerkmale von Gollum an die von Serkis anpassen lies. Zudem durfte Serkis als Lohn im letzten Teil der Trilogie auch den „ursprünglichen“ Gollum spielen. Serkis arbeitete übrigens bei der Neuverfilmung von [b]King Kong[/b] (2005) erneut mit Regisseur Peter Jackson zusammen und diente diesmal dem berühmten Riesenaffen eindrucksvoll als Bewegungsmodell. Der Soundtrack wurde bei allen drei Herr der Ringe-Filmen von [b]Howard Shore[/b] komponiert. Da Shore gemäß dem Leitmotiv-Prinzip Richard Wagners für jeden Ort und jede Rasse Mittelerdes eine eigene Melodie entwarf, kommen in [i]Die zwei Türme[/i] wieder einige neue Themen hinzu, wie z.B. das geniale, von Geigen dominierte Rohan-Thema. Die neuen Musikstücke fügen sich perfekt in den Gesamtkontext ein und passen – wie bereits beim Vorgänger – stets perfekt zu den gezeigten Szenen. Der Wiedererkennungswert ist extrem hoch und der komplette Herr der Ringe-Sountrack gilt zu recht als einer der besten klassischen Filmkompositionen aller Zeiten. Dass es sich bei [i]Die zwei Türme[/i] nicht um einen eigenständigen Film, sondern um einen von drei Teilen eines großen Epos handelt, wird schnell klar. Der Film verzichtet auf eine Einführung und macht nach einer kurzen Rückblende direkt dort weiter, wo der Vorgänger aufhörte. Man sollte also auf jeden Fall den ersten Teil gesehen haben, um dem Geschehen richtig folgen zu können. Im Idealfall werden die Filme sowieso direkt hintereinander angesehen und bilden dann ein einziges, großes und fantastisches Epos. Hiebei sollte immer nur auf die [b]Extended Editionen[/b] aller drei Filme zurückgegriffen werden, da diese mit stets sinnvollen, zum Teil genialen neuen und erweiterten Szenen deutlich besser als die Kinoversionen sind. [b]Fazit:[/b] Wer [i]Die Gefährten[/i] mochte, wird auch [i]Die zwei Türme[/i] lieben! Aufgrund der Tatsache, dass alle drei Filme an einem Stück gedreht wurden, fügt sich die Fortsetzung nahtlos an die Atmosphäre und Qualität des Erstlings an. Zudem überzeugt der Mittelteil der Trilogie durch die spannende und komplexere Weiterführung der Geschichte und die gute Weiterentwicklung der Figuren. Zusätzlich werden neue Charaktere eingeführt, die für frischen Wind sorgen und der Geschichte neue Akzente verleihen. Zuletzt bietet der Film auch die erste epische Schlacht um Helms Klamm, die einfach phänomenal umgesetzt wurde. [i]Die zwei Türme[/i] ist der perfekte zweite Teil der Herr der Ringe-Trilogie, der wieder einmal dem Geist der Vorlage zu jeder Zeit treu bleibt, ohne diese nur zu kopieren. Das Warten auf den finalen Part der Trilogie geriet durch diese grandiose Fortsetzung zur unerträglichen Geduldprobe.
Der Herr der Ringe - Die zwei Türme Bewertung