Bewertung: 3.5 / 5
Wieder einmal zeigt sich: Das Leben schreibt die besten Geschichten. Dramaturgisch verdichtet nach Hollywoodmanier kommt das Überlebensdrama um Winter, einen Delfin mit zerstörter Schwanzflosse, auf die Leinwand. Mein Freund der Delfin erzählt von seiner Rettung und dem Versuch, das verletzte Tier in einem Marine-Krankenhaus in Florida zu heilen. Die Schwanzflosse muss jedoch amputiert werden. Wie soll der Delfin jetzt schwimmen? Eine Menge mitfühlender Menschen macht sich ans Werk, dem Flipper mit Handicap zu helfen. Darunter ist auch ein kleiner Junge, der sich zum ersten Mal im Leben wichtig fühlt.
Eine Riege hochrangiger Hollywood-Schauspieler begeisterte sich für diese authentische Geschichte: Ashley Judd, Kris Kristofferson und der für die Story besonders wichtige Morgan Freeman als eine Art "Q" für Prothesen. Mehr als vier Jahre arbeiteten in der Realität zwei Männer ehrenamtlich an dem künstlichen Delfinschwanz und mussten an die 50 Varianten ausprobieren. Im Film übernimmt Freeman bravourös die Tüftler-Rolle mit brummigem Charme. Zum Delfin kommt Dr. Ken McCarthy (Freeman) über den Schuljungen Sawyer (Nathan Gamble), der das verletzte Tier am Strand fand und fest daran glaubt, dass ihm mit einer Prothese geholfen werden könnte.
Der Meeressäuger spielt sich übrigens selbst. Die große Aufmerksamkeit während des Drehs dürfte ihm dabei nicht neu gewesen sein, schließlich besuchen ihn auch in der Realität viele versehrte Menschen. Das Weibchen wurde für viele Prothesenträger zu einem Symbol der Hoffnung. Zudem wurde für Winter eine spezielle Technologie entwickelt, die nun auch bei Menschen zum Einsatz kommen kann.
Neben dem schwierigen Prozess der Wiederherstellung des jungen Delfins baut der Film allerhand Nebenhandlungen ein. Eine dreht sich um Sawyer, der ein verstockter Außenseiter mit schlechten Noten ist und dank der Beschäftigung mit dem Delfin über sich hinauswächst. Eine andere rückt Sawyers verletzten Cousin in den Fokus, der von einer Olympiateilnahme als Schwimmer träumte, aber aus finanziellen Gründen erst mal zur Armee musste. Und dann befindet sich auch noch das Clearwater Marine Hospital finanziell am Abgrund, und ein Hurrikan scheint das endgültige Aus zu bedeuten.
Für lustige Szenen sorgt bei aller Tragik die vorwitzige Tochter (Cozi Zuehlsdorff) des Hospitals-Leiter, die sich mit Sawyer anfreundet. Und ihr Großvater (Kris Kristofferson) steuert als Seebär die eine oder andere (Binsen-)Weisheit in schwierigen Situationen bei.
Das dick aufgetragene Gefühlskino drumherum hätte diese hollywoodreife Story eigentlich gar nicht nötig. Mein Freund der Delfin inszeniert mit einer familientauglichen Story und ansprechenden Bildern die besondere Beziehung zwischen Mensch und Delfin. Für einen Thunfisch hätte man diesen Aufwand wohl nicht betrieben.
Mein Freund der Delfin bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Diemuth Schmidt)