Bewertung: 3 / 5
Nightmare 3 hatte die Kritiker wieder recht zufrieden gestimmt und war, oder viel mehr wäre, ein brillianter Abschluss einer wirklich interessanten Slasher-Trilogie gewesen. Doch er machte einen Fehler: Auch er spielte wieder das zehnfache seines, auf 4,5 Millionen Dollar gestiegenen, Budgets wieder ein. Also wurde kurzerhand das Finale für nichtig erklärt und die Arbeit an A Nightmare on Elm Street 4 - The Dream Master begann.
Inhalt:
Kristen und ihre Freunde haben die Ereignisse in der Nervenheilanstalt hinter sich gelassen und Freddy scheint endgültig besiegt. Doch Kristen kann das nicht glauben und träumt immer wieder davon, dass er einen Weg zurück finden könnte. Während ihre Freunde sie davon zu überzeugen versuchen, dass grade diese Träume vom entstellten Kindermörder ihm die nötige Kraft bringen könnten, glaubt sie, dass er nie wirklich tot war. Nach dem zündenden Funken eines urinierenden Hundes namens Jason schält sich das alte Käsegesicht also wieder aus seinem Grab und es geht wieder los...
Kritik:
The Dream Master beginnt damit, dass runde Ende des dritten Films völlig zu demontieren und nicht nur wortwörtlich auf Freddy´s Grab zu pissen, sondern auch die Überlebenden des dritten Films reichlich unzeremoniell - wenn auch halbwegs kreativ - über die Klinge springen zu lassen. Da denkt man, sie haben aus dem Vorgänger gelernt und würden wissen, worauf sie sich dort einlassen und dann schmeißt Teil 4 einen Curveball und der Schlag geht ins Leere. Daran hat man als jemand, dem die ersten drei Filme und insbesondere Dream Warriors, gefielen, sicher erstmal zu schlucken.
Auch tonal hat sich einiges getan. Waren die ersten drei Filme noch eher ernsthaft und haben die gesamte Prämisse unterhaltsam, aber eben auch respektvoll behandelt, bricht Teil 4 mit diesem Kurs. Renny Harlin (Cliffhanger, Die Hard 2) zeigte sich als Regisseur für den Film verantwortlich und drückte ihm einen unmisserständlichen 80er-Stempel auf. Der gesamte Soundtrack läuft regelrecht über mit 80er-Sound und verleiht dem Film hierdurch natürlich eine ganz eigene Note und einen gewissen Charme, den man ihm nicht absprechen kann. Auch Harlins Regie ist gekonnt und die Tode werden mit Einfallsreichtum auf die Leinwand gebracht. Kreative Ideen hatte man offensichtlich, nur warf man dafür erneut Bestandteile der Logik aus den Vorgängern über den Haufen.
War Freddy von den Dream Warriors am Ende doch in bester Supernatural-Manier durch verbrennen der sterblichen Überreste (scheinbar) endgültig ins Jenseits überführt worden, ist er nun "Eternal" und einzig der Gedanke bzw. die Erinnerung an ihn hält ihn am Leben. Sprich die neue Riege an Teenagern, welche selbst keine Elm-Street-Kinder mehr sind, wird durch die Kenntnis von Freddys Existenz in seinen Fokus gebracht und erneut hat man eine Motivation zerstört und seinen Handlungsspielraum erweitert. Das alte Rachemotiv der Figur scheint völlig zerschmettert und auch sein Charakter hat einen weiteren Schritt weg von seinem Ursprung getan, nur um als generischerer Slasher-Schurke zu funktionieren.
Denn auch wenn Robert Englund nach wie vor Krueger mit Begeisterung spielt, ist er inzwischen doch zum schwarzhumorigen Sprücheklopfer geworden. Freddy als "Klingenhandschuh-Hai", mit Sonnenbrille am Strand oder als unsichtbarer Ninja? Dabei stets einen lockeren Spruch auf den Lippen und unglaublich Spaß an der Sache. Zumal bei Nightmare 4 der Fokus auch endgültig auf Freddy gelandet ist, steht doch unmissverständlich "Starring Robert Englund" ganz zu Anfang in den Opening Credits. Seine Opfer sind dabei erneut unwichtiger geworden und noch mehr zu Stereotypen verkommen. Die asthmatische Streberin Sheila (Toy Newkirk), Martial Arts Geek Rick (Andras Jones) oder die Fitness-Fanatikerin mit der Insekten-Phobie Debbie (Brooke Theiss) - alle sind sie nicht viel mehr als Futter für Freddy, der alles überragt und dem einzig Lisa Wilcox als Alice Johnson, Ricks Schwester, die Stirn bieten kann.
Alice ist der titelgebende Dream Master und nimmt bei jedem Tod ihrer Freunde deren Stärken in sich auf, nachdem sie relativ zu Beginn von Kristen diese Fähigkeit als Abart ihrer Kraft, Personen in ihre Träume zu rufen, geerbt hat. Also entwickelt sie sich, netterweise in einer kleinen Szene im Schulunterricht erklärt, zum Dream Master, und stellt sich Freddy, der seinerseits seine Kraft aus den, von "seinen Kindern" gestohlenen, Seelen bezieht. Ob es nun wirklich irgendwie Hand und Fuß hat ist fraglich, es bleibt jedoch festzuhalten, dass man sich für Teil 4 entschieden hat einfach mal echte Dark Fantasy mit Komödieneinschlag draus zu machen. Dabei bleiben allerdings dann auch die Kills irgendwo zwischen kreativ-blutig und albern hängen.
Und auch wenn durch den Soundtrack und das erneut zum Einsatz kommende Titelthema des Films und die gekonnte Regie Harlins ein wohliges 80er-Feeling aufkommt und diese Zutaten eigentlich toll zusammenpassen müssten, wirkt der Film trotzdem unrund. Alles wirkt gewollt albern, ja regelrecht lächerlich. Wo die ersten drei noch eine Atmosphäre des Unbekanten und Düsteren hatten, bewegt man sich hier nun oft fast auf Komödien-Niveau und mixt einen wahren Wust an Unsinn mit den Kernelementen der Reihe um Tod durch Träume. Auch lässt man mehr und mehr die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen, wodurch ein paar der Tode fast schon abstrus wirken und man hinterher stirnrunzelnd darüber zurückbleibt, was dort in der Realität passiert ist.
Fazit:
The Dream Master ist ein sehr zweischneidiges Schwert geworden. Wo man sicherlich als 80er-Fan in das glitzernde Popkulturreferenzfest (allein Rick mit seinem Karate-Kid und Karate-Tiger-Faible ist zum schießen) eintauchen kann, welches Nightmare 4 bietet, wird man als Fan der ersten drei Filme eher kleine Fragezeichen über dem Kopf schweben haben. Warum Freddy zum albenen Sprücheklopfer gemacht wird, wieso Logik, Regeln und Ideen aus den Vorgängern völlig ignoriert oder über den Haufen geworden werden - darauf gibt der Film nur eine logische Antwort: Weil Freddy Kohle macht. So ist Teil 4 ein, sicherlich unterhaltsamer, aber nichtsdestotrotz geistloser Beitrag zur Reihe geworden, den keiner brauchte, viel zu viele Fans wollten und bei dem letztlich jeder irgendwie in die Röhre schauen durfte.
Von mir gibt´s für die Kurzweiligkeit trotzdem noch
6/10 blöden Sprüchen bzw. 3/5 gammeligen Freddy-Schlapphüten
und die schwache Hoffnung, dass sich Teil 5 wieder mehr auf die bisherigen Tugenden der Reihe berufen wird.