Bewertung: 5 / 5
Die allermeisten Filme folgen einer wie auch immer gearteten Vorlage. Dass sich Verfilmungen durchaus auch recht weit von der Vorlage entfernen, ist dabei sicher keine Überraschung. Die Coen-Brüder interpretieren Homers Odyssee in ihrem Film "O Brother, Where Art Thou" auf eine sehr ungewöhnliche und frei Art. Inhalt: Südstaaten in den 1930ern: Der smarte Everett (George Clooney), der reizbare Pete (John Turturro) und der tumbe Delmar (Tim Blake Nelson) fliehen von einer Arbeitsfarm, auf der sie als Häftlinge eingesetzt wurden. Ihr Ziel ist die vergrabene Beute aus einem Überfall, die Everett in einem Tal verbuddelt hat, das in wenigen Tagen aufgrund eines Staudamms geflutet werden soll. Doch ihre Reise ist alles andere als einfach und sie begegnen eine Vielzahl an skurrilen Personen, von blinden Propheten bis einäugigen Bibelverkäufern, von verführerischen Sirenen bis seelenverkaufenden Musikern. Und ein mysteriöser Sherriff ist ihnen auch auf den Fersen ... Eigene Meinung: Diese Neuinterpretation der Odyssee lebt Coen-typisch von der schrägen Story und den Charakteren. Die Abenteuer der drei Flüchtlinge sind so skurril, das sie nur von den teilweise völlig durchgeknallten Figuren übertroffen werden können. Lustig, aber auch auf eine durchaus ernsthafte Art, führt die Story durch die verschiedenen Reisestationen von Everett, Pete und Delmar, die jede Skurrilität mit einer figurentypischen Selbstverständlichkeit hinnehmen, die bemerkenswert ist. Schauspielerisch grandios verleihen Clooney, Turturro und Nelson ihren Figuren eine unglaubliche Tiefe und Glaubwürdikeit, die auch von den Nebendarstellern wie z.B. Goodman mitgehalten wird. Allein die Mimik der Darsteller zeigt oft mehr als die Handlung. Die Story hält zahlreiche Wendungen bereit, der Spannungsbogen bleibt permanent aufrecht erhalten und man fragt sich unwillkürlich, was wohl die nächste schräge Situation sein mag, in die die drei geraten, und wie das ganze wohl ausgehen mag. Die Dialoge sind sehr fein gesetzt. Zur Storyuntermalung wird auch Musik genutzt, die ebenso vortrefflich ein Lebensgefühl der Zeit und des Ortes vermittelt. Kamera und Schnitt sind mehr als ordentlich, klare Bilder, klare Szenen. Im Englischen sprechen die Figuren mit teilweise starkem Südstaatendialekt, da kommt man u.U. um Untertitel nicht herum, was aber ein Atmosspährisches Plus ist. Eine skurrile, erstaunlich tiefsinnige Komödie mit tollen Schauspielern, ein Film, an dem herzlich wenig auszusetzen ist. Fazit: Grandiose Schauspieler in einem storytechnisch mehr als überzeugenden skurrilen "Roadmovie" in freier Odyssee-Interpretation, tollen Figuren und Dialogen. 10/10 Punkte.
O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee Bewertung
