Bewertung: 4.5 / 5
Retro-Gefühl trifft auf unheimlich niedliche Figuren. Kann sich ein Gamer der 80er/90er-Jahre dem Charme von Ralph reichts entziehen? Wohl kaum und dies mag einer der vielen Gründe sein, warum uns der Animationsfilm so unglaublich gut gefallen hat. Schon zu Beginn nimmt sich der Film Zeit, mit einer Einleitung von Ralph durch 30 Jahre Videospielgeschichte zu führen. Wer dies nicht miterlebt hat, mag sich an den bunten Bildern erfreuen und der sympathischen Inszenierung, wer das nötige Hintergrundwissen hat, bekommt Details geliefert, die das Herz erfreuen. Space Invaders, Q*Bert, Asteroids, Tapper, Sonic, Street Fighter, Altered Beast, Pac Man und viele weitere Spiele und deren Figuren, die man im Laufe des Films erspähen kann. Das klingt nach einem reinen Geek-Film, aber falsch. Regisseur Rich Moore ist clever genug, die Haupthandlung von diesen Elementen zu befreien. Die Details sind oft am Rande eingestreut, verstecken sich in den einzelnen Szenen ohne aufdringlich zu wirken. Sie sind das Sahnehäubchen in einem hervorragend inszenierten Film. Denn trotz seiner Videospielthematik beschäftigt sich Ralph reichts mit ganz klassischen Themen: Es geht um Anerkennung von Leistungen, Ausgrenzung von Individuen, dem technischen Fortschritt und deren Konsequenzen und ganz klar um die Frage "Wer sind wir?" und "Bestimmen wir selbst oder unsere Umwelt, wer oder was wir sind?".
Exemplarisch für diese Entwicklung stehen Ralph und Vanellope und trotz der vielen Gags und zuckersüßen Optik sollte sich niemand täuschen lassen, denn Moore versteht es, genug nachdenkliche Szenen einzubauen, die einen tief in der Magengrube treffen. Ralph reichts verkommt somit nicht zu einem simplen Spieleschaulauf oder einer reinen Klamaukveranstaltung, wie es bei den meisten Animationsfilmen der Fall ist. Zudem wird technisch viel fürs Auge geboten. Zwar kommt Ralph reichts tricktechnisch nicht ganz an die Pixar-Filme heran, kleine liebevolle Details machen dieses Manko aber wieder wett. Der 3D-Effekt bleibt den Film hinweg über spürbar, ist dabei aber nie aufdringlich. Als Kritik auf hohem Niveau könnte man sagen, es hätte nicht geschadet, noch mehr verschiedene Spielemarken einzubauen, aber dafür reichte sicher das Budget für die Lizenzierung nicht. Der große Fokus auf die beinahe Karies verursachende Welt von "Sugar Rush" mag manchen auch verstören und nach mehr Abwechslung rufen, spätestens aber als der klassische Sonic - und wir reden nicht über diese pervertierte moderne Mutation, sondern diese süße Pixelkugel aus dem Jahr 1991 -, im Abspann auftauchte, war jeder dieser Kritikpunkte vergessen.
Trailer zu Ralph reicht's
Ralph reichts ist einer der Filme, die niemand richtig auf den Schirm hat und die einen deswegen so überraschen können. Schaut man sie dann im TV, weil man sie im Kino nicht sah, regt man sich hinterher oft aus gutem Grund auf. Ralph reichts hat den Besuch im nächsten Kino mehr als verdient - danke, Disney, für diesen Filmspaß!