Bewertung: 2.5 / 5
Richie Furst (Justin Timberlake), Student an der Princeton-Universität, verdingt sich beim Online-Poker, um das erforderliche Geld fürs Studium aufzubringen. Er kann viele Spiele für sich entscheiden, doch beim entscheidenden verliert er, auch wenn er sich - mit ausreichenden Mathematikkenntnissen gesegnet - sicher war, dass er hätte gewinnen müssen. Was macht Richie also? Er wendet sich an den Betreiber der Website, Ivan Block (Ben Affleck), um ihn auf Fehler im System hinzuweisen, und reist zu ihm nach Costa Rica. Der ist von Richies Engagement auf den zweiten Blick angetan und bietet dem brauchbaren jungen Mann einen hochdotierten Job an. Doch auch auf Costa Rica ist nicht aller Tage eitel Sonnenschein, wenn der Chef keine so weiße Weste hat und auch die CIA Forderungen stellt...
Um es gleich vorweg zu sagen: Runner Runner hätte ein guter, vor allem spannender Film werden können, wurde es aber nicht. Und das liegt an mehreren Faktoren, von denen die augenscheinlichsten Drehbuch und Darsteller sind. Regisseur Brad Furman, dessen Der Mandant noch überzeugte, hat es nicht geschafft, einen raffinierten Thriller auf die Beine zu stellen, auch wenn die passenden Rezeptzutaten - Poker, paradiesische Zustände und mafiöse Hintermänner - gegeben waren.
Trailer zu Runner Runner
Woran liegt es? Allen voran ist die Besetzung bei Runner Runner keine gute Wahl. Ben Affleck mag nicht zu den großen Mimen gehören, abseits seiner überzeugenden Regiearbeit hat er aber bereits bewiesen, dass er als Schauspieler überzeugen kann, nicht zuletzt in seinem Argo. Als gerissener Geschäftsmann, der zuletzt über Leichen geht, scheitert er jedoch. Es gab ein, zwei Szenen, in denen er ansatzweise Leistung erkennen ließ, aber an die teuflische beziehungsweise abgebrühte Ader eines Al Pacino oder Michael Douglas kommt er nicht ran. Zudem ertappt man sich beim Schauen immer wieder bei einem Vorvergleich mit Batman, den er in wenigen Jahren verkörpern wird, und wir sind uns sicher, dass dies nicht nur uns so ergeht. Auf der anderen Seite erleben wir Justin Timberlake, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, neben seiner überaus erfolgreichen Gesangskarriere auch sein Statut auf der Leinwand zu festigen. Er spielt den aufstrebenden Studenten, der seinem Boss als Handlanger dient. Gern hätten wir etwas Positives über ihn gesagt, aber sein überaus mechanisches Schauspiel gepaart mit hölzerner Mimik lassen kein Können und keinen Spielspaß erkennen. In The Social Network passte seine Attitüde noch irgendwie rein, aber spätestens Bad Teacher ließ erkennen, dass es für ihn Grenzen gibt. Zwar stehen ihm die ersten Falten, die ihn gereifter wirken lassen, dennoch sehen wir in Timberlake einen jungen Mann, dem jemand bitte schnellstens sagen sollte, sich doch bitte ein anderes Hobby zu suchen. Schlussendlich reißt auch die süße Gemma Arterton (Hänsel & Gretel - Hexenjäger) den Karren nicht aus dem Dreck, die trotz allem nur schmückendes Beiwerk bleibt und konturlos untergeht.
Generell sind die Figuren fade gezeichnet und auch Richies Kommentare und Erläuterungen aus dem Off wirken etwas infantil. Wir haben keinen Thriller vor uns, der auch nur ein Fünkchen Brillanz und Finesse versprüht, dafür ist alles zu absehbar und geht seinen direkten Weg von A nach B. Richie muss auf ne Party, Richie kommt auf die Party, Richie muss jemanden erpressen, der lässt sich erpressen. Und wenn es dann doch mal Schläge gibt, dann aber auch nur ne aufgeplatzte Lippe und alles bleibt beim Alten. Es geht alles zu schnell, viel zu einfach und selbst die wenigen Momente, in denen ansatzweise Spannung aufkommt, weil ja auch die CIA noch mitmischt, sind banal gezeichnet. Apropos CIA, lächerlich eindimensional (Stichwort böser Bulle) und kaum präsent. Was hätte man aus den korrupten Ansätzen und der Bereitschaft, auch unkonventionelle Wege zu beschreiten, nicht alles machen können! Stattdessen erleben wir Anthony Mackie (Tödliches Kommando - The Hurt Locker) als Agent Shavers, der mit den überaus korrupten Behörden Costa Ricas zusammenarbeitet und sprichwörtlich wie der Schwarze Mann kurz auftaucht, um dann wieder zu verschwinden. Wo bleibt die Angst von Richie, der auf der einen Seite seinem Boss loyal gegenüberstehen, auf der anderen Seite aber offene Drohungen von der CIA erdulden muss? ...im hölzernen Schauspiel von Timberlake und dem mauen Drehbuch untergegangen.
Runner Runner fehlt es an vielem, vor allem an Flair und Atmosphäre. Selbst paradiesische Bilder aus Costa Rica und tanzbare Musik reißen das Ding nicht raus. Dagegen war Savages im vergangenen Jahr ein Meilenstein, der mehr Überraschungen, böse Junge und Verwicklungen bot. Wir können Runner Runner wahrlich nicht für einen Kinobesuch empfehlen, es sei denn ihr kommt als Student am Kinotag doppelt günstig ins Lichtspielhaus. Ansonsten höchstens für einen faulen Sonntagnachmittag im Heimkino geeignet. So wie die Poster, so aalglatt wirkt der Film schlussendlich.