Bewertung: 4 / 5
Ein leidender Vater, der nicht mehr ein und aus weiß, seitdem seine Tochter urplötzlich verschwunden ist. Mit John Cho toll besetzt, zeigt uns Produzent Timur Bekmambetov einmal mehr, wie viel ihm an modernen Medien und den daraus resultierenden Möglichkeiten auf filmischer Ebene liegt und garniert das Ganze mit einer spannenden Handlung.
Searching Kritik
Nach dem Tod seiner Frau zieht David Kim (Cho) seine Tochter Margot (Michelle La) alleine groß. Die Studentin ist strebsam und zuverlässig, bis sie eines Abends nicht wie vereinbart nach Hause kommt. Zu Anfang denkt sich David nichts dabei, bis mehrere Nachrichten unbeantwortet bleiben und der Albtraum eines jeden Vaters und einer jeden Mutter tatsächlich wahr wird: Es ist etwas passiert...
Trailer zu Searching
Timur Bekmambetov mag nicht zu den ganz Großen unserer Tage zählen, aber man spürt, dass der kasachische Filmschaffende auch eine Passion für bestimmte Themen hat. Abseits interessanter Beiträge wie Wächter der Nacht oder Wanted als Regisseur, fällt auch seine Produzententätigkeit bei Filmen eines bestimmten Genres auf. Unknown User 1 & 2 (demnächst) und Searching spielen mit Themen wie Social Media, moderner Kommunikation und Cybermobbing, die sich wie ein roter Faden durch einige seiner Filme ziehen, die er finanziert.
Wie schon in Unknown User blicken wir nahezu den ganzen Film über durch das Auge verschiedener Kommunikationskanäle, ob nun Smartphone-Apps, Computer- oder TV-Bildschirme. Regisseur Aneesh Chaganty, dessen erster abendfüllender Spielfilm Searching darstellt, holt den Zuschauer damit verdammt nah ins Geschehen und erzeugt auch durch die häufig hin und her switchenden Bildschirme eine immer ansteigende Dynamik und Dramatik.
Wenn Cho als sich sorgender Vater jede noch so kleine Spur im Netz verfolgt, Margots "Freunde" auf Facebook kontaktiert und mit der Zeit immer erschreckendere Zusammenhänge erkennt, bekommt man als Zuschauer nicht allein wegen der Geschichte Beklemmung, sondern fragt sich ein ums andere Mal, ob man selbst seine Privatsphäre-Einstellungen auf dem neuesten Stand hat... Positive wie negative Begleiterscheinungen unserer schönen neuen Welt werden dabei auf spannende Art miteinander verwoben, wenn David einerseits dank der neuen Medien das Puzzle mehr und mehr entwirrt, andererseits aber Dritte 15 Sekunden Fame erhaschen wollen oder bloße Vermutungen zum Fall ungefiltert in die Welt brüllen.
Wäre so mancher Tatort so dicht und überraschend, wir würden es begrüßen. Searching ist eine Achterbahnfahrt zwischen Erlösung und Erkenntnis, und das alles basierend auf einer simplen Personensuche, die aber eine unglaubliche Eigendynamik entwickelt. Das Finale mag auf den aufmerksamen Beobachter etwas zu konstruiert wirken, aber wir entscheiden uns zwischen 3,5 und 4 Hüten für die bessere Punktzahl.