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Seoul Station

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Seoul Station Kritik

Seoul Station Kritik

Seoul Station Kritik
0 Kommentare - 19.10.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Seoul Station" ist.

Bewertung: 3 / 5

Die junge Frau Hye-Sun (Shim Eun-kyung) ist von Zuhause ausgreissen, um mit ihrem Freund Gi-ung (Lee Joon) zusammenzuleben. Die beiden schaffen es kaum ihre Miete aufzutreiben und so kommt ihr Freund mit der Idee, daß sich Hye-SUn doch Prostituieren könnte. Währendessen sucht ihr Vater (Ryu Seung-ryong) verzweifelt nach Hye-Sun. Unterdessen breitet sich eine Empidemie aus, die zahlreiche Menschen in Zombies verwandelt.

Fast möchte man meinen, sei das, was man heute noch unter Zeichentrick versteht, komplett auf das japanische Kino zurückgegangen. Der Film hat sich entwickelt und spätestens seit dem Aufkeimen von Pixar und deren großem Triumphzug, hat der klassisch gezeichnete, beziehungsweise klassische aussehende Animationsfilm keine Chance mehr. Diesem Umstand wird man in baldiger Zukunft sicherlich auch eine Welle an Reminiszenzen-Kino verdanken, daß sein Hauptaugenmerk auf den klassischen Zeichentrickfilm legt und somit jedweden Preis auf dem Planeten abgreifen kann. Diejenigen, die es noch können, wollen es vielleicht nicht oder andersrum. Nun ist es zunächst vielleicht komplett unerheblich, in welchem Stil ein Film gehalten ist, wenn er denn auf seiner rein formal technischen Ebene damit überzeugen kann. Im Falle von Seoul Station hat man aber hin und wieder den Eindruck, daß er eben nicht vollends überzeugt und eben kein Anime ist. Nun sind Südkorea und Japan natürlich auch ganz unterschiedliche Länder, doch sich das Richtige an den richtigen Stellen abzuschauen, ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Hin und wieder wirken diese Figuren in ihrem Vorankommen und in der gesamten Körpersprache doch recht statisch und der Film vermittelt dabei zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, daß er vielleicht mehr ist, als nur ein Film. Bedeutet, der Film lässt seinen Zuschauer auch damit immer im Glauben, daß der Film ein Film ist und insofern wird da vieles vom Zuschauer abverlangt, weil er einerseits den Stil loben möchte, aber auch immer bemerkt, daß dieser Stil nie mit den großen Mithalten kann.

Kurz möchte ich an der Stelle auch noch bei dem Anime-Vergleich bleiben und ein konkretes Beispiel nennen, weil der Film sich dahingehend bestens eignet. Nun geht es da nicht um Inhalt, sondern um kleinere Überschneidungen. Denn witzig ist auf jeden Fall, daß Seoul Station, ähnlich wie der japanische Weihnachtsfilm Tokyo Godfathers (2003) davon berichtet, wie Menschen auf der Straße leben. Ein wenig plakativ, wenn auch realistisch zeichnet Regisseur Yeon Sang-ho die Lebensrealität von Menschen, die gesellschaftlich doch eher verachtet werden. Da taucht dann etwa eine Prostituierte, oder Sexarbeiterin auf, die zusammen mit ihrem Freund in einer Wohnung lebt und nur in diese Misere geraten ist, weil die Beiden sonst die Miete für ihre Wohnung nicht mehr aufbringen könnten. Damit soll im Übrigen nicht gesagt sein, daß Sexarbeit eine mindere Arbeit ist. Doch dieses Stigma legt die Gesellschaft solchen Berufen dann eben auf. Auch ein Obdachloser, der von Zombies heimgesucht wird, versucht seinen Lebtag in dieser Metropole zu fristen. Dabei streut der Film immer wieder clever den Kontrast aus völlig reiz überfluteter Großstadt und der Tristesse der Gassen ein. Subtil geht auch an der Stelle sicherlich anders. Wenngleich ein Zombiefilm sowieso nur selten Subtilität aufweist. Wer sich nun fragt, wo zum Teufel an der Stelle der Film eigentlich noch ein Zombiefilm ist, der mag mit der Aussage grundsätzlich recht haben. Denn zu weiten Teilen ist Seoul Station kein klassischer Zombiefilm, sondern primär ein Sozialdrama, daß auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen will. Und genau in diesem Segment und gerade im Zusammenspiel mit einem Zombiefilm muss der Film dabei eben auch keineswegs subtil sein.

Interessant ist das vor allem, wenn sich die Polizei in direkter Konfrontation mit Zombies und Obdachlosen dann dafür entscheidet, letztere als größere Bedrohung für den sozialen Frieden zu betrachten, als es die Untoten sind. Auch das ist natürlich symbolträchtig. Es geht zwar indessen niemals darüber hinaus und auch eine Begründung all jener Ungerechtigkeit bleibt aus. Auf der anderen Seite kommt es dann auch nie zu einer so oft beliebten Pathologisierung gesellschaftlicher Probleme, die dann jedwede Begründung für jedwede Gräueltat im Leben darstellen soll. Von Mietproblemen, über eine verzweifelte Suche und den vermeintlichen Schutz der eigenen Brut, entwickelt der Film zusätzlich Spannung, die dank des wirklich gelungenem und durchaus gut konstruierten Drehbuch große Freude machen. Gerade wenn der Film zum Ende eine große Wendung offenbart, werden selbst alteingesessene Cineasten zugeben müssen, daß sie das jetzt in der Form sicherlich auch nicht erwartet hatten. Und je mehr man sich mit dem Film und den einzelnen Momenten befasst, desto tiefgründiger scheint er indessen. So etwa, wenn die Zombies einen Waschsalon stürmen und die Polizei nicht mehr in der Lage ist, Obdachlose und beheimatete Menschen zu unterscheiden. Fraglich ist, ob sie das je gekonnt haben. Und dennoch scheint der Film hier mehr als nur deutlich zu machen, daß es eben auch jeden anderen treffen könnte. Zumal das im Falle der Figur Hye-seon ja durchaus auch eine Möglichkeit ist. Die Gesellschaft spuckt diese Menschen aus, wenngleich man natürlich auch niemals nur nach der „Die da oben“-Mentalität gehen darf und sagen darf, daß die Schuld einseitig wäre. Menschen und Systeme sind ja durchaus komplex und wenn man sie aufeinandertreffen lässt, kann das schnell unübersichtlich werden.

Unterdessen besticht der Film durch eine extrem unangenehme und dichte Atmosphäre, die einfach sehr stilvoll in Szene gesetzt wird. Spätestens wenn sich die Zombies gegen die menschlichen Barrikaden erheben und diese einzureißen drohen, scheint die Gefahr ihr volles Potenzial ausgeschöpft zu haben. Und selbst im Augenblick des nahenden Untergangs ist dann der Mensch immer noch damit beschäftigt zu sortieren und zu entscheiden, welches Leben mehr wert ist, als das andere. Darin steckt eine Wahrheit, die nie ein Ende findet und während versöhnlichere Werke dann gerne den Konsens finden, daß alle doch gar nicht so verschieden seien, konfrontiert Yeon mit der Tatsache, daß es dann auch noch Unterschiede gäbe. Der Mensch ist hier verdammt und selbst, wenn man nicht alles schwarzmalen wollte, so zeigt ein Blick in die Realität, daß da wohl etwas dran sein muss.

Nur marginal hat Seoul Station dem Genre des Zombiefilms noch etwas hinzufügen. Vieles davon kennt man bereits und kennt man vielleicht sogar besser. Etwas irritierend hingegen sind die Animationen, die durchaus Charme haben können, es aber weniger tun. Die Subtilität der Geschichte wird zugunsten von einem starken Revolutionsgedanken rausgenommen. Auch die ein oder andere Wendung überrascht und sie verleibt der Film mit seinem ebenso überraschend guten Pacing bei einem kurzweiligen Vergnügen.

Seoul Station Bewertung
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