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Simon

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Schwedische Familienverhältnisse

Simon Kritik

Simon Kritik
0 Kommentare - 21.06.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4.5 / 5

Marianne Fredriksson, die 2007 einem Herzinfarkt erlag, gehörte zu den erfolgreichsten Erzählerinnen, die Schweden hervorgebracht hat. Sämtliche ihrer Bücher wurden zu internationalen Bestsellern. Auch das Familienepos Simon verkaufte sich hervorragend. Die schwedische Regisseurin Lisa Ohlin hat die populäre Romanvorlage souverän als anrührendes Kinostück verfilmt. Mit dabei: "Tatort"-Gerichtsmediziner Jan Josef Liefers, der für seine Darstellung sogar den Schwedischen Filmpreis erhielt.

Ende der 30er-Jahre in Schweden. "Warum ist er nicht wie andere Kinder?!" Simons Vater Erik (Stefan Gödicke) will sich nicht damit abfinden, dass sein Sohn ein Außenseiter ist. Ein Eigenbrötler, der sich am liebsten in einer alten Eiche oder hinter Büchern versteckt, anstatt ein echter Kerl zu sein. Seine Mutter Karin (Helen Sjöholm) hingegen vergöttert das zarte Kind.

Doch als Simon (erst Jonatan S. Wächter, dann Bill Skarsgård) seinen Willen durchsetzt und auf die höhere Schule gehen will, entfremdet sich Simon zunehmend von seinen Eltern. Eine andere, kunstsinnige Welt tut sich ihm auf, als er Isak (erst Karl Martin Eriksson, später Karl Linnertorp) kennen lernt, Sohn des vermögenden Buchhändlers Ruben Lentov (Jan Josef Liefers), der aus Nazi-Deutschland fliehen musste. Der Zweite Weltkrieg wirft um 1940 seine Schatten eben auch bis nach Schweden; wer Jude ist, verschweigt dies besser.

Durch Ruben Lentov, der immer mehr zu seinem väterlichen Mentor wird, entdeckt Simon seine Liebe zur Musik. Isak hingegen, der unter der Abwesenheit seiner depressiven Mutter leidet, findet in der bodenständigen Welt von Simons Eltern die schmerzlich vermisste Geborgenheit. Was Familie bedeutet und was sie zwangsläufig aus uns macht - das ist in diesem komplexen, mehrere Jahrzehnte umspannenden Epos das große Thema. Aber es geht auch um die Frage nach unseren Wurzeln - in diesem Film ist längst nicht alles, wie es scheint.

"Es ist wichtig, seine Wurzeln zu kennen", sagt die schwedische Autorin und Regisseurin Lisa Ohlin, die mit Simon ein Buch verfilmt hat, das für sie mehr ist als ein kommerzieller Bestseller. Es ist eine Geschichte, die Ohlin an ihre eigene erinnert: an den frühen Verlust der Mutter, das Fremdsein in der neuen Familie des Vaters. Diese persönlichen Parallelen haben ihrer Leinwandadaption nicht geschadet: Sensibel, mit starken Bildern, untermalt von den großartigen Kompositionen der renommierten Musikerin Annette Focks, erzählt Ohlin rückblickend aus der Perspektive Simons das Drama zweier Familien, die durch die Wirren des Krieges jede auf ihre Weise zutiefst traumatisiert wurden.

Vor der wunderbaren Kamera des Dänen Dan Laustsen (Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen) überzeugt in dieser gelungenen deutsch-schwedischen Koproduktion nicht nur Jan Josef Liefers, sondern auch der schwedische Shootingstar Bill Skarsgård, Sohn des Charakterdarstellers Stellan Skarsgård (Verblendung), und, intensiv wie immer: Katharina Schüttler (Die Innere Sicherheit) als Simons erste Liebe Iza. Ein bemerkenswerter Film, durch und durch europäisch, und vielleicht auch deshalb so stimmig. Beim Filmfestival in Göteburg erhielt der Film schon mal den Publikumspreis.

Simon bekommt 4,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Heidi Reutter)

Simon Bewertung
Bewertung des Films
910

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