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Slumdog Millionär

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Slumdog Millionär Kritik

Slumdog Millionär Kritik

Slumdog Millionär Kritik
0 Kommentare - 01.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Slumdog Millionär" ist.

Bewertung: 3 / 5

Der achtzehnjährige Vollwaise Jamal Malik (Dev Patel) kommt aus den indischen Slums in Mumbai. Nun sitzt er in der Fernsehshow „Wer wird Millionär?“ und hat bereits vierzehn Fragen korrekt beantwortet. Nur noch die finale Frage steht ihm bevor. Doch wer ist der junge Mann? Niemand weiß das so recht und man glaubt, er könne eventuell betragen haben. Unterdessen versucht der Polizist (Irrfan Khan), die Wahrheit herauszufinden.

Umtriebige Genrevielfalt, sowas sieht man ja sehr selten. Im Prinzip drehen große Regisseure, zumindest wenn man rein oberflächlich bleiben möchte, immer den gleichen Film wieder und wieder mit anderen Komponenten. Ein Stilbewusstsein entwickelt sich dadurch und gewisses Selbstbewusstsein für die eigene Person. Weitab also von der reinen Kunst findet das zunächst statt und funktioniert ebenso wie bei sogenannten Filmstars, eher als Personenkult. Nun hat wohl auch der britische Regisseur Danny Boyle einen solch unvergleichlichen Stil. Zunächst geprägt durch Trainspotting – Neue Helden (1996), wollte und sich der Künstler über die Jahre hinweg in fast jedem Genre einmal austoben. Von Drama über Science-Fiction, bis hin zu Horror ist da alles dabei und man kann sagen, daß Danny Boyle wohl ein Regisseur ist, der aus nicht so ganz nachvollziehbaren Gründen überhaupt bekannt ist. Denn seine Filme sind häufig viel zu zurückhaltend, gar einfach schlecht inszeniert. Und das unterstreicht auch Slumdog Millionär. Wann immer die Geschichte um einen Jungen aus der „Gosse“, der bei einer Quizshow zum Millionär aufsteigt, irgendwelche wichtigen Wendungen, oder die Charaktere definierende Ereignisse stattfinden, ist Slumdog Millionär ein grotesk langweiliger Film. Denn Boyle hält einfach nur auf das Geschehen, während die Figuren irgendwas durchleben. Fast schon statisch bewegt sich die Kamera kaum einen Zentimeter und auch das gesamte Handwerk wirkt eher wie aus einem Tatort eines Dilettanten.

Trailer zu Slumdog Millionär

Slumdog Millionär hat aber auch durchaus ganz gute, bis moderate Ideen auf Lager. Mitunter könnte man meinen, daß ob einer solchen Prämisse, die da im Film stattfindet, dieser wiederum eigentlich einfach nur eine klassische American Dream-, besser gesagt Indian Dream-Geschichte abarbeitet. Schau mal! All die Anstrengungen und Bemühungen haben sich gelohnt, denn hier ist das Wunder, daß dich aus deiner Misere holt. Ja, so ähnlich funktioniert ja die Ideologie neoliberaler Geister, die damit eben auch den Klassenkampf legitimiert und ganze Gesellschaftsschichten in ihrer Ideologie gegeneinander ausspielt. Slumdog Millionär kann sich davon nicht gänzlich freimachen, weil auch das hier mal wieder ein Fall für die pathetischen Wesen auf dem Planeten ist. Der eine, der es schafft aus der Gosse zu kommen und dabei eben auch wiederum die große und einzige Liebe wiederzufinden, die ja eigentlich alles ist, was gerade zählt. Nun ja, kitschig aufgeladen, irgendwie ein wenig naiv. Und dennoch, so eine gewisse entlarvende Haltung demgegenüber, stellt sich da schon ein. Denn immerhin fragen sich ja auch jene, die „von Oben“ auf Jamal Malik herabschauen, wie es sein kann, daß ein solcher Gossenjunge, solche Fragen, so ein Wissen, so scheinbar große Bildung zu sich haben kann? Und damit macht Slumdog Millionär eben, neben des sozialen Aufstiegs, gleichsam auch das Thema Klassizismus auf. Daß kann zwar einige Probleme dieser Ideologie auffangen, reicht aber eben nicht, um alles zu rechtfertigen.

Überdies berichtet der Film natürlich auch über den Stand der Frau, speziell in Indien. Das würde wohl aus heutiger Sicht nicht mehr gehen, eine unterdrückte Frau zu zeigen. Zugegeben, sie ist vielleicht zu passiv nach heutigen Maßstäben. Aber darum geht es ja nicht. Es geht eben darum zu zeigen, wie wenig Wert die Frau in einer solchen Ordnung hat und wie sie geschunden wird, nur um zu überleben. Auch das ist eine Erkenntnis, in einem doch sehr armen Land, die dann wiederum so den ein oder anderen, in diesem Falle vermeintlichen Fehler, ausgleicht. Doch so wirklich geht es auch nie um die Figur der Latika, sondern eher darum, als die Schmerzen auf dem Weg nach oben zu überkommen. Man sieht da zwar nie so direkt, oder drastisch Gewalt. Doch zeigt Slumdog Millionär eben auch, wie viel Leid hinter solch einem Erfolg steckt, den einem eine sehr klassizistische Gesellschaft eben nicht zutraut. Hier wäre es vielleicht sogar noch sinnvoll gewesen, das Werk in den Westen zu verlagern, um einen weiteren Rassismus zu thematisieren. Doch die Chance verpasst Danny Boyle. Ansonsten ist es aber vor allem so, daß da nicht wirklich eine große Überraschung auf den Zuschauer wartet. Dafür formuliert der Film seine Ziele auch zu vage. Ist ja auch Teil des Marketings gewesen. Ist es nun Geld? Ist es Glück? Grips? Oder Schicksal? So richtig beantworten kann und will der Film das nicht. Daß macht ihn aber auch ein wenig feige, wie ich finde. Denn wenn es keine Positionierung gibt, gibt es auch keine Aussage, sondern eine dokumentarische Zustandsbeschreibung.

Einen gewissen Charme hat Slumdog Millionär schon, weil er dafür, daß inhaltlich jetzt nicht viel auf die Beine stellt, filmisch ganz gut gemacht ist. Das Kernelement verschiebt sich eigentlich relativ schnell, wodurch ein Kontrast zwischen Kapital und der Suche nach der wahren Liebe entsteht. Vor die Wahl gestellt, sollte man sich wohl immer für letzteres entscheiden, was natürlich eben auch in Kitsch mündet. Aber es ist in jedem Fall ganz nett gemeint. Das Ausspielen einzelner, gleicher Individuen funktioniert hier durch den Familienkonflikt, der offenlegt, wie der zähe Kampf ums Überleben dafür sorgt, daß man eben schnell vergessen ist in einer solch schnelllebigen Zeit.

Der große Wurf ist Slumdog Millionär nicht. Dafür ist er schlicht und ergreifend einfach zu unkritisch. Allerdings hat er ganz gute Ideen und Gedanken, die zwar bewusst vage formuliert werden, sich dennoch aber gut lesen lassen. Überdies kitschig und dennoch irgendwie ganz nett.

Slumdog Millionär Bewertung
Bewertung des Films
610

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