Bewertung: 3.5 / 5
Spider-Man - Far from Home setzt einige Zeit nach den Ereignissen in Avengers - Endgame an und wo jener Film sehr viele stille Töne vereinte und in jeder Pore Abschied mitschwang, dreht John Watts das Rad um 180 Grad und präsentiert eine beschwingte Superheldensommerkomödie. Natürlich ohne das, was geschehen ist, zu negieren, doch die Zeit der großen Trauer ist vorbei, Witze und Gags stehen trotz erneuter Bedrohung im Vordergrund. Nur die Balance geht in diesem spaßigen Gagwirbel ein wenig unter, woran auch der zu eindimensional gezeichnete Gegenspieler seine Mitschuld trägt. Was bleibt ist ein guter, aber keiner großartiger Abschluss der MCU Phase III.
Spider-Man - Far from Home Kritik
Endlich entspannen, mal nicht die Welt retten! Peter Parker (Tom Holland) freut sich auf die anstehende Klassenfahrt in verschiedene europäische Städte. Doch dann schaltet sich Nick Fury (Samuel L. Jackson) ein und verlangt von dem Teenie seine ungeteilte Aufmerksamkeit, soll er doch dem neu aufgetauchten Superheld Mysterio (Jake Gyllenhaal) bei einer gänzlich neuen Bedrohung zur Seite stehen. Das kommt Peter aka Spider-Man so gar nicht gelegen, der vielmehr daran denkt, MJ (Zendaya) auf dem Eiffelturm seine Zuneigung zu gestehen, als in sein Superheldenkostüm zu schlüpfen...
Trailer zu Spider-Man - Far from Home
Avengers - Endgame liegt hinter uns, aber es war nicht das Finale der Phase III. Das wird nun mit Spider-Man - Far from Home aufgezeigt, in dem fast ein Jahr seit dem Kampf gegen Thanos vergangen ist. Selbst wenn man mit den Nachwirkungen zu kämpfen hat, was im Film humoristisch aufgegriffen wird, geht alles wieder seinen gewohnten Gang, und so haben die Veränderungen, die es gab, wenig tiefgreifenden Einfluss und sind vor allem für ein paar Gags gut, die sitzen, wie im MCU typisch. Nur wirklich klar, wohin die Reise in Zukunft gehen soll, wird es noch nicht, das hebt man sich für die kommenden Filme der Phase IV auf.
Und so handelt es sich hier in erster Linie um einen Spider-Man-Film mit MCU-Bezug und bleiben andere Superhelden außen vor. Dies alles wird möglichst leicht aufbereitet, bunt, voller Effekte und spaßig zur Sommerzeit. Peter kämpft um seine große Liebe und im Hintergrund braut sich neues Ungemach zusammen. Nur dieses Mal scheint alles ein wenig wackliger, denn so witzig Spider-Man - Far from Home daherkommt und so sehr man sich auf die Selbstfindung von Peter Parker konzentriert (der erheblich unter dem Verlust seiner Vaterfigur Tony Stark leidet), so sehr kämpft man auch mit sich selbst. Viele Momente fühlen sich direkt zu albern an - das Selbstironische bleibt die einzige Waffe, was z.B. deutlich wird, als händeringend versucht wird zu erklären, warum nun unbedingt Spider-Man mit Mysterio kämpfen soll. Die Antwort bleibt der Film schuldig, er ertränkt sie in Sprüchen und Scherzen, wohl wissend, dass es keine befriedigende Antwort gibt.
Doch wie schlägt sich der Film dramaturgisch? Die Balance aus Spannung und Witz gelingt nicht immer und auch wenn das präsentierte Bedrohungsszenario mitsamt seines Twists äußerst kreativ und auch sehr gut ins MCU eingebettet ist, so mögen mitunter dennoch schlechte Erinnerungen an Iron Man 3 aufkommen. Überhaupt bricht man dieses Mal mit einer der Stärken aller Spider-Man-Filme, dem Gegenspieler. Im Gegensatz zu anderen Superhelden wurden die Schurken, gegen die Spider-Man im Kino antreten musste, immer als normale Menschen gezeichnet, die vor allem eines waren, Opfer ihrer Umstände. Weder böse noch gut. In Spider-Man - Far from Home ordnet man sich eher der typischen Schurkenzeichnung im MCU unter, deren Motivation nachvollziehbar ist, deren Darstellung aber erschreckend eindimensional ausfällt.
Trotz dieser Defizite schafft es Spider-Man - Far from Home immer wieder, den Zuschauer mit seinem Netz einzufangen, auch wenn die Laufzeit dieses Mal etwas Straffung vertragen hätte. Wirklich Langeweile kommt aber nicht auf und selten hat es sich so gelohnt, sitzen zu bleiben und sich den Abspann anzuschauen. Im Gegensatz zu den meisten MCU-Filmen wird hier wirklich eine Post Credit-Szene geboten, die einerseits inhaltlich einen Mehrwert bietet und andererseits noch aus einem anderen Grund zu den besten, wenn nicht sogar der besten Szene avancieren dürfte, die das MCU jemals zu bieten hatte. So bleibt festzuhalten, als Film ist Spider-Man - Far from Home durch und durch unterhaltsam, zieht aber im direkten Vergleich zu Spider-Man - Homecoming den Kürzeren.