Bewertung: 4.5 / 5
Die Borg, der vermutlich größte Feind der Föderation und von Captain Jean-Luc Picard persönlich (Patrick Stewart) holen zum finalen Schlag gegen die Erde und die USS Enterprise aus. Während die Crew der Enterprise versucht, ihre eigene Geschichte zu retten, muss sich Picard seiner Vergangenheit und seinen innersten Dämonen stellen!
Star Trek - First Contact war seinerzeit das zweite Leinwand-Abenteuer der TNG-Crew. Nach dem nicht grandiosem, aber dennoch sehenswerten Debüt Generations haben hier die Macher besonders tief in die Trickkiste gegriffen und dieses Juwel der Star Trek-Reihe hervorgezaubert. Der Film bedient sich der Vorlage des Cliffhangers der Fernsehserie The Next Generation von der dritten zur vierten Staffel The best of both Worlds, Part I-II, spinnt die Geschichte weiter und setzt sie in einem mehr als würdigen Star Trek-Film um!
Trailer zu Star Trek 8 - Der erste Kontakt
Die TV-Show erzählte die Geschichte, wie Captain Picard von der kollektiv denkenden, totalitär anmutenden Alienrasse der Borg entführt und assimiliert wurde, um einen Großangriff auf die Vereinte Föderation der Planeten und damit gegen die Erde selbst anzuführen. Bei Wolf 359 (eine Region im Weltraum, die tatsächlich existiert!) waren die Borg, und somit auch Picard, verantwortlich für den Tod von mehr als elf Tausend Menschen. Erst kurz vor der totalen Niederlage gelang es der Mannschaft der Enterprise, die Borg aufzuhalten und ihren Captain zu befreien.
Hier setzt der Film an. Picard, der sich noch immer nicht vollständig von seiner gewaltsamen Gefangennahme erholt hat, schwingt sich zu einem hasserfüllten Rächer auf, der ohne Rücksicht auf eigene Verluste die Borg und ihren Vormarsch aufhalten will, er sucht Vergeltung für seine eigene Folter und opfert bereitwillig das Leben seiner eigenen Crew.
"Und er bürdete dem Buckel des weißen Wales die Summe der Wut und des Hasses der ganzen Menschheit auf. Wäre sein Leib eine Kanone, er hätte sein Herz auf ihn geschossen."
Der Film erzählt die klassische Rache-Geschichte in einem typisch klassischem Star Trek-Gewand und er macht das sehr gut. Jeder Trekkie (und viele andere auch) fühlt mit dem Hauptprotagonisten mit, kann sich in ihn hineinversetzen und fragt sich, wo seine Menschlichkeit geblieben ist. Dies ist ureigener Trek-Stoff in Reinkultur, dieser Film geht zurück zu den Anfängen, und das im wahrsten Sinne. Durch die Zeitreise-Komponente, die das Abenteuer in das Jahr 2063 verlegt, kommt es zu dem großen Kniff der Story, dass sich diese Episode um Star Trek selber dreht. Hier werden nicht nur sinnlos Weltraumschlachten und Tech-Talk aneinandergereiht, hier geht es sowohl um den Ursprung der Serie selber als auch um den Kern, der Star Trek in seinen Anfängen erst groß gemacht hat! Dies ist nicht einfach eine weitere Episode, hier geht es darum, die Trek-Geschichte voranzutreiben. Gerade das macht sie so wertvoll!
Obwohl der Film an eine der besten Episoden der Serie ansetzt, schafft er das Kunststück, dass sowohl die Trekkies als auch Außenstehende ihn genießen können. Neben schnörkelloser Action, die keinen Vergleich zu scheuen braucht, hackt der Streifen nicht zu sehr auf seinem Trek-Image herum, die Konflikte sind klar abgegrenzt und für jedermann zugänglich. Er kann wunderbar als einzeln stehendes Science Fiction-Abenteuer genossen werden.
Aber natürlich freuen sich Trek-Fans über viele Querverweise, Andeutungen und Gastauftritte aus anderen Star Trek-Shows (Robert Picardo, Ethan Phillips, Dwight Schultz), die aber nie von oben herab bzw. erzwungen wirken. Diese geschehen so unscheinbar und nebenbei, dass sie sich wunderbar in die Handlung einfügen!
Die beiden Hauptdarsteller der Nebenrolle, Alfre Woodard und James Cromwell (für das Star Trek-Lore wohl die tragendste Rolle), spielen ihren Part absolut überzeugend und mit der nötigen Liebe fürs Detail. Ich liebe es, wenn Schauspieler in ihrer Rolle aufgehen und der Zuschauer ihnen ihre Figuren zu 100% abkauft und man nicht denkt "Ah, der Schauspieler wieder, und er spielt dieses Mal die Rolle XY". Dies waren genau die richtigen Darsteller an genau dem richtigen Ort!
Einen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen... "In your face, JJA!" So wird Star Trek gemacht! Hier saßen genau die richtigen Leute, zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Stellen, um ein kleines Juwel in der Trek-Historie zu kreieren, den man sich immer wieder angucken kann und doch nicht langweilig wird! Schnelle Action wechseln sich in bester Trek-Manier mit den ruhigen, nachdenklichen Momenten ab und ergeben so ein abgerundetes Bild, was auch in der Geschichte von Kirk, Spock, Picard und Co. nicht immer der Fall ist!
Bitte in Zukunft weiter so!