Bewertung: 2 / 5
So, jetzt mal eine Fingerübung, womit ich mich bei einigen Trekkies unbeliebt machen werde. Ich werde haarklein erklären, warum ich First Contact für die Beulenpest im Borg-Narrativ der Next Generation Zeitlinie halte!
Als die Borg eingeführt wurden, galt es der Enterprise einen Widersacher gegenüberzustellen, mit dem man nicht einfach diskutieren oder reden konnte, es galt auch einen Gegner zu kreieren, der nicht aus emotionalen Gründen agierte, sondern einfach nur auf Effizienz getrimmt war, und im Prinzip alles was ihr im Weg assimilierte, so also das Beste der assimlierten Spezies übernahm und das Schlechte einfach links liegen liess. Egal wie man diesem Gegner beikam, dieser gegner würde immer wieder kehren, und jedes Mal stärker und intelligenter als zuvor.
Trailer zu Star Trek 8 - Der erste Kontakt
Das war völlig neuartig im Star Trek Universum und war zumindest in den ersten Aufeinandertreffen der Enterprise mit der Spezies immer auch ein nackter Überlebenskampf. Dies war ein länger wabernder Nebenplot, der dann plötzlich mit der ersten Doppelfolge der ST-NG Geschichte einen absoluten Höhepunkt geschenkt bekam. Hier wurde Picard assimliert und mit seinem Wissen, die Sternenflotte an den Rand einer kompletten Niederlage getrieben. Erst in allerletzter Sekunde konnte die Gefahr gebannt werden. (Best of Both Worlds Part 1 und 2)
Darauf baute die Serie nun kontinuierlich auf, Picard hatte extrem unter seiner Rolle bei dieser Konfrontation zu knabbern und es gab mehrere ruhige Folgen, die dem traumatisierten Kapitän die Möglichkeit gaben, das zu verarbeiten und darüber halbwegs hinweg zu kommen. Picard gelang es sogar in diesem Prozess, seinen unbändigen Hass auf diese Spezies und damit sich selbst, weil er sich nicht als stark genug ansah, sich gegen die Borg zu wehren, abzubauen und sogar eine Brücke zu einer neuen Unterspezies, die sie selbst eher aus Versehen mit geschaffen hatten (Hugh), der Borg zu bauen.
So kam es, dass die Borg immer noch im Hintergrund als Gefahr lauerten, aber die Sterneflotte schein vorbereiteter zu sein. Und Picard mit sich selbst wieder halbwegs im Reinen.
Enter First Contact:
Plötzlich ist von dieser inneren Ruhe nichts mehr zu sehen, die Borg sind allesamt Blockbusterkinotauglich häßliche Fratzen (nicht mehr die emotionslosen grauen Mäuse, was einem eigentlich stärkeres psychologisches Unbehagen bereitet) und die subtile Gefahr wird oberflächlichlem Sci-Fi-Action geopfert. Zu allem Überfluss wird nun auch noch diesem bisherigen Kollektiv ohne tatsächlichem Anführer eine sleazy Königin vorgesetzt - garniert mit einem wunderschön Serienverachtenden retcon der Ereignisse der genialen und überragenden Doppelfolge - was das prinzip der Borg, wie sie bisher konzipiert waren, komplett zuwider läuft. A Propos zuwider: Ihr ahnt nicht, wie ZUWIDER mir der Film ist.
Handwerklich sicherlich einer der besseren Filme der Reihe, auch der Zeitreiseaspekt ist ganz schön, aber das Treten aller Elemente der Serie ist einfach unübersehbar und unüberwindbar für mich. Wenn dann auch noch die quasi komplette Serie Voyager auf diesem Narrativ hier aufbaut, ist es mir nicht nur im Nachhinein klar wie Scheisse, warum das Franchise mit First Contact für mich eigentlich gestorben ist.
Das ist für mich der Rian Johnson unter den ST Filmen!
Wegen einiger cinematografischer Qualitäten bekommt er noch eine halbwegs annehmbare Bewertung, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass dieser Film Verrat an höchster Instanz ist.
Und tschüss