Bewertung: 3.5 / 5
Nun denn, es ist soweit. Endlich ist sie da, die Fortsetzung einer der kultigsten Trilogien der Filmgeschichte. Ist der neue Star wars Film gelungen oder enttäuschend, ist er Wiedergeburt oder Wiederaufbereitung? (M)Eine mögliche Auffassung dazu lautet wie folgt:
Trailer zu Star Wars - Das Erwachen der Macht
1. The good
The visuals:
Der Film ist visuell makellos. Die Special effects sind grandios, das Design der diveren Aliens und Droiden ist gleichermaßen authentisch und frisch. Die Kameraführung ist meisterhaft, der Einsatz von Licht, Schatten und Farbe ist über jeden Zweifen erhaben.
The Setting:
Jakku ist ein zwar im Kern an Tatooine erinnernder, aber dennoch durchaus eigenständiger und interessanter Planet, der durch die Allgegenwart diverser Wrackteile aus dem letzten, großen Krieg zwischen Imperium und Rebellenallianz seinen sehr speziellen Charakter erhält. Insgesamt können die gezeigten interstellaren Welten wie auch die diversen großen und kleinen, altbekannten und neu designten Schiffe überzeugen.
The cast:
Die Schauspieler machen ihren Job absolut anständig - Punkt. Die Mischung aus alten Recken und neuen Gesichtern funktioniert für mich überraschend gut. Die Hauptdarsteller sind interessant, nett anzusehen und bieten jede Menge Potenzial für weitere Entwicklungen. Insgesamt empfand ich die Darstellerriege als überzeugend und als sehr gut besetzt.
2. The bad
The antagonists:
Die Schurken sind langweilig. Ich kann es leider nicht freundlicher formulieren. Der zur Schau gestellte böse Bube, sein Name ist Kylo Ren, ist leider eine recht einfallslose Darth Vader Kopie ohne viel Tiefe. Warum er eine Maske trägt? Ich habe wirklich keine Ahnung, Nostalgie vielleicht. Über den großen Drahtzieher im Hintergrund später mehr.
The plot:
Ohne hier spoilern zu wollen, und ich gebe mir wirklich Mühe was das angeht, aber die Story ist eigentlich nur eine aufgehübschte Variante des ersten Star wars Films von 1976/77. Um hier näher zu erläutern, warum und inwiefern das so ist, müsste ich diverse Spoiler formulieren, ich bitte den geneigten Leser darum, mir diesbezüglich einfach Glauben zu schenken.
The innovation:
Kurz gesagt, es findet keine Innovation statt. Es gibt nichts Neues, nichts, was die bisherige Genre-Geschichte neu definiert wie bei der Ur-Trilogie damals, nichts, was die Bezeichnung "Meilenstein" rechtfertigen würde. Das Erwachen der Macht ist ein gut gemachter, visuell beeindruckender Sci-Fi Movie, dem leider die Schuhe seiner Vorgänger ein oder zwei Nummern zu groß sind.
3. The ugly (Achtung, dezente Spoiler!)
Eine besondere Unverdaulichkeit ist für mich der dunkle Oberguru im Schatten, der Palpatine-Ersatzhappen, der mysteriöse Meister des Modrigen, das ultraböse Urviech. Einst hatten wir den gefallenen Kaiser, einen machthungrigen Politiker, der der Dunkelheit seine Seele (wie auch seine dermatologischen Vorzüge) mit großem Tamtam zum Opfer brachte für... ja, für was? Für das, wofür Narren und Despoten in Film, Roman und Lyrik stets ihre Menschlichkeit zu opfern pflegten: Für noch mehr Macht.
Es ist schlicht ein Trauerspiel, womit uns Abrams & Co. in der Fortsetzung abspeisen, ein seelenloses CGI-Konstrukt, wie es auch in jedem x-beliebigen Streifen hätte als Nebencharakter auftreten können. Es scheint ein neuer Trend zu sein, große Antagonisten statt durch begabte, mephistophelisch dreinblickende Mimen einfach durch ein per Computer generiertes Etwas verkörpern zu lassen. Der kommende Superman/Batman Film wird genau diesem Trend folgen, und ich befürchte Schlimmes, was die Zukunft mancher Genres angeht.
Snoke, so heißt das Algorithmen-Alien, hat leider keinerlei Charakter. Es wirkt weder bedrohlich noch gequält, weder imposant noch schauerlich - es wirkt überhaupt nicht. Genau wie einst den alten Palpatine bekommen wir auch Snoke erstmal nur als überlebensgroße Holoprojektion zu sehen, was sich sicherlich im nächsten Teil ändern wird. Waum sollte man auch aufhören, die originale Trilogie Schritt für Schritt abzukupfern, zumal es ja, wenn man sich den Tenor der Reviews so ansieht, auch noch zu funktioniern scheint?
4. Fazit:
Das Erwachen der Macht ist kein schlechter FIlm, im Gegenteil, ich fühlte mich wirklich gut unterhalten. Aber ich betrat das Lichtspielhaus auch ohne jede Erwartungshaltung, zumindest, soweit das für einen Star Wars Liebhaber alter Schule möglich ist. Teil VII ist ein guter Actionfilm geworden, der nostalgischen Fanservice und bestaunenswerte Technik ebenso zu bieten hat wie vielversprechende neue Helden und vor allem Möglichkeiten. Möglichkeiten, in den folgenden Teilen dringend benötigte Erklärungen und Hintergründe zu liefern, Möglichkeiten, endlich eine halbwegs originelle Geschichte zu erzählen und vor allem Möglichkeiten, doch noch etwas Großes zu erschaffen, das um seiner Selbst willen groß ist.
ABER: Der neue Star Wars Film hat für mich keine eigene Identität. Er bietet Veteranen zu wenig Altes, um bei der Stange zu bleiben, und der jungen Generation zu wenig Neues, um eine eigene Legende zu erschaffen. Ich lehne mich mal dezent aus dem Fenster und wage die Behauptung, dass sich Abrams bei den kommenden Fortsetzungen gerade diesbezüglich entscheiden muss und hoffe zutiefst, dass man rettet, was zu retten ist, und eine eigene, innovative Geschichte erzählt. Das ist bislang leider nicht gelungen. In diesem Sinne lautet mein Appell an jene, die da filmisch werken und wirken:
Entlasst BITTE immer noch größere Todessterne, stets dem Bösen verfallende Familienmitglieder und die viel zu vorhersehbare Dramaturgie endlich in die wohlverdiente Rente und schafft etwas Neues. Etwas Besonderes. Einen Krieg der Sterne für das neue Jahrtausend, etwas, das mehr ist, als Alter Wein in (zugegebenermaßen sehr schicken) neuen Schläuchen. Wenn der nächste Film wieder ein erweitertes Remake des Vorgängers, in dem Falle dann des Imperialen Rückschlags, wird, bin ich für meinen Teil aus dem Spiel.
Gesamt-Urteil:
3,5 von 5
Danke für die Aufmerksamkeit.
Nunesco
P.S.: Diese Rezension stellt meine Meinung dar. MEINE! Sie können durchaus und gerne anderer Meinung sein, und diese auch in den Kommentaren kundtun. Aber bitte verschonen Sie mich mit plumpen Anfeindungen und Fan-Gebrabbel. Verbindlichen Dank.