
Bewertung: 4 / 5
Vorneweg: Ich bin großer Fan von Man of Steel. Hätte mir eine Fortführung des Snyderverse gewünscht. Entsprechend gespannt war ich auf James Gunns Version des Stählernen. Und was soll ich sagen: Superman hat mir richtig gut gefallen. Wie gut genau, das muss ein zweiter Kinobesuch klären.
Der Film ist speziell. Anders. Und aus meiner Sicht erfreulicherweise nicht so zynisch und brutal, wie man es sonst von Gunn kennt. Stattdessen ist Superman ein positiver, vergleichsweise zahmer und – ja – erstaunlich heller Film. Metropolis eben. Es fühlt sich sehr comichaft an, auf eine klassische, fast kindliche Weise. Als Kind hätte ich diesen Film geliebt – und vielleicht ist das auch seine eigentliche Zielgruppe: Jüngere Menschen, oder zumindest solche mit einem Herz für klassische Helden.
Trailer zu Superman
Natürlich hat das auch seinen Preis: Die Bedrohungen wirken harmloser, das berühmte „Rettung in letzter Sekunde“-Narrativ wird erneut bemüht, und echte Dringlichkeit stellt sich selten ein. Aber das scheint bewusst so gesetzt – es geht hier nicht um die Dekonstruktion des Helden, sondern um das Wiederaufleben eines Ideals.
David Corenswet ist ein großartiger Superman. Noch nicht perfekt, aber das muss er auch nicht sein. Er bringt Wärme, Charme und eine spürbare Menschlichkeit mit – vor allem, weil seine Eltern einfach... ganz normale Menschen sind. Kein Kevin Costner, der ihm rät, Kinder lieber sterben zu lassen. Clark hat hier das Herz am rechten Fleck, und das macht ihn vielleicht gerade deshalb so stark.
Die Nebenfiguren bekommen kaum Hintergrund – was ich persönlich aber eher spannend als störend finde. Mr. Terrific als neurodivers codierte Figur ist interessant, Lois Lane überzeugt sowieso, Hawkgirl hat leider zu wenig zu tun, und Green Lantern ist deutlich cooler als sein Haarschnitt vermuten ließ. Und Krypto - ich liebe ihn!
Ist Superman ein perfekter Film? Nein. Er erfindet das Genre nicht neu, liefert keine ikonischen Momente wie Snyder es tat, die man sich 20-mal anschauen möchte. Aber: Es ist ein durchweg sympathischer, positiver Superman-Film. Und das ist heute fast schon radikal. Keine 10/10 – aber was genau, das muss ich mir erst noch überlegen.
Der Cast ist stark, die kleinen Ideen sind clever (z. B. ein Superheldenkampf im Hintergrund während eines Gesprächs zwischen Clark und Lois), das Erzähltempo stimmt, und das ein oder andere Cameo macht einfach Freude. Besonders schön: Fast alle Trailer-Szenen sind bereits in den ersten 30–45 Minuten abgehandelt – danach wird es für Trailerkenner überraschend neu. Ein seltener und sehr willkommener Effekt.
Mein Fazit: 8 von 10, mit klarer Tendenz nach oben. Kein Meilenstein, aber ein ehrlicher, warmherziger Superman-Film – und genau das hat es gebraucht.
