Bewertung: 3 / 5
Macke 1: Ein Reboot ohne Grundlage! Der Sinn eines Reboots ist es, eine bekannte Story neu aufzulegen. Dies setzt voraus, dass die Figuren entsprechend neu eingeführt werden, mit alten, aber wenn möglich auch mit neuen Ansätzen. Doch statt den Anfang von Teenage Mutant Ninja Turtles dafür zu nutzen, konzentrieren sich die ersten 20-30 Minuten fast nur auf Aprils Charakter. Trotz kurzem Intro zu den Turtles vor dem eigentlichen Start bekommt der Zuschauer nur ungenügend Informationen über die eigentlichen vier Stars des Films. Woher bezieht jeder Turtle seine spezifischen Eigenschaften und vor allem wieso wurden eigentlich vier Schildkröten und eine Ratte für gewisse Experimente herangezogen? Hierbei fällt besonders auf, dass das Drehbuch geändert wurde, nachdem sich Fans mit der ursprünglichen Idee von Alien-Turtles überhaupt nicht anfreunden konnten. Das Ergebnis ist unbefriedigend, nicht zuletzt wenn sich eine Ratte innerhalb kürzester Zeit per Zufall selbst die Kunst des Ninjutsu beibringt! Woher hat er zudem eigentlich die Spezialwaffen für seine Jungs? Hier hatten die alten Filme weitaus mehr Logik zu bieten.
Macke 2: Es mangelt an einem charismatischen Gegenspieler. Shredder ist und bleibt die Nummer 1, wenn es um Feinde der Turtles geht. Es ist lobenswert, dass die Macher ihn auch in den Film einbauen. Was aber rechtfertigt die Entscheidung, ihn dermaßen eindimensional darzustellen? Obwohl, selbst eindimensional trifft es in diesem Fall nicht annähernd. Shredders Motivation ist nicht existent, ebenso wenig die von Eric Sacks (Fichtner), Erklärungen im Film unbefriedigend und ungenügend. Sind denn alle fähigen Drehbuchautoren zum Fernsehen abgewandert?! Schade um die vergebenen Chancen.
Trailer zu Teenage Mutant Ninja Turtles
Macke 3: Die Story. Während die Idee, April mit den Turtles enger zu verknüpfen, recht nett ist, bietet die Story alles in allem viel zu wenig. Statt beispielsweise das Konzept eines Batman Begins zu fahren, was Fundament, Aufbau, Substanz angeht - was sich hier durchaus angeboten hätte - wird alles simplifiziert. Trotz der absehbaren Ambition, ein neues Franchise zu gründen, wird wenig unternommen, in diese Richtung mit mehr Komplexität hinzuarbeiten. Denn das Turtles-Universum bietet so viel mehr! Bei 100 Minuten Laufzeit ist es sicherlich auch schwer, mehr unterzubringen, selbst wenn es nie langweilig wird. Warum dann aber noch dreist aus anderen Filmen geklaut wird, ist ein Rätsel: Das Finale ist fast eine Kopie von The Amazing Spider-Man bei Tageslicht!
Macke 4: Es lebe das Product Placement. Wer sich in Filmen von Michael Bay gern über das aggressive Product Placement aufregt, darf dies hier erneut tun. Mal mehr mal weniger sinnvoll werden die Teenage Mutant Ninja Turtles dafür genutzt, dem Zuschauer Produkte im Film unterzuschieben. Unser Skype auf dem Handy sieht auf jeden Fall anders aus und funktioniert auch bei weitem nicht so gut wie dargestellt, und irgendwann weiß man auch, dass die Turtles nur bei Pizza Hut bestellen.
Natürlich müssen wir diese Punkte anmerken, denn es war mehr drin. Doch lässt man sich auf diesen simpel gestrickten Actionfilm ein, dann macht Teenage Mutant Ninja Turtles durchaus Spaß. Die Witze unterhalten, das Zusammenspiel der digitalen Turtles mit den echten Schauspielern stimmt und vor allem das renovierte Design der Turtles ist sympathisch. Erkauft wird diese Unterhaltung mit einer Reißbrettstory voller Ungereimtheiten, die viele tolle Ansätze zunichtemacht. Es zeigt sich einmal mehr, dass Filme von Jonathan Liebesman nicht wirklich überzeugen. Unter anderer Regie hätte Teenage Mutant Ninja Turtles ein deutlich besserer Film werden können, auch wenn es innerhalb Liebesmans Filmographie sein bisher stimmigster Film ist.