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The Accountant

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Präzise Genialität - The Accountant

The Accountant Kritik

The Accountant Kritik
6 Kommentare - 27.10.2016 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "The Accountant" ist.
The Accountant

Bewertung: 5 / 5

Nachdem es in der Sneak-Preview nichts ausgesprochen Besonderes gab (The Surprise, eine schwarze Komödie aus den Niederlanden) über das es sich zu schreiben gelohnt hätte, entschied ich gestern spontan The Accountant nun endlich mal zu schauen. Die Trailer sahen allesamt sehr vielversprechend aus, Affleck mag ich ohnehin schon ziemlich lange und nachdem es dann auch leider keine OV-Vorstellung des Films in unserem UCI gab, wurde es Zeit zumindest in der Synchro reinzuschauen. Dieses Review wird spoilerfrei ausfallen sieht man von kleineren Infos aus den Trailern ab, denn der Plot des Films wirkt meiner Meinung nach am besten, wenn man ihn für sich selbst erfährt.

Trailer zu The Accountant

Inhalt:
Christian Wolff ist Steuerberater mit einer Form von hochbegabungsgekoppeltem Autismus. Er ist unglaublich gut mit Zahlen und findet die kleinsten Ungereimtheiten in Finanzbildern innerhalb von wenigen Stunden. Mit dieser Begabung arbeitet er nicht nur in seiner Firma, er macht auch die Bücher für gefährlichere Klienten. Während er ein Finanzleck in einer großen Firma offenlegt, beginnen um ihn herum Menschen zu sterben und er wird selbst zur Zielscheibe. Zu alledem sind auch noch zwei FBI-Agenten dem Geheimnis um diesen Mann auf der Spur. Doch Christian hat noch andere Talente als bloß Zahlen...

Kritik:
Ohne allzu viel zuspoilern kann man The Accountant als Thriller-Drama bezeichnen, eine Art Good Will Hunting meets John Wick, auch wenn beides dem Film nicht gerecht werden würde. The Accountant ist eine ganz eigene Geschichte, die sich um einen Mann dreht, der entsprechend seiner Fähigkeiten und Beschränkungen seinen eigenen Platz in der Welt gefunden hat.

Ben Affleck spielt mit Christian Wolff eine seiner stärksten Rollen bisher und geht in der Rolle voll auf. Die Grenze zwischen der krankheitsbedingten Unfähigkeit wirkliche Empathie zu zeigen und der fast schon kindlichen Begeisterung für Zahlen und das Lösen mathemathischer Probleme ist bei seiner Figur immer wieder im Film sehr schmal und Affleck gelingt es die Nuancen in seiner sehr reduzierten Darstellung gekonnt zu verarbeiten. Überhaupt trägt Affleck den Film überwiegend auf seinen eigenen Schultern, obwohl er durch die gesamte Laufzeit von einem Haufen großartiger Nebendarsteller gestützt wird. Anna Kendrick, J.K. Simmons, Jon Bernthal und Cynthia Addai-Robinson in den tragenden Nebenrollen spielen ausgesprochen gut auf und auch die kleineren Parts von Jean Smart, Jeffrey Tambor oder John Lithgow fügen sich nahtlos in den Film ein. Darstellerisch gibt es hier keinerlei Ausfälle zu vermelden und selbst die sonst gern mal als "naives Dummchen" gecastete Kendrick macht sich an der Seite von Affleck sehr gut.

Doch die beste Darstellerriege wäre nichts ohne ein gutes Drehbuch. Und The Accountant hat eben ein solches aufzuweisen. Bill Dubuque, ein relativer Schreiber-Neuling, hat mit seinem Skript einen genial verschachtelten Thriller mit starken Dramaelementen abgeliefert, der durch seine immer wieder aus der eigenen Chronologie ausbrechende Erzählstruktur zu überraschen weiß. Während die Geschichte um Christian Wolff sich in der Gegenwart Stück für Stück entfaltet und wir die Figur kennenlernen, zeigt sie trotzdem immer wieder Versatzstücke aus seiner Vergangenheit, die dazu beitragen Wolff besser zu begreifen. Dieses Kennenlernen geschieht inklusive der Probleme und der Methoden damit umzugehen: Wolff konditioniert sich beispielsweise mit lauter Musik und Stroboskoplicht, um audiovisuellen Stress besser ertragen zu können. Diese kurzen Sequenzen geben der Figur Tiefe und stützen die Illusion einer echten Person in einer glaubhaften Welt.

Dem Verhältnis zur Krankheit, seiner Familie, Problemen und Lösungen wird innerhalb der Erzählstruktur überhaupt ein großer Stellenwert zugeordnet, wodurch man als Zuschauer schnell Empathie für Afflecks Figur entwickelt und zugleich eine faszinierende fiktive Lebensgeschichte präsentiert bekommt. Regisseur Gavin O´Connor, vielen sicherlich für seine Regiearbeit an Warrior von 2011 bekannt, gelingt es die einzelnen Ebenen der Geschichte visuell gekonnt zu verknüpfen, dabei jedoch nie ein Gefühl von Reizüberflutung oder fehlender Konsistenz aufkommen zu lassen. Die Geschichte wird dabei zu keinem Zeitpunkt langweilig, entfaltet sich langsam aber stetig und legt mehr und mehr Schichten seiner Figuren frei, während sie auf eine clevere Auflösung hinarbeitet. Wie seine Hauptfigur verweigert der Film lange einen Blick auf das innere Seelenleben und muss erst nach und nach erfahren werden, um zum Kern der Geschichte vorzudringen.

Und da diese Sequenzen auch Teil der Erzählung sind, soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Action sehr gut gefilmt und gekonnt umgesetzt ist. Man fühlt sich stellenweise an die Härte und Konsequenz eines Taken oder John Wick erinnert, hat in den stellenweise hektischen Sequenzen auch ein leichtes Gefühl von Jason Bourne, aber alles bleibt übersichtlich und man kann immer dem Geschehen folgen.

Musikalisch gibt sich der Film eher reduziert und der Score von Veteran Mark Isham stützt in erster Linie die Bilder herausragend. Trotzdem setzt er neben den verstärkten elektronischen Elementen immer wieder mit Streichern Akzente und bleibt im Kopf. Die kalkuliere und undurchsichtige Fassade Wolffs findet ihren Spiegel in der musikalischen Untermalung. Der Score macht den Film letztlich zu dem Ereignis, das er ist und mit den gezielt eingestreuten Musikstücken aus Klassik, Pop und Rock fügt er zur Gefühls- und Erfahrungswelt der großartigen Hauptfigur sehr viel hinzu und bringt den Film auf eine meisterhafte Ebene.

Fazit:
The Accountant ist eine großartige Gemeinschaftsleistung, bei der sehr viele Faktoren zusammenspielen, um ein tolles Kinoerlebnis zu erschaffen. Die Cleverness des Skripts kann man dem Film in einer Zeit der mangelnden Originalität, Buchadaptionen und formularisierten Fortsetzungen dabei nicht hoch genug anrechnen. Es gelingt eine originelle Story zu erzählen, sie visuell mit herausragender Regie gut zu verpacken und mit einer Riege an höchst begabten Darstellern mit Leben zu füllen. Ben Affleck beweist einmal mehr, dass er ein toller Darsteller ist, der vor allem emotional reservierte Figuren mit einer Vielzahl an kleinen Nuancen zum Leben erwecken kann. Ishams Score gibt seiner Darstellung umso mehr Tiefe und so wird eine der interessantesten und spanndendsten filmischen Erfahrungen des Jahres perfekt.

10/10 Punkte bzw. 5/5 Hüte gibt es für The Accountant

und die dringende Empfehlung an jeden Thrillerfan, sich dieses große Highlight nicht entgehen und ihm die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die ihm zusteht.

The Accountant Bewertung
Bewertung des Films
1010

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6 Kommentare
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hase : : Moviejones-Fan
27.07.2018 13:37 Uhr
0
Dabei seit: 11.05.18 | Posts: 7 | Reviews: 1 | Hüte: 0

Ein sehr spannender Thriller und Ben Affleck passt perfekt für die Rolle. Ich habe den Film öfter im Kino und auf DVD gesehen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung smile.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
28.10.2016 18:48 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ sid:

Viel Freude im Kino. Und ja, im Bezug auf den tollen Affleck ist man sich einig. Zu deinem Fragenkatalog, eli4s, muss ich mich gleich mal hinsetzen und ein paar Antworten texten wink

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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eli4s : : Moviejones-Fan
28.10.2016 16:24 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@sid

Freue mich über deine und weitere Meinungen zum Film! Was Affleck betrifft sind ich und ZSSnake uns ja immerhin einig^^... Viel Spaß heute Abend!

MJ-Pat
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sid : : Fischschubser
28.10.2016 15:12 Uhr
0
Dabei seit: 01.10.12 | Posts: 2.121 | Reviews: 17 | Hüte: 59

Die eli4s-Kritik lese ich dann besser erst später wink.

Dein Fazit, die 10/10 Punkte und die Empfehlung speziell für Thrillerfans sind überzeugend genug für mich. Und heute Abend um ca. 22 Uhr kann ich dann endlich mitreden smile.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
28.10.2016 12:16 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ MarieTrin:

Danke fürs Lesen und Kommentieren. Ja, ich hab die von eli4s grade auch gelesen und war etwas entgeistert über die extrem andere Wahrnehmung der Struktur im Film. Ich fand es eben toll wie man die unterschiedlichen Aspekte der zentralen Figur eingefangen hat und dabei visuell ansprechend die verschiedenen Erzählebenen verknüpfte.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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MarieTrin : : Mrs. Justice
28.10.2016 11:29 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

Wie immer angenehm zu lesen und wenn ich nicht sowieso an dem Film interessiert wäre, würde mich die Kritik auf den Film neugierig machen.
Aber sehr interessant, wie unterschiedlich der Film wahgenommen wird. Ich habe die Kritik von @eli4s gerade nur minimal überflogen, weil ich nicht gespoilert werden wollte, aber ihm gefällt die Erzählstruktur nicht im Geringsten, bzw. für ihn ist eigentlich keine Struktur in der Geschichte. Wenn ich mir den Film spätestens auf DVD ansehe, kann ich mir dann selbst eine Meinung bilden.

Für die 98. oder 99. Kritik auf jeden Fall aber gut gelungen wink

Que la loi soit avec toi!

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