Bewertung: 3 / 5
The Forever Purge ist eine konsequente Weiterentwicklung der Lieblingsidee aller amerikanischen Bekloppten, Nachbarn und Fremden einmal im Jahr das Hirn wegzuschießen. So mainstreammäßig die Filme auch angelegt sind, birgt trotzdem jede Iteration eine saftige Gesellschaftskritik, die so weithergeholt gar nicht scheint. Jetzt geht es um ganz oder gar nicht, und das macht Regisseur Everardo Gout ganz passabel.
The Forever Purge Kritik
Ein neues Jahr bricht und eine neue Purge steht bevor. Die Sirenen am Morgen verkünden das Ende des Massakers unter der amerikanischen Bevölkerung, doch einige Radikale wollen sich den Regeln der Purge-Nacht nicht mehr unterwerfen und planen einen nicht enden wollenden Kreuzzug gegen jedes unreine Blut und Nichtamerikaner. Ein neue, schockierende Stufe ist somit erreicht und mittendrin die Mexikanerin Adela (Ana de la Reguera) und Dylan Tucker (Josh Lucas), ein waschechter Texaner, der sich plötzlich auf der falschen Seite wiederfindet...
Trailer zu The Forever Purge
Mit The Purge - Die Säuberung ging 2013 alles los, damals mussten noch Ethan Hawke und Lena Headey um ihr Wohl fürchten. Schon ein Jahr später folgte The Purge - Anarchy, 2016 The Purge - Election Year und 2018 war mit dem Rückblick auf The First Purge erstmal Schluss. Nun folgt der logische nächste Schritt mit The Forever Purge, denn dass unter Radikalen stets noch extremere Figuren existieren, die alles fanatisch auf die Spitze treiben wollen, ist keine wirkliche Überraschung.
Die Grundidee der Reihe, eine jährliche zeitlich beschränkte Säuberung durchzuführen und Mord und Folter zu legalisieren, um die Kriminalitätsrate und Arbeitslosenzahl niedrig zu halten, bietet Potential für viele Ideen, wie man sieht. Unbestritten könnte diese brutale Zukunftsvision sehr viel tiefgründiger umgesetzt werden, aber jeder Teil bietet dennoch einiges, um verstörend genug zu sein. Für uns ist die Purge-Reihe definitiv intelligent gemacht und erschreckt mir ihrem harten Realismus.
Amerika unter der Gewalt von Rednecks, auf den Spuren radikaler Gründerideologien und sich ihres Herrenstatus bewusst, bloß eine Illusion? Mitnichten, da muss man nur an den 6. Januar dieses Jahres und den Sturm aufs Kapitol denken. Dabei muss man nicht mal zwingend auf die USA schielen, ganz zivilistisch gehen lokale Demos auch nicht ab (hier und hier). Schlussendlich ist alles möglich, denn gesellschaftliche Limits können nach und nach ausgehöhlt werden, Beispiele gibt es genug.
Doch bleiben wir mal bei der Fiktion und da reißt The Forever Purge keine Bäume aus, aber Emotionen schürt der Film gekonnt. Angst, Erregung, Erschrecken, Schock, Trauer, die ganze Palette traumatischer und aufwühlender Gefühle in einer Extremsituation machen auch vor dem Zuschauer nicht halt. Die sadistische Begeisterung fürs Morden und Quälen, alles unter dem Vorwand der notwendigen Säuberung - das gab es schon zu Zeiten der Inquisition und liegt erschreckenderweise wohl in unserer Natur.
Das müssen auch die Protagonisten spüren, die in Texas um ihr Leben fürchten und versuchen, hinter der Grenze Schutz zu finden. Die ganze Situation entbehrt zum Finale hin nicht einer gewissen Komik und erinnert an eine Szene aus The Day After Tomorrow, als über Millionen US-Amerikaner berichtet wird, die sich in südliche, wärmere Gefilde aufmachen und dort Asyl beantragen.
Wie bereits mehrfach in unseren Purge-Kritiken erwähnt, könnte jeder Teil, nicht ganz unähnlich der Saw-Reihe, mehr aus dem Thema herausholen. Aber so wirkt jede Fortsetzung wie ein Puzzleteil, die ein anderes Stück zu einem größeren Ganzen beiträgt. Wollen wir hoffen, dass die fiktionale Story in 100, 200 Jahren nicht Gegenstand diverser Forschungsarbeiten ist, die betonen, dass eine kleine Filmreihe Anfang des 21. Jahrhunderts überraschend recht behielt...
Für Fans der Reihe ist The Forever Purge auf jeden Fall ein Muss und unterhält nicht schlechter als die Vorgänger. Brutal, blutig und anarchistisch - viel Spaß bei der nächsten Purge!
Wiederschauwert: 50%