Bewertung: 0.5 / 5
THE HAPPENING - ein US-amerikanischer Katastrophenfilm und Thriller des Regisseurs M. Night Shyamalan indischer Herkunft, den ich gerade im TV gesehen habe und der mich wahrlich geschockt hat - nicht, wegen gutem Grusel oder toller Schockmomente, sondern ob dieses mieserablen Drehbuchs, grausiger Schauspielleistung und absolut langweiliger Sequenzen - und das von einem Regisseur, von dem ich nach spannenden Werken wie Unbreakable - Unzerbrechlich und The Village - Das Dorf wirklich mehr erwartet hätte.
Aber erst einmal zur Geschichte:
Trailer zu The Happening
Der Plot ist einfach - aus unerfindlichen Gründen springen plötzlich hunderte Menschen von Hausdächern oder bringen sich auf andere Weise um. Zunächst wird spekuliert, dass ein terroristischer Anschlag mit Nervengas der Auslöser dafür sein könnte, dass sich die Menschen durch die veränderten Nervenreaktionen von jetzt auf gleich in den Tod stürzen. Da sich diese Vorfälle zunächst nur in Großstädten an der Ostküste der USA abspielen, wird evakuiert bzw. dazu geraten, sich aus der Region zu entfernen und sich von Menschenmengen fernzuhalten.
Diesem Rat folgt auch das Ehepaar Alma und Elliot Moore (Zooey Deschanel, Mark Wahlberg), die auch die Tochter Jess (Ashlyn Sanchez) eines Kollegen von Moore dabei haben, der zunächst noch nach seiner Frau suchen will. Zusammen mit einem Gärtnerpaar flüchten sie aufs Land und begegnen dabei weiteren Flüchtigen - die sich bald auch in Selbstmörder verwandeln. Moore vermutet, dass das Gas nicht chemisch von einer Terrorgruppe oder gar der Regierung als Experiment, sondern - wer weiß, eine Rache der Natur? - von Pflanzen freigesetzt wird, die es selbst wiederum auf alles andere Pflanzliche übertragen und so überall hin verteilen... das Rennen ums Überleben beginnt...
Kritik:
Darstellung, Inszenierung, Story:
Erste Reaktion: erst einmal großes Entsetzen, das sich nach einem eigentlich guten und unheimlichen Start des Films von Minute zu Minute steigerte und sich in ungläubiges Kopfschütteln und dann sich maßlos Aufregen über die wirklich grottige Schauspielleistung von Wahlberg und Deschanel verwandelte - an der Regisseur und zugleich Drehbuchautor Shyamalan sicher nicht unschuldig war. Auch wenn Wahlberg schon öfter durch wenig Ausdruck negativ auffiel - hier erreicht er ein Höchstmaß an fast botox-artiger Mimik-Starre oder - verfallend ins andere Extrem - Gesichtskirmes und falschem Gewimmer, das mir die Haare zu Berge stehen ließ.
Ich kann mich im Bezug auf Deschanel nur Petra82s Kritik anschließen - außer dumm gucken und sich ein paar Tränen rausquetschen bekommt man von ihr nichts geboten. Eine Einstellung, wo sie gerade auch mal wieder verheult ist (wie fast ständig, wenn sie nicht einfach dumm aus der Wäsche guckt), sieht sowas von gestellt aus (verlaufener Kajal, tränenfeuchte Augen - aber nicht eine Regung im Gesicht, frontal halbtotal aufgenommen dumm in der Gegend stehend), dass man das Gefühl hat, den Film hat ein absolutes Greenhorn gemacht.
Bei den Dialogen rollten sich mir die Fußnägel auf, sinnlos bis albern bis - einfach wieder ein Greenhorn-Gefühl im Bezug auf das Drehbuch. Die deutsche Synchro tut ihr Übriges - ich hoffe sehr, dass das im Original alles etwas emotionaler klingt (zum Teil klang es echt wie vom Blatt gelesen). Aber leider sind die Dialoge auch rein inhaltlich sowas von profan und, ich wiederhole mich, zum Teil sinnlos, sinnlos, einfallslos, dass es mich wirklich schauderte.
Genialer Höhepunkt der Albernheit ist die Szene, wo die zwei meinen, dem Tode nicht mehr entrinnen zu können und - nun wird die Albernheit noch gesteigert durch eine noch alberne, absolut unnötige Kamerafahrt um die zwei herum, die gefühlte hundert Jahre dauert - er ihr als "was ich dir noch sagen wollte bevor wir sterben" einen von einer hübschen Apothekerin erzählt, bei der er Hustensaft gekauft hat - sie fragt, ob das ein Witz sei, er nickt laaaangsam und bedeutungsschwanger schauend, sie haucht mal wieder mit Tränen in den Augen ein beglücktes "danke" dahin, als hätte er ihr mit diesem "Gag" gerade das Leben gerettet (ich fände das mal so gaaaaaar nicht witzig oder sonst wie stimmungshebend in so einer Situation!!) oder den Orgasmus ihres Lebens bereitet - ich kann mein Grauen kaum in Worte fassen...!
Als Paar waren die zwei einfach absolut schwach, ich konnte ihnen nicht eine emotionale Szene tatsächlich abkaufen - einzeln aber leider auch.
Ich kann die Stellen kaum mehr zählen, die alle einfach nur schlimm sind - ein paar Beispiele noch - [SPOILER!!]die Szene, als die hungrigen Flüchtlinge, derweil mit zwei weiteren Kindern unterwegs, an einem Haus Einlass begehren, den sie nicht bekommen, weil die Leute innen misstrauisch sind - und sie schließlich mit dem Gewehr verjagen und dabei die zwei Jungs abknallen - übertriebene Slomo des nach hinten fliegenden Jungen, bescheuerte Musik in der kompletten Szene, unglaublich gestellt wirkende Trauerszene über den Tod der Jungs von Wahlberg wie auch Deschanel, insgesamt mega gestellte Dramatik, viel zu überzogen und auch noch schlecht geschnitten. [Spoiler OFF]
Die komplette Szene, in der die Moores Schutz bei einer aus Einsamkeit schon recht verrückt gewordenen Alten suchen, fand ich sowas von dämlich, hier wollte Shyamalan wohl eine Art Hitchcock Psycho-Die Vögel-Mix als Hommage anbieten - (ich meine, auch einmal kurz Hitchcock-Musik gehört zu haben) das ging absolut daneben. Immerhin, Betty Buckley hat die kauzig-gruselige Lady Mrs. Jones ganz gut gespielt.
Traurigerweise waren die ab und zu eingeflochtenen Fernsehmoderatoren, die über die Katastrophe berichteten (den Schachzug kennen wir von Shyamalan schon aus Signs - Zeichen), die überzeugendsten Schauspieler in diesem grottuiden Machwerk.
Zur Ehrenrettung der Schauspieler sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es sicher schwer ist, bescheuerte Dialoge und schlechte (zudem fast durchgehend vorhersehbare) Inszenierungen eines ebenso schlechten Drehbuchs als Darsteller mit Leben zu füllen.
Ganz gut war eine Autoszene, in der die Insassen sich [SPOILER!!]durch ein Loch in der Deckplane des Autos denn doch noch in Selbstmörder verwandeln, leider war aber auch diese Szene so überdramatisert, dieses Loch - ja, wir habens auch nach der zweiten Einstellung davon längst gecheckt, wurde auch noch ein drittes Mal gezeigt - ein zweites Mal reicht zur Betonung der Dramatik nun wirklich! [Spoiler OFF]
Die Musik (James Newton Howard) war insgesamt zum Teil viel zu aufdringlich oder gar unpassend - und hat manch eigentlich unheimliche Stimmung, die hätte aufkommen können, zerstört - dazu die oft viel zu langen Einstellungen, die keine Spannung aufbauten, wie sich der Editor (Conrad Buff IV) wohl vielleicht dachte, sondern das Ganze oft langatmig und langweilig machten, da der Spannungspunkt ständig überzogen wurde durch die denn doch viel zu langen Einstellungen - ja, der Schnitt war insgesamt wahrlich keine Glanzleistung. Auch die Übergänge waren zum Teil ziemlich haarsträubend, ebenso manch überdramatisiertes Close-Up von sich vereinend an den Händen fassen o.ä. Klischees - oder einfach sonstigen mal wieder auch zu langen Close-Ups. Zur teilweise Ehrenrettung des Editors - wenn dieser Film das Beste ist an Einstellungen, was er aus dem Material rausholen konnte, dann geht das auch auf die Kappe von Kamera (Tak Fujimoto) und Regie.
Das Finale - dämlich, dämlich, dämlich, unlogisch, überdramatisch, platt. Ich will es hier nicht verraten, nicht einmal gespoilert - schaut es euch selbst an - wenn ihr mal ein Beispiel für einen wirklich schlechten Film sehen wollt. Ich war mehrmals versucht, weg zu zappen bei diesem schlimmen Machwerk, aber ich dachte mir, warte noch, vielleicht steigert sich es doch noch einmal. Nein, tat es nicht. Dieser Film ist reine Zeit- und für die Macher Geldverschwendung.
Fazit:
Insgesamt hat man das Gefühl, dass die eigentlich gute Idee, den Horror weniger durch gruselige Zombiemassen oder blutiges Gesplatter und Mega-Action zu inszenieren, sondern eher unheimlich mit leisen Tönen Grauen zu erzeugen durch eine Gefahr, die man nicht sieht und die jeden Moment zuschlagen kann - die sich nur durch aufkommenden Wind im Gras, den Bäumen etc. anmahnt (auch hier wird man an Signs erinnert), sowie durch Einzelschicksale, die von alles ist gut von jetzt auf gleich sich in Selbstmörder verwandeln, hier nach einem guten Anfang leider komplett in den Sand gesetzt wurde bis auf wenige Momente die okay, aber auch nicht wirklich meisterhaft waren. Diesen eigentlich wirkungsvollen Minimalismus hat Shyamalan zwar nicht grandios, aber wenigstens in großen Teilen ganz gut in Signs hinbekommen - in The Happening nicht.
Mag sein, Shyamalan stand unter Druck, er wollte eigentlich einen reinen "Natur rächt sich an Menschheit"-Streifen machen unter dem Titel The Green Effect, den wollte aber kein Studio übernehmen. Fox hat sich dann unter der Bedingung, das Script umzuschreiben, erbarmt, die Hälfte zu übernehmen, den Rest hat der indische Medienkonzern UTV geblecht - ein Fehler. Er hätte die eigentliche Geschichte lieber auf Eis legen sollen, einen guten anderen Film raushauen und damit sein Image nach dem floppenden Das Mädchen aus dem Wasser (der jedoch immerhin besser als The Happening war) aufpolieren und den Film dann, wie er mal gedacht war, nachschieben sollen.
Denn durchaus möglich, dass die Geschichte als reiner Ökostreifen mit mehr Geld (und dadurch auch vielleicht besserem Team) hätte besser werden können. So ist es eher eine Art schlimmes B-Movie geworden, was höchstens als TV-Film taugen würde - naja, auch das, wie man sieht, nicht wirklich... Also selbst schuld, lieber Shyamalan, falsche Entscheidung getroffen!
Das gibt in der Wertung dieses vorhersehbaren, langweiligen, einfach schlimmen Films in allen Bereichen einen Gnadenpunkt von 10, den MJ hier dem Machwerk ermöglicht - wenn es ginge, würde ich eine glatte Null geben - denn ein guter Start und dann nur noch großes Grauen außer wenigen, an einer Hand abzuzählenden Szenen - das ist einfach ein schlechter Film für einen halbwegs erfahrenen Regisseur und ein professionelles Team. Setzen, 6.