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The Hateful 8

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The Hateful Eight Kritik

The Hateful 8 Kritik

The Hateful 8 Kritik
0 Kommentare - 20.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Hateful 8" ist.
The Hateful 8

Bewertung: 4 / 5

Im verschneiten Wyoming einige Jahre nach dem Bürgerkrieg kämpft sich eine Postkutsche auf dem Weg zum Städtchen Red Rock. An Bord befindet sich der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell), der seine Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) übergeben möchte. Auf dem Weg steigen zwei weitere Passagiere dazu. Darunter der ebenfalls als Kopfgeldjäger tätige Marquis Warren (Samuel L. Jackson) und der baldige Sheriff von Red Rock Chris Mannix (Walton Goggins). Aufgrund des heftigen Schneesturms sind sie gezwungen in einer Hütte Zuflucht zu suchen. Diese ist ebenfalls mit dem Mexikaner Bob (Damian Bichir), dem undurchsichtigen Oswaldo Mobray (Tim Roth) und dem Cowboy Joe Gage (Michael Madsen) belebt. Außerdem befindet sich der in die Jahre gekommene Südstaaten-General Sandford Smithers (Bruce Dern) vor Ort. Schnell nehmen die Spannungen der Gruppe zu, die sich über keinen Meter vertraut.

Nachdem Quentin Tarantino mit Django Unchained (2012) seine persönliche und diesmal eindeutige Verneigung vor dem Western-Genre in die Kinos brachte, war es Jahre später fast schon irritierend, daß ein Künstler, der eigentlich seine Arbeit damit zubringt, gewissen Gernes und Filmemachern Tribut zu zollen und damit seine ganz eigene unverwechselbare Handschrift in Genre nach Genre taucht. Schon wieder ein Western? Das dürften Skeptiker sich gefragt haben, nachdem sie das erste Mal von The Hateful Eight hörten, einem Film, der auch Jahre später eigentlich immer als das schwarze Schaf in der Filmografie des Künstlers gelten sollte. Schlecht ist dann in diesem Falle aber zu jedem Zeitpunkt relativ und ohnehin einer Geschmacksfrage unterlegen. Sicher, man kann hier und da über die Einfachheit der Geschichte vom Film urteilen. Es ist doch alles recht simpel und der so angedeutete doppelte Boden, den dieser Film so sorgsam versucht zu etablieren, der ist ja schon allein ob der Charakterisierung der Figuren nicht gerade sehr sinnig. Man könnte das wohl alles sehr einfach erklären und man tut sich auch insgesamt sehr schwer, die vielen, doch aufschlussreichen Plot-Details so hinzunehmen, wenn man das eine gesagt und das andere gezeigt bekommt. Man hat es hier im Kern mit einem übergeordneten Misstrauen zu tun und dafür, daß eigentlich alle Charaktere dieses an den Tag legen, lassen doch gerade die Hauptfiguren zu Beginn erstaunlich viel durchgehen, wenn es Vertrauen geht.

Das interessante ist, daß The Hateful Eight zu keinem Zeitpunkt ein komplexer Film ist, zumindest nicht auf handlungstechnischer Ebene. Daß, was der Film versucht zu erzählen, erzählt er einfach und es ist auch zu Beginn völlig klar, worauf das hinauslaufen wird. Für einen Tarantino, der sich unter anderem auch dadurch auszeichnet, daß er sehr groteske, gar absurde, cartoonige Gewalt in Szene setzt, lässt dies doch erstaunlich lange im Film auf sich warten. Und das ist gar kein bisschen negativ gemeint, für die erste Stunde fühlt sich dieser Film doch sogar relativ familientauglich an, so scheint es zumindest. Das als Kammerspiel inszenierte Werk, handelt von moralischer Ambivalenz, ganz im Sinne der Italo-Western und ist damit weit entfernt von romantischen Blicken auf wahre Helden. Ein großes Vorbild wird sich Tarantino, wie immer an etlichen Filmen genommen haben, ganz besonders aber auch Sergio Corbuccis Leichen pflastern seinen Weg (1968). Dessen Symbolik übernimmt der Film gleich mit, indem er die eisige Landschaft auch als Metapher für die ebenso kalten Seelen in dieser verschneiten Hütte benutzt. Das ist auch gar nicht so einfach, weil Tarantino in seinem Werk kurz nach einem Krieg ansetzt, der das Land spalten sollte, der Rassenfragen aufmachte und der eine Seite als klare Verlierer dessen herausstellte. Man kann sagen, daß das natürlich allegorisch schon sehr clever ist, lässt es sich doch immerhin so genau auch auf unsere Zeit anwenden. Und dann geht die gesamte Nummer erst so richtig los.

Wem Dialoge und ganz besonders die Dialoge von Tarantino nicht gefallen, der wird mit The Hateful Eight sicherlich seine Probleme haben. Und man kommt nicht umhin daß Pacing des Films durchaus hier und da mal kritisch betrachten zu müssen. Schließlich ist gerade beim mehrmaligen Schauen des Werkes, einiges nicht mehr so spannend, wie es eigentlich mal war. Interessant ist jedoch, daß Tarantino einen Whodunit, vor dem eigentlichen Whodunit inszeniert. Menschen tragen Geheimnisse und keiner dieser Menschen ist ein Held. Natürlich ist das auch ein wenig konstruiert, weil es eigentlich auch mehr ein Zufall ist, daß genau diese acht Gestalten aufeinandertreffen. Und sympathisch ist da nun wirklich keine. Wir haben Kriegsverbrecher, Mörder, Frauenschläger, Rassisten und so weiter und so fort. Interessant ist indes, daß Tarantino seinen John Ruth wohl nach dem Vorbild Harvey Weinstein schrieb. Abwegig ist es in jedem Fall nicht. Tja und dann, dann kann man dem Film durchaus vorwerfen, daß er in einer endlos langweiligen Dialogschlacht mündet. Wie gesagt, komplex ist das nicht. Doch die wenigsten Werke von Tarantino sind wirklich komplex. Man erinnere sich nur mal an Kill Bill – Volume 1 (2003) oder auch Inglourious Basterds (2009). Doch die Frage ist ja, hat ein Film komplex zu sein? Nein, hat er nicht und es kann sogar etwas Gutes sein, wenn er es nicht ist. Dafür siegt Tarantino aber in so ziemlich allen anderen Kategorien. Besonders der Soundtrack ist hier zu loben. Ennio Morricone schuf hier fast gänzlicher Sicherheit nicht sein Meisterstück, doch die Musik ist immer noch im Vergleich zu so vielen anderen Kompositionen herausstechend und atemberaubend. Dadurch kommt direkt Spannung auf, wenn der Film nur beginnt. Atemberaubend anspannend.

Tja und dann erkennt man auch erst so richtig, wie gut bestimmte Schauspieler eigentlich sind. Samuel L. Jackson, der vielleicht der bedeutendste Schauspieler der letzten fünfzig Jahre und der nächsten fünfzig dazu ist, gibt hier eine absolut großartige Leistung ab. Gerade bei dem Mann, der einen solch enormeren Output hat, fällt nur noch selten auf, wie großartig er eigentlich ist. Und das er weder für Django Unchained, noch für diesen Film eine Oscarnominierung erhalten hat, spricht Bände über das Kunstverständnis der Academy. Ebenso brachial gut ins natürlich Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh, aber auch Walton Goggins. Besonders Goggins Rolle, die eigentlich auch wiederum wie ein Klischee wirkt, ist ja indes so interessant, als das Chris Mannix als Mann beschrieben wird, der eine wichtige, Ordnungshütende Stellung einnehmen soll. Doch eigentlich erweist er sich, mit Ausnahme vom Schluß, als knallharter Opportunist und Mensch, der eigentlich nur Marginal in der Lage ist zu denken. Schön dabei ist aber, wie er seine eigenen Vorurteile überkommen kann und dann ist es fast schon ironisch, daß Mannix, ein Rassist, mit Warren, einem dunkelhäutigen Kopfgeldjäger zusammenarbeitet.

Inwieweit das Thema Zivilisation in The Hateful Eight eine übergeordnete Rolle spielt, darüber kann man nur spekulieren und anhand der Bilder interpretieren. Klar ist, daß Tarantino seinen Film inmitten der scheinbaren Einöde ansiedelt. Klar ist, daß da gut genährte und teils Menschen unterschiedlichster „Rassen“ in dicken Fellen aufeinandertreffen. Gerade an der Figur John Ruth lässt sich das ja sehr gut erkennen. Er ist ein Mann, der eigentlich relativ gewöhnlich anmutet, sehr gewalttätig ist, in einem dicken Fall herumläuft, Leute verdrischt und teilweise tötet. Auch in seinem optischen Erscheinen findet sich da wieder etwas Animalisches. Nun wirken alle um ihn herum eher distanziert und in sich gekehrt, aber auch dort wird sich ja die rohe Gewalt offenbaren. Der Mensch wird hier zum Tier, so wie es immer bei Gewalt ist. Auch das mag ja keine besonders tiefgründige Metapher sein, ist aber eine.

Mit The Hateful Eight schuf Tarantino vor allem Theaterkino, daß sich durch einen grandiosen Cast auszeichnet. Komplexität sucht man hier vergebens und auch insgesamt mutet der Film im direkten Vergleich gar etwas einfach und konventionell an, während er dann wiederum genau das Gegenteil sein möchte. Es ist irgendwie absurd, aber dennoch ein gutes Werk.

Trailer zu The Hateful 8

The Hateful 8 Bewertung
Bewertung des Films
810

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