Bewertung: 4 / 5
Augenscheinlich handelt es sich bei The Host um einen Monster-Film. Die Amerikaner sind dran schuld, dass in der Kanalisation einer südkoreanischen Grossstadt ein menschencerschlingendes Monster sein Unwesen treibt. Als ein Mädchen einer dysfunktionalen armen Familie in die Kanalisation gerät, und sich der monsterjagende Staatsapparat als unfähig erweist, sich darum zu kümmern, da es jetzt um wichtigeres geht, macht sich diese Familie mit urzeitlicher Bewaffnung selbst in die Kanalistaion.
Bongs The Host ist wie der Name schon verrät (Host bedeutet soviel Wirt) schon in einer gewissen Verbindung zu Parasite anzusehen, wenn auch nicht ganz so symbiotisch wie der Name andeuten würde.
Trailer zu The Host
So ist ganz klar wieder der Fokus auf einer armen Familie, die sich gegen die Widrigkeiten des Lebens kämpfen muss. Wieder gibt es eine Katastrophe, hier das Monster, drüben die Flut. Hier wie da ähneln sich die Bilder und die Situationen. Und ganz klar ist die gesellschaftlich-soziale Note dem Herrn Bong ein besonderes Anliegen, Dass oberflächlich natürlich erstmal die USA an allem Schuld sein sollen, ist für den ganzen Angriff auf den eigenen Staatsapparat nicht nur scheinbar ein guter Schutzschild. Seine Anklage gegen die Missstände, verpackt in einen aberwitzigen, extrem spannenden aber letztendlich fast schon verzweifelten aussichtslosen Kampf, ist schon allerhand.
Und Bong ist ein grandioser und menschlicher geschichtenerzähler, der irgendwie sein Publikum in den meisten Fällen tatsächlich auch erreicht: War schon Memories of Murder einer der erfolgreichsten Filme seines Jahganges in Südkorea, und Mother ein veritabler Festivalhit, der zudem auch noch beim normalen Publikum in Südkorea überraschend grossen Anklang fand, ist The Host in seinem jahrgang der mit großem Abstand erfolgreichste Film. Das hat einfach seinen Grund darin, dass er erstmal eine typische Monstergeschichte erzählt, die zudem wirkliche Identifikationsfiguren bietet, da es alles verzweifelte Normalos sind. Bis hierhin hätten wir einen familiären Weissen Hai. Aber er krönt das alles mit seiner bitteren analysierenden gesellschaftlichen Note.
Das alles wunderbar in grandiose Bilder eingefangen (deren Einstellungen teilweise in Parasite zitiert werden), mit einem wunderbaren Cast rund um Sang-Kong Ho und Bae-Doo Na.
Letztendlich ist The Host tatsächlich ein thematischer Vorgänger von Parasite, und beide Filme könnten zusammen angeschaut werden.
Dennoch zu absoluter Größe fehlt - trotz des wieder einmal überragenden Endes - gerade im Mittelteil noch etwas Stringenz, hier findet er ab und zu nicht ganz die Balance zwischen Ernst und Witz. Doch auch das ist nunmal Bong in Reinform: Das geschickte Aufbrechen bierernster Situationen mit rabenschwarzem Humor. Manchmal klappt es dann doch nicht so ganz. Nicht schlimm, das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
8 Punkte