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The Liverpool Goalie

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The Liverpool Goalie Kritik

The Liverpool Goalie Kritik
0 Kommentare - 08.03.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4.5 / 5

"Fußball", findet Jos Mutter, "ist ein schönes Spiel". Aber müssen die unbedingt gegeneinander spielen? Der 13-jährige Junge hat eigentlich schon genug eigene Probleme, die sich aus Schule, dem zwei Köpfe größeren Jungen mit Namen Tom-Erik oder auch neuen Mitschülerinnen zusammensetzen, mit denen man sich vernünftig über Mathe unterhalten kann. Er bräuchte nicht zwingend noch eine neurotische Mutter. Es ist das ganz normale Leben im Herzen der Pubertät, das Regisseur Arild Andresen pointiert in Szene setzt: Die norwegische Komödie The Liverpool Goalie ist mehr als nur ein Kinderfilm.

Für einen Kinderfilm ist die norwegische Produktion des erfolgreichen Werbefilmers nämlich an manchen Stellen fast zu makaber. Nennen wir The Liverpool Goalie stattdessen den tollsten Kinderfilm für Erwachsene. Vollgepackt mit visuellen Ideen, prall gefüllt mit aberwitzigen Gedanken, die in Jos (Ask van der Hagen) Tagträumen Verwendung finden. Andresen kennt kein Pardon: Einerseits lässt er seiner Fantasie gnadenlos freien Lauf, andererseits serviert er Trauriges mit so viel trockenem Humor, dass man sich das Lachen weder verkneifen kann noch will.

Es ist natürlich nicht komisch, dass Jos Papa bei einem Unfall im Bad gestorben ist. Aber wenn der Junge mit den strubbelig orangen Haaren so darüber erzählt, schnöde unterlegt mit einem Bild von der Dusche, bekommt die Geschichte sehr viel Tragikomisches. Geerbt hat Jo von seinem Vater den Spleen, seine Finger zu trainieren. Andere Körperteile vernachlässigt er dagegen gerne. Er interessiert sich eigentlich viel mehr für Mathe als für Sport. Als Torwart sitzt er lieber auf der Bank, aber er will das Training nicht aufgeben, das lässt sein Stolz nicht zu.

Auf diese Weise rebelliert er gegen seine Mutter (Andrine Saether), weil die regelmäßig in Panik ausbricht, wenn sich ihr Sohn solchen waghalsigen Dingen wie Fußball aussetzt. Wenn sie ihn stets zurückpfeift und ihm jeden Morgen Fieber misst, könnte Jo ausrasten. Aber er ist ein ziemlich cooler Kerl, und für seine 13 Jahre mit viel hintergründigem Witz ausgestattet.

Immer wieder stellt er sich die Konsequenzen seiner Schritte vor, malt sich aus, wie sie in einem Desaster enden, sodass ihm Passivität als die beste Entscheidung erscheint. Eine der Aufgaben steht in direkter Verbindung zu Mari Lien (Susanne Boucher), die neue Mitschülerin. Ein Mädchen, das einen Plan von Gleichungen hat! Da muss einem das seelische Gleichgewicht ja durcheinander geraten. Von Liebe will hier mal noch keiner reden, aber ansprechen würde er Mari schon gerne. Doch vermutlich würde auch dies in der Katastrophe enden.

So viel kann man verraten: Es läuft besser als gedacht. Was mehr an Mari liegt denn an Jo, der sich aus seinem tristen Leben befreien will, das aus dem Sammeln von Fußballbildern besteht. Das Sammeln ist weniger spannend als die Hoffnung auf die fehlende Karte - vom Liverpooler Torhüter. Das mit dem Fußball und die schlimme Sache mit dem großen Bruder von Einar (Mathis Asker) sind ja noch ganz andere Geschichten, wie auch die Tatsache, dass Jos Mutter ein haarsträubendes Geheimnis vor ihrem Sohn hat.Man kann gar nicht alles erzählen, was in The Liverpool Goalie so nebenbei und ohne kindlich-naive Attitüde passiert. Andresen hat mit Ask van der Hagen und Susanne Boucher sympathische und solide Jungschauspieler gefunden. Sehr zu Recht wurde dieser wunderschöne (Kinder-)Film bereits bei sechs Festivals ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gläsernen Bären der Berlinale im vergangenen Jahr.

The Liverpool Goalie bekommt 4,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

The Liverpool Goalie Bewertung
Bewertung des Films
910

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