Bewertung: 4.5 / 5
Aufstrebende Wirtschaftsmacht mit Hightech-Metropolen - China baut sich die Zukunft. Allerdings auf dem Rücken der Menschen. Im Grenzland zu Korea und Russland ist vom Aufschwung zum Beispiel nichts zu spüren. Dort gibt es weder Arbeit noch Hoffnung. Nur Verzweiflung: Weil er keinen anderen Ausweg weiß, lässt sich ein Taxifahrer als Auftragsmörder anheuern. Gu-Nam (Ha Jung-woo) wird nach Südkorea geschleust um einen Geschäftsmann zu ermorden. Im Gegenzug sollen ihm seine Schulden erlassen werden. - The Yellow Sea beginnt als bitteres, kritisches Drama über das entmenschlichte Leben in einer vergessenen Gegend, wächst sich aber schnell zu einem furiosen und beklemmenden Thriller aus.
Gu-Nam schlägt sich in der unwirtlichen Gegend als Taxifahrer durch, seine spärlichen Einnahmen verspielt er beim Mahjong. Neben den Spielschulden muss er auch noch das illegale Visum für seine Frau bezahlen: Sie hat sich vor einem halben Jahr nach Seoul schmuggeln lassen, um dort zu arbeiten. Doch seitdem hat Gu-Nam nichts mehr von ihr gehört. Er hat keine andere Wahl, als auf einen Vorschlag der örtlichen Mafia einzugehen und sich im Nachbarland als Killer zu verdingen.
Einsam in einem fremden Land bleiben Gu-Nam nur wenige Tage, um seinen Auftrag zu erledigen. Und er ist nicht der Einzige, der auf den Geschäftsmann angesetzt ist. Gu-Nam zappelt bald wie eine Fliege im Netz einer brutalen Spinne. Aber er kämpft mit allen Mitteln ums Überleben: Auch wenn er weiß, dass es für ihn keinen Ausweg, keine Erlösung und kein Zurück nach Hause gibt.
Kompromisslos, vielschichtig, klaustrophobisch: The Yellow Sea kommentiert zynisch und mit absurdem Humor eine Welt, in der Verbrechen und Tod zum Alltag gehören. Es ist ein dreckiges Stück Kino, dass Regisseur Na Hong-jin tempo- und actionreich inszenierte. Er schickt Gu-Nam in eine Hölle der Gewalt, die er mit physischer Unmittelbarkeit inszeniert. Statt mit Schusswaffen aus entpersonalisierter Distanz wird mit Äxten und Messern gemordet. Das Töten ist der letzte Akt, der den Menschen hier bleibt: Und das lässt das Überleben zwecklos erscheinen.
The Yellow Sea bekommt 4,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)