Bewertung: 2.5 / 5
Zwar mussten wir satte sieben Jahre auf George Millers neuen Fantasyfilm Three Thousand Years of Longing warten, allerdings hätten wir liebend gern eine noch längere Verweildauer in Kauf genommen, wenn er im Gegenzug mehr Substanz bieten würde. Die Verfilmung der Kurzgeschichtensammlung "Der verliebte Dschinn" aus der Feder der britischen Autorin Antonia Susan Byatt hat trotz manch imposantem Shot ein großes Problem, das mit "gähnender Langeweile" umschrieben werden kann. Millers neuer Streich entlässt einen daher mit einer merkwürdigen Mischung aus Rat- und Gleichgültigkeit aus dem Kinosaal.
Three Thousand Years of Longing Kritik
Dr. Alithea Binnie (Tilda Swinton) ist eine hoch angesehene Expertin auf den Forschungsgebieten der Geschichtswissenschaft und der Mythologie. Als ihr bei einer Tagung in Istanbul ein altertümliches Gefäß in die Hände fällt, rechnet sie nicht damit, dass ein Dschinn (Idris Elba) darin ungewollt haust. Mit seiner versehentlichen Befreiung hat sich die kluge Frau drei Wünsche verdient, doch sie fürchtet die Konsequenzen, wenn sie diese ausspricht. Fortan versucht das übermächtige Wesen die Wissenschaftlerin mit fantastischen Geschichten von seinen guten Absichten zu überzeugen. Kann er sie verführen?
Trailer zu Three Thousand Years of Longing
Mastermind George Miller liefert mit Three Thousand Years of Longing eine Story ab, die trotz ihres inhaltlichen Überbaus unheimlich zerfasert und wenig pointiert daherkommt. Die in die Haupthandlung eingewobenen Geschichten versprühen selten einen frischen oder kreativen Geist. Besonders störend fällt an den einzelnen Segmenten auf, dass zwar hier und da interessante Ideen aufblitzen, diese aber selten weiterverfolgt werden.
Am laufenden Band werden von Hauptprotagonistin Alithea Kommentare zur Wichtigkeit des Geschichtenerzählens und der Einbettung in unsere moderne Lebenswelt abgegeben, wobei der eigentliche Erzählfluss immer wieder ins Stocken gerät. Dabei kommt man nicht umhin, der Lovestory von Three Thousand Years of Longing eine ungeheure Geschwätzigkeit zu attestieren. Zum Umgang mit gängigen Liebesfragen hat der Film etwa einige banale Weisheiten parat.
Durch diese Herangehensweise wirkt Three Thousand Years of Longing deutlich zu unfokussiert und auf unangenehme Weise einfältig. Man möchte Miller den Rat geben, dass er sich besser einige Tricks bei seinem Kollegen Wes Anderson abgeschaut hätte, damit die Chose um zahlreiche kleine Geschichten wenigstens mit einem Hauch unvorhersehbaren Witzes versehen worden wäre. Stattdessen bekommt man einige zwar mitunter skurrile Einfälle kredenzt, doch der zugehörige Humor verweilt auf einem arg infantilen Niveau. Sogar mit einer behäbigen Spitze zum Thema Alltagsrassismus gibt man sich an einer bestimmten Stelle der Geschichte zufrieden und lässt diesen schwierigen Plotpunkt danach im Handumdrehen fallen.
Gibt es bei alledem auch etwas Positives zu berichten? Nun, Idris Elba und Tilda Swinton liefern als ungleiches Paar eine gewohnt gute Performance ab, allerdings kauft man den beiden die knisternde Stimmung trotzdem nie so ganz ab, was wiederum am hanebüchenen Drehbuch liegt, das man ihnen vor die Füße geworfen hat. Der Spielfreude dieser beiden Schwergewichte ist es in jedem Fall zu verdanken, dass Three Thousand Years of Longing kein komplettes Desaster geworden ist. Besonders Swintons übervorsichtiges und distanziertes Spiel als alleinstehende Narratologin übt einen gewissen Charme beim Ansehen des Werkes aus.
Die fade Fantasystory wird außerdem mit einigen tollen Effekten garniert, wobei diese auf clevere Weise der Erzählstruktur dienen. Insbesondere das Sounddesign muss man hervorheben, da der von Elba gespielte Dschinn sehr sensibel auf Geräusche in seiner Umgebung reagiert. Dadurch kommt zumindest ein wenig Dramatik ins Spiel. Hier hätten wir uns über noch mehr solcher inszenatorischer Kniffe gefreut, damit die andersartige Wahrnehmung seiner Personalie herausgestellt wird. In musikalischer Hinsicht liefert Tom Holkenborg aka Junkie XL für Three Thousand Years of Longing einen routinierten Soundtrack, der allerdings echte Höhepunkte vermissen lässt.
Wie lautet nun unser Fazit? George Miller fährt eine mühsam zusammengehaltene Liebesgeschichte auf, die endlos geschwätzig ist und keine der vielen Ideen überzeugend rüberbringt. Das Schlimme an Three Thousand Years of Longing ist, dass man beinahe über die gesamte Laufzeit auf diesen einen Kniff wartet, der dem Film einen anderen Spin verleiht - tatsächlich kommt er aber nicht! Ein paar vermeintliche Rettungsanker gibt es zwar, doch bleibt der Film reichlich unbestimmt und hat abseits seiner schönen Bilder und der beiden Stars nichts weiter zu bieten. Man merkt deutlich, dass die Idee am Reißbrett durchaus Charme besessen haben muss, aber eine derartige Kurzgeschichte ohne dramaturgische Höhepunkte auf knapp zwei Stunden auszudehnen, das geht selten gut!
Wir hatten gehofft, dass Three Thousand Years of Longing einer von jenen Filmen wird, der einen beim Ansehen verzaubert, doch leider ist hier keinerlei Magie im Spiel - nur faule Taschenspielertricks für angeblich immerwährende Sehnsucht. Zu hoffen bleibt nun, dass das kein böses Omen für Furiosa ist.
Wiederschauwert: 20%