
Bewertung: 3 / 5
Wir werden in diesem Jahr nicht gerade von Sonnenschein verwöhnt und haben zudem mit vielen Unwettern zu kämpfen. Da passt es doch geradezu perfekt, dass mit Twisters der passende Film für diesen Sommer jetzt in unseren Kinos startet. Die Neuauflage des Katastrophenfilms von 1996 möchte sein Publikum genauso begeistern und unterhalten wie der damalige Hit. Doch kann dies mit kaum neuen Ideen gelingen?
Twisters Kritik
Kate Cooper (Daisy Edgar-Jones) ist einer ehemaligen Sturmjägerin, die während ihrer Collegezeit einen verheerenden Tornado miterlebt hat und nun in New York City sicher auf dem Computerbildschirm die Abläufe von Stürmen studiert. Ihr Freund Javi (Anthony Ramos) überredet sie schließlich dazu, im offenen Gelände ein neuartiges Ortungssystem zu testen. Dort trifft sie auf Tyler Owens (Glen Powell), einen charmanten, aber auch rücksichtslosen Social-Media-Superstar, der seine im wahrsten Sinne des Wortes stürmischen Abenteuer mit seiner wilden Crew gerne postet – je gefährlicher, desto besser. Während sich die Sturmsaison intensiviert, kommt es zu erschreckenden Phänomenen, die es so noch nie gegeben hat. Kate, Tyler und ihre rivalisierenden Teams müssen erkennen, dass sie sich mitten in den Bahnen mehrerer Sturmsysteme befinden, die über Zentral-Oklahoma aufeinandertreffen. Der Kampf ums Überleben beginnt …
Trailer zu Twisters
Twister erschien bereits im Jahr 1996 und wurde mit Helen Hunt und Bill Paxton in den Hauptrollen zu einem Hit, der auch in Sachen visueller Effekte damals wirklich zu beeindrucken wusste. Selbst heute kann sich der Film immer noch wirklich sehen lassen. Jetzt startet Twisters in den Kinos und lange wusste niemand so recht, ob dies eine Fortsetzung oder Neuauflage zum 90er Jahre Film darstellen soll. Es ist kein Spoiler, daher können wir es euch unbesorgt verraten: Es ist eine lose Neuauflage ohne inhaltliche Verknüpfungen. Da jedoch viele vertraute Elemente übernommen werden, handelt es sich hierbei wohl um eine Mischung aus Reboot und Remake. Und dies ist ein Problem.
Inhaltlich hat der Film schlicht nichts Neues zu erzählen. Genau wie im Original gibt es auch hier zwei rivalisierende Teams: Ein modernes, durch einen Sponsor mit den modernsten Technologien ausgestattet, und eines, welches unabhängig agiert und ihre Sachen selbst zusammenbaut. Der Film spielt jedoch mehr damit als das Original, welches der beiden Teams jetzt das sympathischere ist, wenngleich zum Ende hin doch ein deutliches Urteil gefällt wird. Beide Teams erhalten im Laufe des Films dadurch auch mehr Background und man erfährt mehr über die einzelnen Motive beider Teams. Dies klingt im ersten Moment positiv und hätte den Film tatsächlich auch aufwerten können, jedoch nur, wenn man dies auch zu Ende geführt hätte. Es werden Themen angesprochen, die tatsächlich sehr spannend gewesen wären und wodurch sich Twisters von seinem Vorgänger hätte abheben können. Doch irgendwann wird dies leider nicht weiter verfolgt. So wurde unnötig Zeit für einen Plot verschwendet, der am Ende ohnehin kaum Bedeutung für den Film hat.
Dies fällt zudem ins Gewicht, da der Film, anders als im Original, sich eben auf zwei statt nur auf ein Team konzentriert. Im Original spielte das zweite Team nur eine kleine Nebenrolle und war zudem schnell charakterisiert, sodass mehr Zeit vorhanden war, um das Helden-Team besser in Szene zu setzen und dem Zuschauer so auch die ganzen Nebencharaktere näherzubringen. Hier bei Twisters ist dies etwas anders. Hier wird die Zeit gleichwertig auf beide Teams verteilt, wodurch aber eben auch jedes der beiden Teams etwas zu kurz kommt. Und genau hier fällt dann eben noch ins Gewicht, dass wir Zeit mit unnötigen Nebenplots verschwenden und so keine Zeit mehr dafür vorhanden ist, die einzelnen Team-Mitglieder wirklich vorzustellen oder gar kennenzulernen. Hatte man nach Twister tatsächlich ein Bild von einem Team im Kopf, bleiben einem nach Twisters höchstens die Hauptcharaktere im Gedächtnis.
Die machen dafür ihren Job aber ziemlich gut. Daisy Edgar-Jones ist eine sympathische Hauptdarstellerin. Die erst 26-jährige Schauspielerin wird sicher manch einem bereits ein Begriff sein, einem breiten Publikum wird sie aber wohl erst mit diesem Film auffallen und sicher auch im Gedächtnis bleiben. Sie empfiehlt sich hier für mehr. Ihre Rolle kann dabei am besten als Symbiose der beiden Hauptcharaktere aus dem Original beschrieben werden.
Glen Powell hatte spätestens mit Top Gun - Maverick seinen Durchbruch und ist mittlerweile den meisten ein Begriff. Auch hier darf er wieder glänzen und er zählt für uns zu den Highlights des Films. Es macht einfach Spaß, ihm zuzusehen, er hat Charisma und einfach dieses gewisse Etwas. Seine Rolle kam so im Original nicht vor, wirklich originell ist sie aber auch nicht. Er spielt den typischen verrückten Cowboy mit der großen Klappe, bei dem man mit der Zeit jedoch herausfindet, dass durchaus mehr dahinter steckt und er doch gar nicht so übel ist.
Wären diese beiden Darsteller nicht, wir würden den Film vermutlich etwas schlechter bewerten. Denn so richtig verstehen wir nicht, warum es Twisters gebraucht hat. Mehr oder weniger wird dieselbe Geschichte noch einmal erzählt, mit einzig einigen kleinen Abweichungen. Es ist fast schon frech, wie sehr man vom Original übernimmt und wie wenig eigene Ideen mit eingebracht wurden. Und auch das Folgende ist überraschend: Er sieht nicht einmal wirklich besser aus als das Original. Dies ist tatsächlich ein interessanter Aspekt, über den man womöglich ganze Artikel schreiben könnte.
Denn bevor dies wie eine negative Kritik klingt: Die visuellen Effekte in Twisters sind wirklich gut und können sich sehen lassen. Generell gibt es optisch nicht viel zu kritisieren. Es ist das, was man von heutigen Effekt-Spezialisten erwarten kann. Aber schaut man sich das Original noch einmal an (was wir natürlich getan haben), so sieht Twisters eben nicht signifikant besser aus. Schon gar nicht, als lägen fast 30 Jahre an Entwicklung dazwischen. Dies, so glauben wir, ist aber eher ein Beweis dafür, wie unfassbar gut die Effekte in den 90ern bereits waren. Man muss sich nur mal Jurassic Park ansehen, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Auch der kann noch locker mit den heutigen Teilen der Reihe mithalten. Manch einer würde sogar behaupten, der damalige Film sieht immer noch besser aus. Twisters ist vielleicht der endgültige Beweis dafür, dass sich die Qualität der Effekte gar nicht so sehr verbessert haben seit den 90ern, höchstens jedoch die Anwendungsgebiete größer wurden. Waren die Effekte damals punktuell, können sie heute flächendeckend angewandt werden.
Und dies ist vielleicht ein weiterer Punkt, warum manche Filme von damals immer noch besser aussehen als heutige: Durch die gezwungene punktuelle Anwendung der Effekte musste die Inszenierung damals einfach sitzen. Heute wird einfach irgendwie inszeniert und später haut man die Effekte drauf. Dies macht qualitativ einen großen Unterschied. Ein Unterschied, der leider auch bei Twisters zu spüren ist. Heute sind mehr Effekte möglich als früher, dennoch entwickelt die Neuauflage, wenn es um die Inszenierung der Tornados geht, nicht die gleiche Wirkung wie das Original. Es entstehen nicht diese Bilder, die sich uns damals ins Gedächtnis gebrannt und auch nach dem Kinobesuch nicht mehr losgelassen haben.
Auch ein Problem ist, dass man früher genau überlegen musste, welche Effekte man nutzt und welche nicht, während man heute zumeist inflationär vorgeht. Man fragt nicht mehr, ob man es machen sollte, sondern man macht es einfach, eben weil man alles machen kann. Auch dies ist negativ bei Twisters zu sehen, vor allem an einer Szene, in der ein Tornado ein Kraftwerk auffrisst und sich zu einem Feuer-Tornado entwickelt. Das Problem ist: Dieser Effekt bietet keinen Mehrwert für den Film, da es in der Szene schlicht keine Rolle spielt, ob es ein normaler Tornado ist oder er aus Feuer besteht. Es sieht zwar schön aus, ist aber bedeutungslos.
Abgesehen von den Effekten und den Schauspielern hatte Twister vor allem ein Element, weswegen der Film damals (und auch noch heute) einfach Spaß macht: Er fühlte sich wie ein unterhaltsames Abenteuer an. Wenn der damalige Score ertönt und wir als Zuschauer mit der Kamera über die weiten Felder Mittelamerikas fliegen, diesem Auto-Konvoi folgen, bestehend aus diesen verrückten Charakteren, und gemeinsam Jagd auf Tornados machen, das hat einfach Spaß gemacht. Twisters versucht es zwar, schafft es aber nie so ganz, genau dieses Gefühl von Abenteuer einzufangen. Unter anderem wegen all der Gründe, die wir bis hierhin aufgezeigt haben, macht die Neuauflage schlicht nicht so viel Spaß wie das Original. Ohne dabei jedoch wirklich schlecht zu sein, auch dies wollen wir deutlich sagen.
Fazit
Ein Wirbelwind an frischen Ideen darf man hier nicht erwarten. Twisters punktet vor allem mit seinen sympathischen Hauptdarstellern und schönen Effekten, ist aber abseits dessen zu sehr mittelmäßige Kopie ohne neue Akzente oder gar eigenen Ideen, als dass die Neuauflage für echte Begeisterung sorgen könnte. Das Original aus dem Jahr 1996 sieht einfach immer noch zu gut aus, als dass Twisters als echte Alternative herhalten könnte. Er ist nicht schlecht und schon gar nicht langweilig, aber eben eine etwas schlechtere Version eines besseren Filmes.
Trotz all unserer Kritik: Twisters ist nicht die schlechteste Wahl, wenn man ins Kino möchte. Man wird vielleicht nicht so gut unterhalten wie beim Original, Spaß haben kann man aber auch hier, vor allem als Fan von Glen Powell. Das Ende des Films kommt ein wenig plötzlich, man lässt hier aber deutlich die Tür für eine Fortsetzung offen, der wir auch positiv entgegensehen würden. Vorausgesetzt, man hält an den Darstellern fest und bietet diesmal auch ein paar neue Ideen und schaffe es noch mehr, den Spaß von einst und das Gefühl von Abenteuer, das wir hier ein wenig vermisst haben, einzufangen.
